Gemeinde hat kaum Spielraum:Sendemasten verunsichern Dorfbewohner

Mobilfunkunternehmen möchte 28 Meter hohe Anlage bei Leonhardsbuch errichten und dafür eine andere abmontieren

Von Petra Schnirch, Allershausen

Eine Kröte müssen die Leonhardsbucher wohl schlucken. Vodafone will einen 28 Meter hohen Sendemast an der Autobahn A 9 bauen. Dafür soll die bestehende Anlage auf einer Halle in der alten Ziegelei abmontiert werden - das sagt das Unternehmen zumindest zu. Die hat im Dorf für Streit und Unruhe gesorgt, aber auch gegen den neuen Standort sind bereits zwei Protestschreiben im Rathaus eingegangen. Bürgermeister Rupert Popp (PFW) will nun noch einmal das Gespräch mit einem Vertreter von Vodafone, einem Experten des TÜV Süd und mit Anwohnern suchen. Spielraum hat die Gemeinde aber vermutlich kaum, das machte Popp deutlich.

Der Bürgermeister, der selbst in Leonhardsbuch wohnt, gestand, dass ihn die Diskussion ziemlich belaste. "Ich kann machen, was ich will, ich kriege immer Gegenwind", sagte er am Dienstag in der Sitzung des Gemeinderats. Er sei für jeden Alternativ-Vorschlag dankbar. Der erste Mobilfunkmast in der Ortschaft war installiert worden, ohne die Gemeinde zu informieren. Für den neuen ist wegen seiner Höhe ein Bauantrag nötig.

Vodafone will die 28 Meter hohe Anlage im Landschaftsschutzgebiet Ampertal südlich von Leonhardsbuch zwischen Autobahn und Kanal errichten. Nach Rücksprache mit dem Landratsamt sei das in einem begründeten Ausnahmefall möglich, erklärte Popp. Als einen solchen könne man wohl den Versuch ansehen, das Dorf zu befrieden. Doch auch dieser Standort stößt bereits auf Widerstand. Ein weiter entferntes Grundstück an der Autobahnbrücke bei Eggenberg, das Popp ins Spiel brachte, eignet sich offenkundig weniger gut, weil Hügel die Reichweite beeinträchtigen.

Ein weiteres Problem: Die Gemeinde könnte rechtlich nichts dagegen tun, wenn das Mobilfunkunternehmen nach dem Bau eines neuen Sendemasten die alte Anlage nicht abmontieren, sondern weiterhin nutzen würde. Um Sicherheit zu haben, müsste sich Vodafone auf eine privatrechtliche Vereinbarung einlassen, schilderte Popp. Das aber sei ungewiss. Die Gemeinde muss sich also vermutlich auf die Zusage verlassen. Franz Groszek (CSU) sind jedoch Gerüchte zu Ohren gekommen, dass der Vertrag für den jetzigen Standort bis 2035 verlängert werden soll. Verweigert der Gemeinderat dem Bauantrag die Zustimmung, droht das Unternehmen damit, den vorhandenen Mobilfunkmast im Ort hochzufahren und auf LTE-Technik umzurüsten.

Josef Lerchl (SPD) bezeichnete den Alternativ-Vorschlag bei Eggenberg als "goldenen Weg", darauf sollte die Gemeinde pochen - dass der realisiert wird, bezweifelt aber auch TÜV-Experte Thomas Gritsch. Anton Schrödl (CSU) wies darauf hin, dass vor allem für die Tests zum autonomen Fahren künftig "gewaltige Daten bewegt werden müssen". Er schlug vor, analog zur Windkraftdebatte geeignete Standorte für Sendemasten vorzuschlagen, damit nicht einfach irgendwo gebaut werden kann. Die Zeit bleibt aber nicht, weil Vodafone den Bauantrag schon eingereicht hat. Äußert sich die Gemeinde nicht zeitnah, wird dies als Zustimmung gewertet, darauf machte Popp aufmerksam. Er regte aber an, dass Thomas Gritsch vom TÜV zwei, drei Standorte suchen solle, die man in die Diskussion einbringen könne. Auch eine Reduzierung der beantragten Höhe von 28 auf 20 Meter will er vorschlagen. Für Christian Gührs (PFW) ist es das Wichtigste, alles zu tun, um den bestehenden Mast aus Leonhardsbuch herauszubekommen. Das wäre in jedem Fall eine Verbesserung. Popp will nun alle Beteiligten an einen runden Tisch bitten. Anschließend soll der Gemeinderat entscheiden.

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