Geerbter Job:Sicher über die Straße

Geerbter Job: Ehrenamtliches Engagement ist Gabriele Kirschner wichtig.

Ehrenamtliches Engagement ist Gabriele Kirschner wichtig.

(Foto: Marco Einfeldt)

Seit zehn Jahren ist Gabriele Kirschner einmal in der Woche als Schulweghelferin im Einsatz. Die Freisingerin findet es wichtig, sich neben ihrem Beruf sozial zu engagieren - und dass Kinder Eigenverantwortung beigebracht bekommen

Von Benjamin Reibert, Freising

Gabriele Kirschner ist gerne an der frischen Luft. "Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen", sagt die Reiseverkehrskauffrau und nimmt im Außenbereich eines Freisinger Cafés Platz. Die Mutter von zwei erwachsenen Kindern, die Tochter 20, der Sohn 17, hat vier Stunden geschlafen und ist dennoch putzmunter, wenn sie über ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Schulweghelferin spricht. "Ich bin morgens sofort hellwach und emotionsgeladen, das hängt natürlich mit meinem Beruf am Münchner Flughafen zusammen."

Dort geht sie ihrer eigentlichen Tätigkeit nach und könnte einige skurrile Geschichten von gestrandeten Passagieren erzählen. Doch dafür habe sie keine Zeit, da sie sich in ihrer Freizeit sozial engagiere. Seit nunmehr zehn Jahren steht die 54-Jährige an ihrem freien Tag unter der Woche in aller Herrgottsfrühe auf, um Grundschulkindern ein sicheres Gefühl zu geben. "Einer meiner Nachbarn hatte mich damals gefragt, ob ich ihn als Schulweghelferin beerben möchte", erzählt die gebürtige Oberhauserin, die im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern nach München zog und wegen der Liebe nach Freising kam. "Seitdem stehe ich an der Münchner- und Seilerbrücklstraße und passe auf."

Sie liebe Kinder, erläutert die Blondine mit den hellblauen Augen. "Ich bin ebenso noch im Verein Mibikids aktiv. Das ist ein Verein von einem Migranten für Migranten und lebt von Spenden." Die Einsatzstelle teilt sie sich mit fünf weiteren Helfern: "Wir haben extra eine "Whatsapp"-Gruppe gegründet, um uns schneller zu organisieren, wenn mal einer krank ist oder kurzfristig ausfällt." Die anderen Helfer in Freising suchten meist den Umweg über die Stadt, wenn sie einen Springer benötigen. "Wir aber nicht", erzählt Kirschner stolz, "bei uns gab es bislang keinen Tag, an dem niemand in unserem Einsatzbereich stand." Seit neuestem stehen sie sogar zu zweit an ihrem Einsatzort, "weil bei uns 50 bis 70 Schüler morgens zusammenkommen", erklärt Kirschner, und das sei eine große Herausforderung.

Zu prekären Situationen könne es auf den beiden viel befahrenen Straßen immer mal wieder kommen. "Wir müssen die Kinder im Winter schon mal ermahnen, nicht mit Schneebällen zu werfen, denn das kann für sie und den Straßenverkehr gefährlich werden." Dazu sollten die Kleinen den nötigen Respekt vor ihren Mitmenschen nicht vergessen, sagt Kirschner. Zu Beginn ihrer Tätigkeit sei dieser noch stärker vorhanden gewesen, "aber heute fällt vielen schon ein 'Hallo' oder 'Guten Morgen' schwer." Dass sie für ihr Engagement Geld bekommt, ist der zweifachen Mutter nicht wichtig: "Wir erhalten als Aufwandsentschädigung für jede volle Stunde 7,50 Euro, für jede halbe 3,25. Aber das ist nicht mein Ansporn oder meine Motivation, warum ich es mache, obwohl meine Kinder längst nicht mehr in der Grundschule sind." Es sei eine wichtige Sache, betont Kirschner. Es ist ihr eine Herzensangelegenheit, für die Sicherheit der Erst- bis Viertklässler zu sorgen. Eine Würdigung für ihren Einsatz sei die Weihnachtsfeier, zu der die Stadt ihre Helfer einlädt. Solange die Arbeit Spaß mache, möchte sie weitermachen. "Anderen zu helfen ist eine gute Sache." Das zeichne eine Gemeinschaft aus. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass Eltern ihren Kindern mehr Eigenverantwortung mitgeben. "Das wäre wunderbar!"

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