Fundstücke unterm Hammer:Drei, zwei, eins - und die Motorsäge geht an...

Am Münchner Flughafen bleibt etliches liegen. Schnäppchenjäger freuen sich, denn die Fundstücke werden versteigert. Dabei gibt es viele Überraschungen. Eine Reportage in Bildern.

Tobias Dorfer

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Quelle: Marco Einfeldt

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In der Luft liegen Gier und der Geruch von Brathähnchen. "Geh' mir aus der Sicht", sagt mürrisch ein Rentner, der sich bestimmt schon vor einer Stunde einen Platz ganz vorne im Festzelt gesichert hat. Ein wenig geht es vorne an der Bühne im Festzelt des Volksfestes von Hallbergmoos zu wie beim Start des Sommerschlussverkaufs bei Karstadt. Man schaut. Man mustert die anderen Besucher, die zur Fundsachen-Versteigerung des Münchner Flughafens gekommen sind. Aber man wahrt Haltung. Immerhin: Es ist noch Platz im Zelt, drei Viertel der Bänke sind an diesem Samstagmittag belegt.

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Quelle: Marco Einfeldt

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Melanie, Roman, Jaqueline und Christoph sind zum ersten Mal hier. 50 bis 100 Euro wollen sie investieren. Einen Ipod hätte Melanie gerne. Aber jetzt singt erst einmal der Bürgermeister.

Klaus Stallmeister trägt eine Trachtenweste und ein Hemd - und früher hat er auch mal Musik gemacht, sagt er. Mit Freunden hätten sie damals immer dieses Lied gesungen, The Auctioneer heißt der, und passt natürlich gut an einem solchen Tag. Und so steht Stallmeister nun auf der Bühne und rattert den Text herunter. "Twenty-five dollar bid it now, thirty dollar, thirty, will you gimme thirty, make it thirty". Er kann das gut. Selbst Sepp Mitermeier ist beeindruckt.

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Quelle: Marco Einfeldt

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Mittermeier ist der Auktionator. Seit 30 Jahren macht der Vater von Comedian Michael Mittermeier den Job. Angefangen hat er damit, Pferde und Rinder an den Mann zu bringen.

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Quelle: Marco Einfeldt

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Jetzt versteigert er Koffer für den guten Zweck - und wundert sich, dass es offenbar Menschen gibt, die selbst Motorsägen am Flughafen liegen lassen.

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Quelle: Marco Einfeldt

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Jede Menge Handys stehen zum Verkauf, Digitalkameras, Armbanduhren, Modeschmuck, Gehstöcke, Regenschirme, Feuerzeuge - aber auch ausgefallene Dinge wie eine Lederpeitsche oder ein Klodeckel sind im Angebot.

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Quelle: Marco Einfeldt

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Den bunten Klodeckel haben zwei Mädchen für 25 Euro abgestaubt - zusammen mit einem knallrosa Cowboyhut und anderem Krimskrams. Jenny und Tina Geigl müssen zum Glück nicht selbst bezahlen, das erledigt der Vater. Um den Hut ist es der Familie gegangen, den kriegt die Mama, sagt Jenny (rechts). Und den Klodeckel? "Den kriegt unser Klo."

Versteigerung, Hallbergmoos, Flughafen München

Quelle: Tobias Dorfer

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Marketa Märzluft hat es auf ein dickes altes Buch abgesehen, das ein wenig aussieht wie eine historische Bibel. Und irgendwie ist es auch eine Bibel, eine Modebibel. Etliche Ausgaben von Basar, der "ersten Damen- und Modenzeitung", sind darin zusammengefasst. Dazu gibt es zwei Puppen und ein buntes Tuch. 45 Euro muss die Friseurin am Ende dafür ausgeben. Die Basar-Ausgaben soll ihr Vater bekommen. "Wenn er das Buch nicht möchte, stelle ich es in meinem Friseursalon aus", sagt Märzluft.

Versteigerung, Hallbergmoos, Flughafen München

Quelle: Tobias Dorfer

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Plötzlich kommt ein lauter Schrei aus dem hinteren Teil des Zelts. "Im hässlichsten Koffer sind die geilsten Sachen", ruft Rupprecht Wojaczek, der einen Überraschungskoffer ersteigert hat und nun hochzufrieden auf einen ziemlich neuen Blackberry schaut. Sofort umringen die ersten Schaulustigen den Tisch. Es befinden sich noch weitere Schätze im Koffer. Ein Givenchy-Parfüm, Kleider, eine ziemlich alte Fotokamera und jede Menge Schmankerln von Dallmayr. "Für 170 Euro kann man da nix sagen", findet Wojaczek, der eigentlich eine Spiegelreflexkamera ersteigern wollte.

