Die Neue bei "Cantabile": Irina Roosz drückt auf die Tube

Die Neue bei "Cantabile": Chorleitung in Aktion: Irina Roosz begleitet bei ihrer ersten Probe den Chor am Klavier. Um Männern die Töne zu zeigen, singt sie oft einfach eine Oktave tiefer.

Chorleitung in Aktion: Irina Roosz begleitet bei ihrer ersten Probe den Chor am Klavier. Um Männern die Töne zu zeigen, singt sie oft einfach eine Oktave tiefer.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Dirigent des "Vokalensemble Cantabile" Franz Burger hat nach 40 Jahren aufgehört. Seine Nachfolgerin ist die 26-jährige Irina Roosz. Bei der ersten Probe macht sie gleich Tempo.

Von Clara Lipkowski, Freising

Dass die Musik ihre Leidenschaft ist, ist bei Irina Roosz keine Floskel. Sie lebt geradezu dafür. Sie hat schon Schulmusik mit Hauptfach Dirigieren studiert und setzt noch das Studium "Chorleitung" drauf. Sie singt und assistiert in mehreren Chören in und um München. Sie unterrichtet Klarinette an einer Musikschule, übt in den Proberäumen des Münchner Gasteigs Klavier und selbst unterwegs im Zug braucht Irina Roosz keine Pause von der Musik. "Da lese ich eben Partituren oder höre Musik", sagt die 26-Jährige.

Nun ist Irina Roosz Leiterin des Freisinger Vokalensembles "Cantabile" geworden. Am Dienstagabend hatte sie die erste offizielle Probe mit den Freisinger Sängerinnen und Sängern und zog schon mal das Tempo an. "Wir haben zehn Proben und ein Probenwochenende, bis zu unserem ersten Auftritt", sagt sie mit großen Augen und einem breiten Grinsen. Im April führt der Chor erstmals unter der Leitung einer Frau ein Konzert auf.

Zuvor war Franz Burger 40 Jahre lang Leiter des Chors gewesen. Der hatte die Idee gehabt, den Chor zu gründen und ihn aufgebaut. Er war es auch, der die Musik für das erste Konzert unter neuer Leitung gewählt hatte, weil er den Chor gut kennt. Die Stabat Mater von Antonín Dvořák steht auf dem Programm. Die Marienklage besingt den Tod Jesus Christus. "Das Werk ist sehr abwechslungsreich", beschreibt sie, "da ist viel Schmerz drin, aber auch viel Geborgenheit und Trost. Ganz arg schöne Musik mit Orchester." Das Orchester liefert die Mezzosopranistin mit: Es besteht aus Studenten der Musikhochschule München.

Zuerst will sie den Chor kennenlernen. Wie singt der eigentlich so?

Und wie war nun die erste Probe? "Es lief super", sagt Irina Roosz. "Wir waren schon sehr produktiv und kamen gut voran." Erst einmal will sie aber den Chor kennenlernen. Wie singt der eigentlich so? Welche Stücke liegen ihm und vor allem: Wie nehmen die Vokalisten Ansagen der Chorleiterin auf? Wie so oft hat der Chor einen Frauenüberschuss. "Ja, das ist das leidige Thema, leider", sagt Roosz, "deswegen freuen wir uns auch sehr über Männer, die noch mitsingen wollen", sagt sie. Ohne Vorsingen versteht sich. "Jeder kann kommen und einfach mitmachen, passt es nachher doch nicht so, klären wir das ganz in Ruhe." 20 Soprane zählt der Chor, 15 Altistinnen, sechs Bässe und sechs Tenöre.

Ihre musikalischen Ideen für den Chor will sie noch nicht verraten. So viel sei aber gesagt: "Ich wünsche mir, dass der Chor flexibel ist, in dem was er singt. Das können auch A-Capella-Stücke sein, die sind besonders anspruchsvoll." Bach-Cantaten seien auch denkbar. Renaissance-Musik muss es nicht unbedingt sein, wenn es nach der Münchnerin geht, zu schwer zu singen und auch nicht so ihr Ding. "Aber alles ab Barock ist möglich", sagt sie. Durch die Ausbildung könne sie dem Chor sicher auch Stücke bieten, die er noch nicht kennt.

"Im Radio, dieses 08/15, ist mir oft zu plump"

Auch privat hört sie am liebsten klassische Musik. "Manchmal Jazz, selten Pop. Was im Radio läuft, dieses 08/15, ist mir oft zu plump", sagt sie und lacht. Den Nebenjob als Leiterin hatte Roosz nach einem aufwendigen Casting mit mehreren Konkurrenten bekommen - Chor und Jury waren von ihrer temperamentvollen und offenen Art angetan. "Ich möchte eine positive Stimmung schaffen, denn das hört man dann auch im Gesang", sagt Roosz zu ihrer neuen Aufgabe. Ein Rezept, die Sänger bei Laune zu halten, hat sie schon: Ist der Chor müde, strecken sich einfach einmal alle. Oder es wird kollektiv gegähnt. Das entspannt ja schließlich die Kiefermuskeln.

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