Grill den Bischof:Immer schön vorsichtig

Grill den Bischof: Vor der Fragerunde wurde gemeinsam gegrillt. Rund 50 Jugendliche waren zur Veranstaltung "Grill' den Bischof" im Pfarramt St.Georg gekommen. Haßlberger riet den Jugendlichen, kritisch aber auch optimistisch zu sein.

Vor der Fragerunde wurde gemeinsam gegrillt. Rund 50 Jugendliche waren zur Veranstaltung "Grill' den Bischof" im Pfarramt St.Georg gekommen. Haßlberger riet den Jugendlichen, kritisch aber auch optimistisch zu sein.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bernhard Haßlberger steht jungen Katholiken bei der Veranstaltung "Grill' den Weihbischof" Rede und Antwort. Für Veränderungen wie die Öffnung des Priesteramts für Frauen zeigt er sich offen, doch man müsse behutsam vorgehen

Von Clara Lipkowski, Freising

Bei bestem Wetter haben Jugendliche an Dienstagabend den Freisinger Weihbischof Bernhard Haßlberger mit Fragen gelöchert. Im Pfarramt St. Georg hatte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend die Veranstaltung "Grill' den Bischof" organisiert, was natürlich meinte, dass er sich auf kritische Fragen einstellen sollte. Gegrillt wurde vorab zwar auch, aber so viel ist sicher, der Bischof kam heil aus der Sache raus.

In der etwa eineinhalbstündigen Fragerunde waren politische Themen wie der Kreuzerlass der CSU ziemlich schnell abgehakt. "Dazu hat der Kardinal ziemlich deutlich seine und unsere Meinung kundgetan", sagte Haßlberger. "Denn so geht's ja nicht." Zur "Ehe für alle" sagte er: "Unsere Überzeugung ist, dass die Ehe die Verbindung von Mann und Frau ist."

Zum Auftakt wurde Haßlberger aber erst einmal mit Begeisterungsrufen im großen Saal begrüßt. Seit 24 Jahren ist der gebürtige Ruhpoldinger Weihbischof. "Wie lang noch, entscheidet der da oben", sagte Haßlberger mit einem Lächeln, "aber offiziell noch dreieinhalb Jahre, bis ich 75 bin". Dafür, dass er Weihbischof wurde, habe er nichts gekonnt, aber irgendwann, an einem Samstagabend, habe das Telefon geklingelt, als er - damals noch Direktor des Kardinal-Döpfner-Hauses - im Büro war. Der Anrufer, der zuständige Kardinal, fragte: "Sind Sie allein? Sitzen Sie gut?" "Ich war etwas verwundert, aber sagte, ja, schon." Der Heilige Vater habe ihn zum Weihbischof ernannt, hieß es am anderen Ende. Da sei er ein wenig erschrocken.

Dass er Priester werden wollte, sei ihm schon in der achten Klasse in der Volksschule klar geworden, erinnerte er sich vor den rund 50 Zuhörern, unter ihnen viele Firmlinge und Ministranten aus dem ganzen Landkreis. Wie oft er denn die Bibel gelesen habe, wollte ein junger Zuhörer wissen. "Also, dass ich vorne angefangen und hinten aufgehört habe - das hab' ich nicht." Aber in den 40 Jahren, die er jetzt Priester sei, und während des Studiums, habe er die Bibel intensiv studiert. Auch heute entdecke er darin Texte neu für sich, die er früher schon gelesen habe. "Sie ist immer ein spannendes Buch, aber ganz verstehen werde ich sie wohl nicht mehr."

Eine junge Frau wollte wissen, wann sie als Katholikin endlich Pfarrerin werden könne - "vor oder nach der Hochzeit?" Lachen im Publikum und auch bei Haßlberger. "Das weiß ich nicht", räumte er ein, aber es habe schon oft Umbrüche in der Kirche gegeben, und die Gleichberechtigung in den westlichen Ländern sei so weit fortgeschritten, dass es auf der Hand liege, Frauen auch in der Kirche in solche und generell in Führungspositionen zu bringen. Aber vorsichtig müsse man sein, niemanden zu verprellen. "Also nach der Hochzeit", sagte die Frau und grinste. "Nach meinem Tod auf jeden Fall", erwiderte er.

Die Kommunion für alle Christen sah der Geistliche kritisch. Zwischen der katholischen Kirche und Lutheranern sehe er da überhaupt keine Probleme. Aber die Reformierten, etwa in der Schweiz, hätten ein anderes Eucharistieverständnis als Lutheraner. Ebenso skeptisch zeigte er sich zur Idee, den Papst demokratisch zu wählen, die Diözesen seien sehr unterschiedlich, teuer wäre es auch und eine weltweite Wahl zu organisieren, schwierig. Dass eine Frau, bevor sie in den kirchlichen Dienst, etwa als Seelsorgerin, eintritt, vor der Hochzeit nicht mit ihrem Partner zusammen leben dürfe, sah Haßlberger dagegen locker. "Wer will denn das kontrollieren?" Wichtiger sei doch eine "überzeugende Lebenslage". Einig war man sich darüber, dass Gottesdienste aufregender gestaltet sein könnten, etwa mit Musik, die nicht nur von der Orgel kommt. Aber auch hier mahnte Haßlberger, ältere Kirchgänger nicht zu vergraulen.

Immer wieder zeigte er am Abend, dass er die Kirche zwar durchaus kritisch sieht, räumte aber ein, dass Reformen Zeit bräuchten. Er zog einen Vergleich mit einem großen Tanker auf dem Meer: "Legt der Steuermann das Steuer um, bewegt sich das Schiff eben langsam in eine andere Richtung." So sei es auch mit der Kirche.

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