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Quelle: Marco Einfeldt

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Mehr als 50.000 Gegenstände bleiben jedes Jahr am Münchner Flughafen liegen - und da sind die Koffer, die nicht vom Förderband mitgenommen werden, noch gar nicht mitgezählt. Diese Koffer versteigern die Airlines selbst. Wenn Fluggäste ihr Feuerzeug bei der Kofferkontrolle abgeben müssen, im Wartebereich die Handtasche vergessen, im Klo das Handy oder beim Sprung in die S-Bahn die Digitalkamera, dann landen die Sachen irgendwann bei Josef Rankl, dem Leiter des Fundbüros. Ein halbes Jahr liegen sie da, warten darauf, dass sich der Besitzer meldet - und wenn er sich nicht meldet, dann werden die Sachen versteigert. Zuvor haben Rankls Mitarbeiter die Koffer durchgeschaut und alle persönlichen Gegenstände aussortiert. Was übrig bleibt, kommt unter den Hammer für den guten Zweck. Entweder einzeln, im Paket - oder in den begehrten Überraschungskoffern. Im Hallbergmooser Festzelt werden etwa 250 Artikel angeboten. Der Erlös geht an den Hallbergmooser Sozialfonds und die Stiftung Hallbergmoos hilft.

Versteigerung, Hallbergmoos, Flughafen München

Quelle: Tobias Dorfer

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Dass die Koffer häufig nicht das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, weiß Magdalena Schmidt. Die 27-Jährige, die derzeit ihre Diplomarbeit schreibt, findet, dass die Überraschungskoffer völlig überteuert sind. Sie bietet bei Paketen mit, wo sie den Inhalt genau kennt. "Da sind oft teure Düfte drin", sagt sie und zeigt ihre Escada-Jacke, die Tischdecke, das Parfüm und ihre anderen Schätze.

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Quelle: Marco Einfeldt

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Immer weiter geht es. Ein Warndreieck mit Ladegerät und Lenkradsperre findet für 15 Euro einen Käufer. "Fünf, zehn, fünfzehn, zwanzig, zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten" - Auktionator Mittermeier ist in seinem Element. Dann ist auch das Kinderpaket - bestehend aus Luftmatratze, Lego-Set, Wachsmalstiften, einem Teddybär und einem Setzbaukasten - weg. Eine Digicam wird für 15 Euro an die Frau gebracht, eine Goldkette bringt 75 Euro ein.

Versteigerung, Hallbergmoos, Flughafen München

Quelle: Tobias Dorfer

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Alles findet an diesem Nachmittag seinen Käufer, auch die 50 Sonnenbrillen, die der Franzose Jean-Philippe Babouot ersteigert hat. Seine Cousine feiert im Juni ihren 50. Geburtstag, sagt er, und da seien die Brillen das ideale Geschenk. Laurianne (links) und Margaux dürfen schon mal probetragen.

Versteigerung, Hallbergmoos, Flughafen München

Quelle: Tobias Dorfer

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Um den Koffer geht es auch Angie Weist-Ortbauer, die den teuersten Überraschungskoffer des Tages ersteigert. "Ich hab gleich gewusst, den will ich haben", sagt die Unternehmerin - und ist nun völlig beeindruckt, was alles in einen kleinen Trolley hineinpasst.

Versteigerung, Hallbergmoos, Flughafen München

Quelle: Tobias Dorfer

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Blusen und Jacken en masse, Bücher, eine Stoffschildkröte, eine goldene Handtasche, Parfüm - und all das für 215 Euro. "Nicht schlecht", findet Angie Weist-Ortbauer und stärkt sich einmal mit einem Prosecco.

Versteigerung, Hallbergmoos, Flughafen München

Quelle: Tobias Dorfer

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Und auch Melanie, die unbedingt einen Ipod haben wollte, hat es geschafft: In ihren Händen liegt ein kleiner silberner Ipod-Shuffle. Für gerade einmal 35 Euro.

© sueddeutsche.de/leja
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