Frist bis zum 1. September:Zu klein für den großen Markt

Frist bis zum 1. September: Antje Elle und Baldovino Mattiazzo mit der neuen Kollektion. Die Lager sind voll, doch es fehlt Geld für den Vertrieb.

Antje Elle und Baldovino Mattiazzo mit der neuen Kollektion. Die Lager sind voll, doch es fehlt Geld für den Vertrieb.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Modefirma Duca del Cosma aus Hallbergmoos, spezialisiert auf den Golfsport, steht vor der Insolvenz und sucht einen Investor. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn Qualität und Design haben einen guten Namen

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Nicht immer gehen Erfolgsgeschichten gut aus. Dem internationalen Modelabel Duca del Cosma aus Hallbergmoos, spezialisiert auf Mode rund um den Golfsport, droht nach elf Jahren die Insolvenz. Noch bis 1. September hat Insolvenzverwalter Stefan Waldherr von der Kanzlei Jaffé Zeit, um einen Investor für das Unternehmen zu finden. "Nach meinen ersten Eindrücken halte ich Duca del Cosma für ein zukunftsfähiges Unternehmen. Insbesondere die Marke, die für Innovation, italienische Eleganz und hohe Qualität steht, dürfte für viele potenzielle Investoren hoch interessant sein", sagt Waldherr nach einer ersten Einschätzung. Rund 200 mögliche Investoren wurden angeschrieben. "Die Resonanz ist durchaus gut", sagt Waldherr.

Duca del Cosma hat seit der Gründung 2004 als Pionier im Markt für Golf-Schuhe und -Bekleidung Erfolgsgeschichte geschrieben. Den Marktdurchbruch schaffte das von Antje Elle und dem Designer Baldovino Mattiazzo gegründete und geführte Unternehmen, das zuerst in Freising beheimatet war, mit der Entwicklung der ersten "Spikeless" Golf-Schuhe, das sind Schuhe mit Gumminoppen statt mit Stahlstiften. Ein Auftrag von Karstadt Oberpollinger 2005 bracht schnell den Durchbruch. Seit 2008 wurde die Kollektion gezielt um Textilien und Accessoires erweitert. Nebenbei wurde der Vertrieb durch Distributoren in Korea und Japan aufgebaut. Die Internationalisierung ging stetig voran, zeitweilig war die Marke mit ihren 15 Mitarbeitern in der Zentrale in Hallbergmoos in 37 Ländern vertreten. Die Produktion wurde vor ein paar Jahren zudem von China zurück nach Europa, nämlich nach Portugal, verlegt. Umsätze zwischen 3,5 und 5 Millionen Euro im Jahr wurden erwirtschaftet.

Dann kam der weltweite Einbruch im Sportartikelmarkt. Die Umsätze gingen zurück, bei den weltgrößten Anbietern, den "Global Playern" wie Adidas, sanken sie um bis zu 30 Prozent. "Wir haben uns versucht, anzupassen, neue Kollektion auch für den Lifestylebereich mit Straßenschuhen und Bekleidung entwickelt, aber wir mussten ja bei der Produktion finanziell in Vorleistung gehen", sagt Antje Ellen. Kurzarbeit wurde beantragt, Personal reduziert. "Global Player können solche Einbrüche mit anderen Sparten ausgleichen, kleinere Firmen nicht", sagt Waldherr. Letztendlich droht Zahlungsunfähigkeit. Waldherr sieht jedoch beste Chancen, dass die Firma gerettet werden kann, da sie inzwischen einen Namen in der Branche habe. Duca del Cosma erhielt eine Vielzahl von Design- und Qualitätspreisen wie etwa den Golf Europe Product Award, den Plus X Award und den Red Dot Design Award. Heute nimmt das Unternehmen als Gesamtanbieter von Schuhen, Bekleidung und Accessoires eine gute Position in dieser Branche ein. Fachmagazine schreiben, dass Designer Baldovino Mattiazzo mit seinem Stil die "Golf-Mode verändert und frischen Wind in die gesamte Branche gebracht" habe.

Auf diese Qualitäten setzt der vorläufige Insolvenzverwalter. "Wir haben hier keine Billigware. Beim Klientel im Golfsektor würde man sich mit schlechter Qualität und schlechtem Design keinen Namen machen", sagt Waldherr. Zurzeit seien die Lager mit der neuen Kollektion "prall gefüllt", aber mit Sicherheiten durch die Banken belastet. Doch man habe erreicht, dass der Betrieb weiter laufe. "Seit 2012 befinden wir uns in einem Restrukturierungsprozess. Um diese Situation erfolgreich zu bewältigen, haben wir uns entschlossen, frühzeitig Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen. Mit den Sanierungsinstrumenten, die uns das Insolvenzrecht zur Verfügung stellt, können wir eine rasche Restrukturierung unseres Unternehmens erreichen und den Weg für eine erfolgreiche Zukunft ebnen", hofft Geschäftsführerin Antje Elle.

Waldherr setzt auf Markennamen und den Kopf hinter dem Design: Baldovino Mattiazzo. "Der Weg stimmt. Weg vom reinen Golfsport, hin zum Lifestyle, mit Schuhen die man auch auf der Straße, im Büro zum Ausgehen tragen kann." Doch die Ware müsse nun verkauft und vertrieben werden. Zudem stehe die Entwicklung der Modelle für 2016 an. Für alles sei aber Geld nötig - das derzeit nicht da sei. Deshalb soll alles verkauft werden - Markenname und Design. "Am besten an einen strategischen Investor, der auch Produktionsstätten und einen Vertrieb hat, oder einen Finanzinvestor", sagt Waldheer.

So ganz glücklich sehen die Unternehmensgründer Antje Elle und Baldovino Mattiazzo bei dem Gedanken an einen Verkauf nicht aus, aber Name und Design sind zwei unverwechselbare Dinge, und die soll es auch nach dem 1. September noch geben.

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