Gelungene Premiere:Inszenierung mit Zwischenspiel

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Der Renaissancehof des Kardinal-Döpfner-Hauses wird beim "Freisinger Theatersommer" wieder zur Bühne. (Foto: Lukas Barth)

Noch bis zum 9. Juli ist beim Freisinger Theatersommer "Der Diener zweier Herren" zu sehen. Auch die Pause lohnt einen Besuch

Von Jenny Schössler, Freising

Die Sonne neigte sich so langsam dem Horizont entgegen und färbte den Himmel über dem Renaissancehof des Kardinal-Döpfner-Hauses in sommerliches Blau, als am Mittwochabend die Generalprobe für den Freisinger Theatersommer stattfand. Die zuvor klassische Musik, die durch die Sitzreihen hallte, verstummte und wie auf ein geheimes Zeichen stellten sich die Schauspieler in Position.

"Der Diener zweier Herren" von Carlo Goldoni ist das diesjährige Stück, das beim Freisinger Theatersommer auf dem Domberg präsentiert wird. Nach "Plaza Suite" und "Eine Frau ohne Bedeutung" ist es die dritte Inszenierung von Rolf Demmel. Ruhig saß er an diesem Abend vor der Bühne und verfolgte das Treiben seiner Darsteller mit wachsamen Augen. Es war die letzte große Probe, bei der Fehler zwar noch erlaubt, aber nicht gern gesehen sind. Leise Musik setzte ein und ein aufwendig kostümierter Schauspieler rief mit lauter, kräftiger Stimme seinen ersten Satz dem Publikum entgegen: "Hier meine Hand". Die minimalistisch gehaltene Bühnenkulisse lenken den Blick auf die Akteure und bieten keinen Raum für Ablenkung. Einzig und allein ein Rednerpult, ein Bücherregal, ein Sessel mit einem üppigen Koch darin und eine geschlossene einsame Tür stehen auf der Bühne. Den Rest füllen die Schauspieler. Zwischen Rosenranken im Hintergrund, die sich an den Säulen zum Balkon des Haus hochangeln, in dem in Blau getauchten Flur hinter den Rosen und auf den Plätzen der Sitzreihen treiben die elf Schauspieler ihren Schabernack. Bei dem Stück aus dem Jahr 1746 handelt es sich um eine Commedia dell'arte, eine Komödie, welche die Wünsche und Bedürfnisse der Figuren offen darstellt. Die charakteristischen Kostüme des Originals finden sich auch in der Version der Freisinger Inszenierung wieder. Das ursprüngliche Maskenkonzept setzte Demmel gekonnt mit seinen Visagistinnen in Form von Farbe und Make-up um. Den Zuschauern, die zur Generalprobe eingeladen worden waren, entlockte die lebendige Inszenierung das ein oder andere Lachen. Besonders der Protagonist, ein kleiner Tölpel mit dem zungenbrecherischen Namen Truffaldino Battochio aus Bergamo, scheint an nichts anderes als an Essen zu denken. Durch seine geschickte Art mit Problemen umzugehen, kann er sich über das gesamte Stück immer wieder auf humorvolle Art und Weise aus seinen selbstgestellten Fallen herauswinden. Die vielen heiter gestalteten Szenen als auch die vielen Gelegenheiten, bei denen sich die Schauspieler direkt an das Publikum wandten, verhinderten Langatmigkeit bei der Aufführung. Ein mehrfacher Umbau der Bühnenszene sowie eine 30-minütige Pause mit Einlagen lockerten zudem die Stimmung auf. Die vorher auf ihre Rollen fixierten Schauspieler schienen besonders während eben jener Auszeit aufzublühen. Mit einem Schmunzeln lehnten die Besucher etwa dargereichte Erfrischungsgetränke, die Haarwuchsmittel, Brechreizstopper oder Kopfschmerzmittel enthielten sollten, ab. Eine der Schauspielerinnen entpuppte sich als Wahrsagerin und verriet jedem, ob er es nun wollte oder nicht, seine Zukunft. Im Hintergrund liefen die Artisten auf Stelzen herum, übten sich im Jonglieren und stemmten eine ziemlich schwer aussehende Langhantel aus Pappmaché. 30 Minuten lang unterhielten sie so das Publikum, ehe sie wieder in ihre Rollen zurückfielen und sich auf das Stück konzentrierten.

Weitere Vorstellungen finden jeweils um 20.30 Uhr am Freitag, 1., Samstag, 2., Donnerstag, 7., Freitag, 8., und Samstag, 9. Juli, statt. Neben den Schauspielaufführungen stehen auch vier Konzerte auf dem Programm. Los geht es am Sonntag, 3. Juli, um 20.30 Uhr mit einer Sommer-Serenade der Freisinger Dommusik. Weitere Infos unter bildungszentrum-freising.de.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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