Veto vom Gemeinderat :Zu viel für Tegernbach

Veto vom Gemeinderat : Der Rudelzhausener Bürgermeister Konrad Schickaneder wartet derzeit in der Sache auf eine Antwort aus dem Freisinger Landratsamt.

Der Rudelzhausener Bürgermeister Konrad Schickaneder wartet derzeit in der Sache auf eine Antwort aus dem Freisinger Landratsamt.

(Foto: Marco Einfeldt)

In der kleinen Ortschaft soll ein Heim für Aussiedler entstehen, in der Nachbarschaft will ein Hausbesitzer 47 Asylbewerber unterbringen. Der Bürgermeister hält eine solche "Zusammenballung" für nicht verträglich

Von Peter Becker, Rudelzhausen

Zwei Heime auf so engem Raum nebeneinander, das ist einfach zu viel. Dies findet jedenfalls der Rudelzhausener Gemeinderat, weshalb er den Antrag auf Umwidmung eines Wohn- und Geschäftshauses in eine Flüchtlingsunterkunft im Ortsteil Tegernbach abgelehnt hat. So eine Zusammenballung sei für den Ort nicht verträglich, sagt Bürgermeister Konrad Schickaneder (CSU). Derzeit wartet er ab, wie das Landratsamt die Situation beurteilt. Er rechne täglich mit einem Bescheid.

Konkret geht es um eine Fläche von insgesamt etwa 5000 Quadratmetern. Auf der einen Seite will Peter Meyer, Universitätsprofessor aus München, ein Heim für "deutsche Staatsangehörige oder deutsche Volkszugehörige, Vertriebene, Heimatvertriebene, Sowjetzonenflüchtlinge und Spätaussiedler" bauen. Ein Ansinnen, das in der heutigen Zeit ein wenig ungewöhnlich anmutet. Schickaneder sagt, er habe in diesem Zusammenhang eine Zahl von 250 Personen pro Jahr gehört, die ihr Glück künftig in Bayern suchen wollen. Doch das scheinen veraltete Angaben zu sein. 2013 stellten laut Bayerischem Sozialministerium 365 Aussiedler einen Aufnahmeantrag, 2014 stieg diese Zahl sprunghaft auf 855 an. Ein Bedarf ist offenbar, in welchem Umfang auch immer, vorhanden.

Meyer scheint indes einigen Bewohnern der Gemeinde suspekt zu sein, zumal er sich in der Ortschaft rar macht. Die Kritik zielt darauf ab, dass sich der Grundstücksbesitzer bislang nicht dazu geäußert habe, welche Personen konkret in dem Vertriebenenheim unterkommen sollen. Schickaneder kennt Meyer nicht näher. "Wir haben ein paar Mal miteinander telefoniert", bemerkt der Bürgermeister. Er habe Meyer vorgeschlagen, sich und sein Projekt den Anwohnern vorzustellen. Der Professor hat dies aber mit der Begründung abgelehnt, er habe schon schlechte Erfahrungen gemacht, als er sich bei anderen Gelegenheiten mit den Nachbarn mit Fragen der Grundstücksnutzung auseinandergesetzt habe. "Ich muss das so im Raum stehen lassen", meint Schickaneder dazu.

Der Gemeinderat hat jedenfalls Meyers Antrag auf Vorbescheid abgelehnt. Nicht so das Landratsamt, das anderer Auffassung ist. Es hat das gemeindliche Einvernehmen ersetzt. Die Behörde ist der Ansicht, dass so ein Aussiedlerheim durchaus mit der Wohnbebauung in der Umgebung kompatibel ist. Dies wiederum will die Gemeinde Rudelzhausen nicht auf sich sitzen lassen. Sie klagt gegen den Bescheid des Landratsamts. Deshalb sieht man sich vor dem Verwaltungsgericht München wieder. "Im Februar ist Termin", sagt Schickaneder. Theoretisch könnte auch die Auseinandersetzung um das Asylbewerberheim vor einem Richter enden. Nämlich dann, wenn das Landratsamt auch in diesem Fall die gemeindliche Zustimmung ersetzt.

Immerhin stammt der Antragsteller diesmal aus dem Ort selbst. Er möchte ein ehemaliges Wohn- und Geschäftshaus in eine Unterkunft für Flüchtlinge umwandeln lassen. 47 Personen sollen darin Platz finden. Mit dem benachbarten Aussiedlerheim könnten sich, so lauten Spekulationen, etwa 150 Menschen unterschiedlichster Herkunft in Tegernbach zusammenballen. Dass es zwischen den so unterschiedlichen Nachbarn in den Unterkünften zu Spannungen kommen könnte, hält Konrad Schickaneder für nebensächlich. Es passe halt einfach nicht zum Ort und zu dem Wohngebiet.

Von einer Unterschriftenliste, die im Dorf gegen das Asylbewerberheim kursieren soll, weiß Schickaneder nichts. Ebenso wenig wie von einer Aufforderung, eine Bürgerversammlung einzuberufen. Wenn dem so sei, werde er entsprechend agieren, verspricht Schickaneder. Derzeit wisse er aber nicht, was er den Leuten erzählen sollte, was er nicht schon in der Gemeinderatssitzung gesagt habe.

Das Freisinger Landratsamt bestätigt indes den Status quo der beiden Verfahren. Im Februar sei ein Termin vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht angesetzt, heißt es zu dem Antrag für den Bau eines Aussiedlerheims. So weit ist die Behörde bei der Umwandlung eines Geschäfts- und Wohnhauses in eine Flüchtlingsunterkunft noch nicht. "Derzeit wird die Angelegenheit seitens des Landratsamts geprüft", heißt es dazu.

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