Genaue Untersuchung:Vorerst auf Eis gelegt

Neue Richtlinie bremst Pläne für Kläranlagenerweiterung aus

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Die Pläne hegt der Hallbergmooser Gemeinderat schon seit fünf Jahren: Zusammen mit der Erweiterung der Kläranlage im Norden des Ortes, so war das eigentlich angedacht, soll ein neuer Klärschlamm-Faulturm aufgestellt werden und Strom für den benachbarten Obdachlosencontainer und den Wertstoffhof produzieren. Fast wäre die Ausschreibung schon angelaufen, doch jetzt hat in letzter Sekunde ausgerechnet ein neues Arbeitsblatt des Wasserwirtschaftsamtes diesen ökologisch vorbildlichen Plan zumindest vorerst einmal ausgebremst. Denn Klärschlamm muss künftig nicht mehr so lange behandelt werden wie bisher - und das macht eine Erweiterung der Hallbergmooser Kläranlage für den Moment wahrscheinlich unnötig.

Für das Klima und den gemeindlichen Geldbeutel ist das freilich nur bedingt eine gute Nachricht. Denn die Hallbergmooser Kläranlage steht angesichts des Einwohner- und Gewerbewachstums mittelfristig ohnehin zur Erweiterung an, zudem arbeitet sie alles andere als umweltfreundlich. Mit viel Strom wird ein Gebläse am Laufen gehalten, das Sauerstoff in die Becken bläst, damit die Bakterien dort die Fäkalien und Abwässer schneller abbauen können. 25 Tage lang dauert es, bis akzeptable Werte erreicht werden und das Abwasser in Richtung Isar fließen darf. Aerobe Schlammstabilisierung heißt das Verfahren, für das in Zukunft eine neue Richtlinie gilt. Danach darf das Schlammalter auf 16 Tage abgesenkt werden, wenn er danach thermisch verwertet wird, was in 80 Prozent des Hallbergmooser Schlamms der Fall ist.

Inwieweit die Neuerung die Kläranlagen-Erweiterungspläne tangiert und wie lange diese geschoben werden können, all das soll jetzt eine tiefer gehende Untersuchung der Verwaltung abklären. Die Gemeinderäte im Planungsausschuss sprachen sich angesichts der Neuigkeiten dafür aus, sämtliche Aktivitäten in Sachen Ausschreibung zu stoppen. "Im Extremfall", heißt es in der Sitzungsvorlage, "könnte sich herausstellen, dass eine Schlammfaulung erst zu einem viel späteren Zeitpunkt ansatzweise wirtschaftlich betrieben werden kann".

Gleichzeitig wirft die Entscheidung aber auch noch ein neues Problem auf. Denn eigentlich hätte die Faulgas-Verstromung via Nahwärmeleitung den gemeindlichen Bauhof und außerdem den benachbarten Obdachlosencontainer beheizen sollen. Bei Letzterem ist die Sache nicht so akut, die Unterkunft wird autark mit einer Elektrowarmwasserheizung warm gehalten. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Salzlagerhalle im Bauhof bringt immerhin zehn Prozent des Strombedarfs mit ein.

Bleibt also noch der Wertstoffhof selbst, der zumindest frostfrei, in den Personalräumen auch warm sein sollte. Hier bietet sich nach Vorschlag der Hallbergmooser Verwaltung eine Gastherme an. Genügend Geld dafür ist vorhanden, schließlich sind im gemeindlichen Haushalt gut 2,5 Millionen Euro für das Projekt eingestellt. Die Entscheidung, ob die Kläranlage erweitert wird, fällt jetzt frühestens im kommenden Frühjahr.

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