Circa 170 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge hat der Landkreis Freising bisher untergebracht. Bei der Herbstvollversammlung des Kreisjugendrings am Mittwoch stand das Thema "Junge Flüchtlinge im Landkreis" im Mittelpunkt. Dazu schilderte Jugendamtsleiterin Arabella Gittler-Reichel die aktuelle Situation.
Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF), für die der Landkreis derzeit sorgt, sind alle männlich und zwischen 15 und 18 Jahre alt. 69 dieser Jugendlichen leben momentan in einer Notunterkunft in der Turnhalle an der Wippenhauser Straße, 18 Flüchtlinge wohnen bei Pflegefamilien. 33 Jugendliche wurden in Jugendhilfeeinrichtungen außerhalb des Landkreises und 46 Flüchtlinge in Jugendhilfeeinrichtungen innerhalb des Landkreises untergebracht. Die Schutzsuchenden kommen beispielsweise aus Syrien, Eritrea, Somalia, wenige auch aus dem Irak.
Vor allem mit Pflegefamilien habe man gute Erfahrungen gemacht. "Die meisten Jugendlichen fühlen sich sehr wohl in den Familien, das spricht sich natürlich rum. Viele Jugendliche aus der Turnhalle wollen jetzt ebenfalls in Pflegefamilien", erzählt Gittler-Reichel. In der Turnhalle arbeiten durchgängig pädagogische Fachkräfte, dies trage häufig zur Deeskalation bei.
Bei der Unterbringung der junge Flüchtlinge seien viele Dinge zu beachten. Aktuell laufe die Suche nach geeigneten Möglichkeiten. Im Januar werde eine neue Unterkunft mit 26 Plätzen eröffnet. Der Träger dieser Einrichtung sei die Caritas.
Einige Jugendliche besuchen bereits täglich Deutschkurse, andere gehen in Berufsschulklassen. "Doch die Berufsschulklassen sind voll, hier gibt es einen viel höheren Bedarf", sagt Gittler-Reichel. Trotz des großen Engagements fehlen momentan Helfer, die ein konkretes Angebot zur Freizeitgestaltung der Jugendlichen anbieten können. Gittler-Reichel und Norbert Penning, Vorsitzender des Kreisjugendrings Freising, appellierten bei der Versammlung an die Mitgliedsverbände. Wo die Möglichkeit besteht, sollen sie Flüchtlinge in ihre Vereine integrieren. Gittler-Reichel und ihr Team planen zudem, in der Turnhalle Filme über die deutsche Kultur und das Land zu zeigen. Auch dafür benötigt man Helfer. Eine weitere Idee seien gemeinsame Kochabende. "So können die Jugendlichen am Leben hier teilnehmen und sich integrieren", erklärt Gittler-Reichel. Der Kreisjugendring plant für 2016 ebenfalls Veranstaltungen, wie beispielsweise das Familienfest auf dem Jugendzeltplatz, an denen Flüchtlinge teilnehmen können.
"Ein Problem ist, dass die Jugendlichen nicht gelernt haben, tolerant miteinander umzugehen", sagt Gittler-Reichel. Dies müsse man ihnen beibringen. Zudem stünden die jungen Burschen häufig unter Druck, da sie Geld in ihre Heimat schicken sollten. Man müsse ihnen erklären, dass es dauere, bis sie die Sprache können, integriert sind und hier arbeiten können.
Eine weitere Schwierigkeit sei, dass viele der minderjährigen Flüchtlinge traumatisiert sind von ihren Erlebnissen in der Heimat und ihrer Flucht. Diese Traumatisierung zeige sich jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt. Vor allem aufgrund von Sprachbarrieren sei es dann schwierig, Therapeuten zu finden.
"Natürlich braucht man als ehrenamtlicher Helfer anfangs etwas Geduld", gibt Gittler-Reichel zu. Zuerst müssten organisatorische Aspekte erledigt werden. Wer trotzdem Interesse hat, sich in die Freizeitgestaltung der jugendlichen Flüchtlinge einzubringen, kann sich beim Amt für Jugend und Familie melden. Eine Arbeitshilfe zum Engagement für junge Flüchtlinge gibt es auf der Internetseite des Bezirksjugendrings Oberbayern.