Gegen den Bau von Windrädern:Notfalls wird geklagt

Der Marktrat Nandlstadt lehnt den Bauantrag für zwei Windräder ab.

Wegen des großen Interesses in der Bevölkerung berät der Marktrat in der Nandlstädter Schulturnhalle über den Bauantrag für zwei umstrittene Windkrafträder an der Gemeindegrenze zu Au. Den ablehnenden Beschluss des Gremiums quittieren die 150 Zuhörer später mit Beifall.

(Foto: Marco Einfeldt)

Unter dem Beifall von 150 Zuhörern in der Schulturnhalle lehnt der Nandlstädter Marktrat den Bauantrag für zwei Windräder ab. Sollte das Landratsamt zustimmen, will die Gemeinde vor Gericht ziehen.

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

Die Nandlstädter Markträte lehnen den Bauantrag für zwei Windräder in der Nähe von Großgründling im Haslacher Feld an der Grenze zum Markt Au einstimmig ab. Sollte die Genehmigungsbehörde, das Landratsamt Freising, dem Vorhaben der Projektgesellschaft "tetra r.e." aus Landsberg zustimmen und das gemeindliche Einvernehmen ersetzen, werde die Kommune gegen diese Entscheidung klagen, sagte Bürgermeister Jakob Hartl (Bürgerliste Nandlstadt) nach der Abstimmung am Donnerstag. Stephan Schinko, Geschäftsführer der "tetra r.e.", der auch zur Marktratsitzung gekommen war, sagt der SZ, dass sein Unternehmen an dem Projekt festhalten und dabei natürlich alle rechtlichen Vorgaben umsetzen werde.

Die Sitzung am Donnerstag war in die Schulturnhalle verlegt worden, um den Andrang von 150 Zuhörern zu bewältigen, die dann auch das Abstimmungsergebnis beklatschten. Schon vor der Sitzung war absehbar, dass die Entscheidung gegen die Windräder ausfallen würde, denn in einer Umfrage von Bürgermeister Hartl hatten sich 90 Prozent der Antworten gegen die Anlagen ausgesprochen. Auch während einer Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative "Windwahnsinn" mit zwei erklärten Windkraftgegnern eine Woche vor der Sitzung war die Stimmung unter den 250 Teilnehmern deutlich gegen die Anlagen. Dass die Abstimmung im Marktrat allerdings so einheitlich ausfallen würde, damit hatte Bürgermeister Hartl nicht gerechnet. Sogar Erhard Schönegge (Bündnis 90/Grüne), ein erklärter Befürworter regenerativer Energien, stimmte gegen den Bauantrag.

Sorge um die gesundheitliche Beeinträchtigung der Bürger

Er sei für Windkraft mit Bürgerbeteiligung, dies böte für die Kommunen viele Chancen, sagte Schönegge sichtlich bewegt. Aber die Stimmung in Nandlstadt aufgrund der geplanten Windräder mache ihm Angst. Deshalb stimme er auch dagegen, er wolle seine "Dialogfähigkeit" mit den Bürgern, die er schließlich vertrete, nicht gefährden, so der Marktrat.

Der Abstimmung des Marktrates voraus gingen vorformulierte Stellungnahmen des Bürgermeisters sowie von Franz Mayer (CSU), Michael Schranner (Bürgerliste Nandlstadt) und Michael Wagensonner (Unabhängige Wähler). Sie alle begründeten ihre Ablehnung mit der Sorge um gesundheitliche Beeinträchtigungen der Bürger und meinten vor allem, dass die 10-H-Regelung auch für die beantragten Windräder gelten müsse.

Nach der 10-H-Regel müssen Windräder das Zehnfache ihrer Höhe als Abstand zu Wohnbebauung haben

Denn der Vorbescheid für das Projekt war noch kurz vor Inkrafttreten dieses Gesetzes im November 2014 genehmigt worden. Nach der 10-H-Regel müssten die Windräder das Zehnfache ihrer Höhe von 199 Metern, also rund zwei Kilometer, Abstand zur nächsten Wohnbebauung haben. Nach der jetzt gültigen Rechtslage würden die Windräder nicht genehmigt, da der Abstand nur rund 800 Meter beträgt.

Außerdem zog Hartl die naturschutzfachlichen Gutachten in Zweifel, die Teil des Bauantrags sind. Die Methodik stimme nicht, die betroffenen Tiere seien nicht ausreichend erfasst worden, daher lehne man den Bauantrag auch aus naturschutzrechtlichen Gründen ab. Der Bürgermeister befürchtet auch, dass der Brandschutz nicht gewährleistet werden könne. Wenn das Windrad brenne, dann würde auch der darunter liegende Wald Feuer fangen. Michael Wagensonner fügte in seiner Stellungnahme an, dass man zwar die Energiewende wolle, aber nicht um jeden Preis.

Stephan Schinko kritisierte, dass in der Gemeinde gezielt Stimmung gegen die Windräder gemacht und die Bevölkerung nicht sachlich informiert worden sei. Während der Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative "Windwahnsinn", die in der gemeindlichen Schulturnhalle stattgefunden habe, seien lediglich zwei erklärte Windkraftgegner zu Wort gekommen. Vertreter der Projektgesellschaft und des Landratsamtes waren nicht eingeladen. Dies hätte aus Sicht Schinkos aber zu einer sachlichen, ergebnisoffenen Informationsveranstaltung gehört.

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