Lautes Lerchenfeld:Anwohner könnten einschreiten

Lautes Lerchenfeld: Vom Krach aus dem Gewerbegebiet Clemensänger wären die Anwohner an der Carl-Orff-Straße besonders betroffen.

Vom Krach aus dem Gewerbegebiet Clemensänger wären die Anwohner an der Carl-Orff-Straße besonders betroffen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Fluglärm, Dauerrauschen von der A 92 und künftig Krach aus dem Gewerbegebiet? Die Stadt Freising will für einen Lebensmittellogistiker ihre Vorgaben für die Clemensänger lockern. Auf Lerchenfeld käme damit mehr Lärm zu.

Von Petra Schnirch, Freising

Die riesige Halle wird in Lerchenfeld schon von weitem sichtbar sein. Der Stadtrat will für das Projekt seine strengen Vorgaben für das Gewerbegebiet Clemensänger über den Haufen werfen. Vor allem aber könnte es im Süden des größten Freisinger Stadtteils noch lauter werden - alles Gründe, warum die ÖDP die geplante Ansiedlung des Lebensmittellogistikers Transgourmet sehr kritisch sieht und bei einem Stammtisch am Mittwoch im Alten Gefängnis thematisiert hat.

Mögliche Aktionen, etwa eine Unterschriftensammlung oder ein Bürgerbegehren, aber müssten von den Anwohnern ausgehen, stellte Stadtrat Ulrich Vogl klar - und die hörten aufmerksam zu.

Hoher Geräuschpegel in den frühen Morgenstunden

Vogl zitierte bei dem Treffen fast ausschließlich aus der Beschlussvorlage der Verwaltung, mit der sich der Planungsausschuss des Stadtrats Anfang September 2015 befasst hatte. Darin heißt es, dass der Geräuschpegel vor allem in den frühen Morgenstunden zum Problem werden könne. Bereits ein einzelner Lastwagen, der mit laufendem Kühlaggregat auf seine Abfertigung wartet, würde den zulässigen Immissionsrichtwert im Wohngebiet an der Carl-Orff-Straße voraussichtlich überschreiten, stellt ein auf Lärmschutz spezialisiertes Ingenieurbüro fest.

Transgourmet will im östlichen Bereich der Clemensänger auf einem sechs Hektar großen Grundstück, das sich bis zur Autobahn erstreckt, eine im Endausbau 275 Meter lange und 90 Meter breite Halle errichten. Inklusive der Dachaufbauten wäre sie 17 bis 18 Meter hoch. Das Vorhaben widerspricht dem bisherigen Konzept für das Gewerbegebiet, das eine eher kleinteilige Bebauung vorsieht, die sich gut in die Landschaft einfügt.

Stadtrat trotz Gegenstimmen für das Projekt

Auch Logistikunternehmen waren bisher unerwünscht. In einer ersten nicht öffentlichen Sitzung im Mai 2015 hatte sich eine Mehrheit im Stadtrat dennoch grundsätzlich für das Projekt ausgesprochen. Auch die Mitglieder des Planungsausschusses votierten im September mit sieben zu drei Stimmen für eine Änderung des Bebauungsplans und machten so den Weg für einen Fortgang des Verfahrens frei. Die Stadt könnte bei einem Verkauf auf einen Schlag einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag einnehmen.

Ulrich Vogl sieht dennoch keine Notwendigkeit für eine Kurswende bei den Clemensängern. Das Gewerbegebiet habe sich zuletzt gut vermarkten lassen. Der ÖDP-Stadtrat würde die kleinteilige Struktur gern erhalten. Auch Katrin Stockheim (FSM) stimmte im Planungsausschuss gegen das Projekt. Zwar wären die Einnahmen für die Stadt wichtig, räumte sie im Gespräch mit der SZ ein. Größe und Umfang des geplanten Gebäudes hält sie jedoch städtebaulich für nicht vertretbar. Mit der ursprünglichen Idee einer "gebauten Landschaft" habe das nichts mehr zu tun. Ähnlich begründete Charlotte Reitsam in der Ausschuss-Sitzung die ablehnende Haltung der Grünen-Fraktion.

Lastwagen von Transgourmet würden ab 3 Uhr beladen

Weiterer Knackpunkt bleiben die Lärmemissionen. Die Auslieferung der Waren soll nach Angaben des Unternehmens Montag bis Freitag von 4 bis 6 Uhr mit etwa 50 Lastwagen erfolgen, die Beladung würde gegen 3 Uhr beginnen. Dies soll auf der stadtabgewandten Seite erledigt werden. Problematischer, weil lauter, könnte für die Lerchenfelder das Anliefern der Frischware werden, die ebenfalls von 4 Uhr morgens an geplant ist. Dafür stünde die Nordseite der Halle zur Verfügung. Zu den Ladegeräuschen käme der Lärm durch die Kühlaggregate der wartenden Lastwagen, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Die Erfahrung zeige zudem, dass diese Fahrzeuge mitunter deutlich früher eintreffen - auch dann laufen bereits die Kühlaggregate.

Einen Anwohner verleiteten diese Informationen beim ÖDP-Stammtisch zu der Aussage, dass Lerchenfeld angesichts der bereits vorhandenen Belastungen durch Autobahn und Flughafen "fast unbewohnbar wird". Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) versicherte unterdessen, dass die Lärmbelastung während des Verfahrens geprüft werde. Stelle sich heraus, dass sie zu hoch ist, müsse die Firma oder der Planer Vorschläge ausarbeiten, wie das Problem gelöst werden könne. Die Lärmschutz-Gutachter bringen hier eine - kostspielige - Einhausung oder spätere Be- und Entladungszeiten ins Spiel. Ein solches Projekt, sagte Eschenbacher, könne an so einer Frage schon auch scheitern.

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