Gefeiert wird bei jedem Wetter:Musik aus der guten, wilden Zeit

Gefeiert wird bei jedem Wetter: Zwei Tage feiern und Musik hören: Das Festival "Rock am Bad" ist längst kein Insidertipp mehr.

Zwei Tage feiern und Musik hören: Das Festival "Rock am Bad" ist längst kein Insidertipp mehr.

(Foto: Marco Einfeldt)

Beim "Rock am Bad" liegt Jahr für Jahr ein Hauch von Woodstock über dem Marchenbacher Weiher

Von Katharina Aurich, Haag

Zu lässiger Rock- und Bluesmusik am lodernden Lagerfeuer haben Hunderte Besucher zwei Tage lang beim achten "Rock am Bad" gefeiert - in entspannter Atmosphäre, der auch ein leichter Schauer nichts anhaben konnte. Unter dem Zeltdach, den großen Sonnenschirmen oder auch im Regen stehend genoss das Publikum die warmen Sommerabende.

Wieder einmal erwies sich die Location als ideal: Am Waldrand stand die Bühne, auf der die Sunbear Bluesband am Freitag des kleine Festival mit gutem alten Blues eröffnete. Gerhard Veit (Gesang, Bluesharp), Stefan Leonhardt (Gitarre), Thomas Schneidawind (Bass, Gesang) und Gerhard Gruber (Drums) huldigen seit über zehn Jahren dem Blues, ihre gecoverten Songs von Eric Clapton oder John Mayall sowie eigene Stücke stimmten die Gäste auf zwei Tage Feiern, Zuhören und Ratschen mit Freunden und Gleichgesinnten ein.

Auf dem kleinen Zeltplatz am Badeweiher standen etwa 20 Zelte und Fahrzeuge, deutlich mehr als in den Vorjahren, berichtete Reinhard Lobenstock, einer der Organisatoren. Die Camper nutzten die Gelegenheit, zwei Tage in der Natur zu verbringen und nichts von der Musik zu verpassen. Ihr Nachwuchs eroberte Spielplatz und Seilbahn. Nach den Sunbears brachte die Rockband Lem Motlow aus München die ersten Zuhörer mit den Songs ihrer neuen CD "Believe" zum Tanzen. Als Drittes folgte die 1969 von Bassist Günther V. Radny gegründete Regensburger Band "The Mystic Eyes". Nach wechselnden Besetzungen sind nun Hannes Heid (Gitarre), Matthias Pfaller (Gesang), Clemens Matejka (Piano) und Ernst Jomrich (Schlagzeug) am Werk und ließen die Rockmusik aus den 60er und 70er Jahren, mit der auch die meisten Zuhörer groß geworden sind, aufleben.

Gefeiert wird bei jedem Wetter: In diesem Jahr war auch die englische Band "Dull Knife" dabei.

In diesem Jahr war auch die englische Band "Dull Knife" dabei.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Festival "Rock am Bad" ist ein fast anarchistisches Phänomen, ein harter Kern von fünf Freunden sowie ein Kreis von rund 40 Helfern stellen alljährlich bei jedem Wetter die Konzerte auf dem Gelände der Gemeinde auf die Beine. Die Bands verlangen nicht viel Gage, "wir haben viel mehr Anfragen, als Gruppen spielen können", sagt Lobenstock. Die Organisatoren sind selbst oft auf Festivals unterwegs und suchen die Bands aus, die ihnen gefallen. Über den Getränke- und Essensverkauf sowie aus Spenden bleibt alljährlich ein Überschuss, der für soziale Projekte in der Gegend gespendet wird.

Den zweiten Tag des Festivals bestritten englische und amerikanische Bands, die "Monkey Day Parade" aus Ohio, Freunde von "Simeon Soul Charger", die wirkten, als wären sie direkt aus Woodstock eingeflogen - sie zelebrierten das Flower-Power-Feeling der 60er Jahre. Dem schlossen sich die "Simeons" an, die nochmals alle Register zogen und von ihren Fans aus dem ganzen Landkreis bejubelt wurden - denn dies war einer ihrer letzten Auftritte vor der Auflösung der Band im Oktober. Extra aus England eingeflogen wurden "Dull Knife", die Überraschung des Abends. Bassist und Sänger George Woosey sowie Drummer Jack Greenwood gehören zur Rocklegende "The Pretty Things", eine der wildesten Bands der 60er, die immer noch aktiv ist. Der Sound ging schon beim ersten Stück unter die Haut. Vor allem Wooseys rauchige, sonore Stimme streichelte die Ohren, die Bassläufe und das druckvolle Schlagwerk wirbelten durch die Nacht. Kein Wunder, dass bei so viel Power kurz der Strom ausfiel.

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