Freude am Ausprobieren:Ein Zuhause für die Kunst

Freude am Ausprobieren: Jutta und Jürgen Weichmannbringen Kunst nach Osterwaal. Dafür wurden sie mit dem Kulturanerkennungspreis des Landkreises ausgezeichnet.

Jutta und Jürgen Weichmannbringen Kunst nach Osterwaal. Dafür wurden sie mit dem Kulturanerkennungspreis des Landkreises ausgezeichnet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Jutta und Jürgen Weichmann organisieren seit vielen Jahren auf ihrem Anwesen in Osterwaal Ausstellungen. Für ihr Projekt "Kunst in Osterwaal" erhalten sie den Kultur-Anerkennungspreis des Landkreises Freising

Von Katharina Aurich, Au

"Wo liegt denn Osterwaal?", fragen sich sicher so manche Leute, die zum ersten Mal von einer Kunstausstellung in dem kleinen Dorf in der Marktgemeinde Au hören. Hier leben Jutta und Jürgen Weichmann, die vor 28 Jahren in Langenbach lebten. Weil ihnen die Nähe zum Flughafen im Moos, der sich damals noch im Bau befand, nicht geheuer war, kauften sie ein altes Hopfenbauernanwesen, begannen selbst Kunst zu schaffen und ein- bis zweimal im Jahr mit Künstlern auf ihrem Hof eine Ausstellung zu organisieren. Für dieses Projekt "Kunst in Osterwaal" erhalten die beiden 2018 den Kultur-Anerkennungspreis des Landkreises Freising.

Das alte Anwesen hatte es dem Paar sofort angetan, obwohl es "zu Tode" renoviert gewesen sei und kaum noch etwas Ursprüngliches zu sehen war, erinnert sich Jürgen Weichmann, der als Professor für Gartenbau an der TU München in Weihenstephan lehrte und forschte. Viele Jahre lang renovierte das Ehepaar ihr neues Zuhause, das später ebenso ein Zuhause für die Kunst wurde. Denn inzwischen hängen überall an den Wänden Bilder, die Jutta Weichmann aus Acryl, Teer oder Asche gestaltet. Im Garten sind zahllose Skulpturen aus Ton aus den Händen des inzwischen 76-jährigen Jürgen Weichmann ausgestellt.

Die Nebengebäude, in denen jetzt im Winter Holz und allerlei Gerätschaften lagern, werden im Frühjahr ausgeräumt und für die nächste Ausstellung hergerichtet. Dafür hängen an den Decken Strahler und Lampen, Sockel warten auf neue Skulpturen. Im Frühjahr erwacht der verwunschen wirkende Garten mit seinen Winkeln, Treppchen, einem Pavillon, Pergola und Gewächshäusern: Ein kleines Paradies, in dem Kunst und Pflanzen eine gelungene Symbiose eingehen und jedes Jahr eine wachsende Besucherzahl anziehen. "Wir möchten unsere Sachen auch zeigen und vor allem Kunst auf das Land bringen", beschreibt Jutta Weichmann den Motor ihrer Schaffenskraft und Gastfreundschaft. Denn jedes Jahr werden zwei bis drei Künstler zur Ausstellung nach Osterwaal eingeladen, die während dieser Zeit bei den Weichmanns wohnen.

Das Ehepaar stammt aus Franken, wo Jutta Weichmann den Beruf der "Gebildehandstickerin" lernte und damals ihr künstlerisches Talent entdeckte. Als ihre drei Kinder aus dem Haus waren, begann sie sich zunächst mit Ton zu beschäftigen und stellte Gefäße her, allerdings nicht an der Scheibe, sondern aus Platten. Daher war eine der ersten Anschaffungen eine Plattenwalze, danach kam ein Rakuofen dazu. "Die geschwärzten Flächen korrespondierten wunderbar mit Silber", erinnert sich Jutta Weichmann, so dass sie schließlich Schmuck herstellte. Dann begann sie zu malen und mit Materialien wie Asche oder Teer zu experimentieren.

Die beiden Künstler, die ihre Fertigkeiten immer wieder in Kursen und Weiterbildungen erweitern und vervollkommnen, eint die Freude am Ausprobieren. In ihrer Werkstatt mit den großen Fenstern und dem freien Blick in die Landschaft arbeiten sie oft Seite an Seite, die Ideen fliegen hin und her und die Lust am Experimentieren schafft immer wieder überraschende Effekte. Manches werde natürlich verworfen oder misslinge, sagen die beiden.

Jürgen Weichmanns Interesse gilt zur Zeit figuralen Werken aus Ton. Bisons, kämpfende Rinder oder ein Pferdekopf sind beinahe lebensecht in ihrer Bewegung fest gehalten. Die weiblichen Akte dagegen strömen eine beruhigende Ruhe und Gelassenheit aus. Viel Aufmerksamkeit verwendet der Professor auf die Gestaltung der Oberflächen seiner Keramiken, die er strukturiert und mit Oxiden behandelt. Außerdem entwickle er im Moment einen Gas betriebenen Brennofen als Ergänzung zu den vier elektrischen, schildert er sein neues Projekt. Das Haus im Lohweg 4 in Osterwaal ist nicht nur zu den Ausstellungen, sondern fast immer für Besucher offen, sagen die Weichmanns. Dazu muss man sich nur anmelden (0 87 52/16 87).

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