Freiwilligendienste werden immer beliebter:Zur Orientierung ins Seniorenheim

Auch im Landkreis Freising bieten viele soziale Einrichtungen und Verbände einen ersten Einblick in die Arbeitswelt. Die jungen Leute danken es meist mit großem Engagement

Von Gudrun Regelein, Freising

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) wird immer beliebter. In Bayern nehmen an dem Projektjahr, das noch bis Ende August läuft, über 4000 junge Menschen teil - etwa 200 mehr als noch ein Jahr davor. Auch im Landkreis ist das FSJ eine Erfolgsgeschichte: Immer mehr junge Menschen engagieren sich freiwillig für Kinder, Senioren, kranke oder sozial schwache Menschen oder auch für den Schutz der Umwelt. Thomas Winter, Bereichsleiter der Offenen Behindertenarbeit in der Lebenshilfe Freising, kann zumindest für die Lebenshilfe den Trend bestätigen. Dort seien bayernweit alle Stellen besetzt, derzeit gebe es sogar eine Warteliste. "Mit so einer positiven Entwicklung habe ich nicht gerechnet", sagt Winter. "Ich habe das pessimistischer eingeschätzt."

In Freising werden in der Offenen Behindertenarbeit ab September zwei neue Freiwillige tätig sein, ein dritter Interessent habe sich kurzfristig noch umentschieden. Er freue sich über die große Nachfrage, denn er habe mit den FSJlern überwiegend positive Erfahrungen gesammelt, sagt Winter. Diese zeigten sich sehr motiviert und hätten in der Offenen Behindertenarbeit eine "große Bedeutung". Denn ohne die Freiwilligen, die in der Woche 39 Stunden arbeiten und häufig als Begleiter, beispielsweise zu Veranstaltungen oder Tagesausflügen, eingesetzt werden, müsste man mehr ehrenamtliche Helfer engagieren. "Das aber würde den Organisationsaufwand enorm steigern."

Gründe für die jungen Menschen, sich für das FSJ zu entscheiden, gebe es verschiedene, berichtet Winter. Viele wollten berufliche Erfahrungen sammeln, in den sozialen Bereich hineinschnuppern oder sich vor ihrem Studium oder der Ausbildung erst noch orientieren. Andere dagegen würden das Jahr nach der langen Schulzeit zur Reflexion nutzen, also eine Art Auszeit nehmen.

Auch Felix Trautmann, Fachreferent für das Freiwillige Soziale Jahr vom Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, hört als Grund für die Entscheidung, ein FSJ absolvieren zu wollen, häufig den Wunsch nach einer beruflichen Orientierung. Ein anderer, relativ großer Teil der Bewerber möchte mit dem FSJ einen "Fuß in die Arbeitswelt" bekommen. Die 100 Stellen, welche die Caritas in Kooperation mit dem Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) anbietet, seien für das neue Jahr alle besetzt. "Es hat, wie auch in den Vorjahren, wieder mehr Bewerber als freie Plätze gegeben", berichtet Trautmann. Die Nachfrage steige, das FSJ sei ein Erfolgsmodell. Bereits vor drei Jahren habe man deshalb die Stellen von 80 auf 100 aufgestockt. Vor allem junge Frauen interessierten sich für das Freiwillige Jahr, die meisten von ihnen würden am liebsten im Kinder- und Jugendbereich arbeiten. Daneben könne er Stellen in der Behindertenarbeit, im Krankenhaus und in Senioreneinrichtungen vermitteln.

Beim Bund Naturschutz in Erding ist derzeit ein "Bufdi" tätig. Das eigentlich geplante Freiwillige Ökologische Jahr gehe aus formalen Gründen nicht, deshalb sei dort eine Stelle im Bundesfreiwilligendienst, dem Nachfolger des Zivildienstes, geschaffen worden, erklärt Manfred Drobny, Geschäftsführer Bund Naturschutz in Freising. "Grundsätzlich sind beide Seiten sehr zufrieden", schildert er. Der Bufdi sei ein junger Mann, der die Zeit bis zu seinem Studium sinnvoll überbrücken könne. Und der Bund Naturschutz erhalte einen Helfer, der überall eingesetzt werden könne.

Einen FSJler habe man derzeit im Seniorenheim, ab September würden es zwei sein, berichtet Hans Schraufnagl, Einrichtungsleiter der Heiliggeistspital-Stiftung. "Fünf könnten wir aber eigentlich aufnehmen." Für die oft noch sehr jungen Freiwilligen sei die Arbeit mit Senioren vielleicht "nicht so attraktiv", denkt Schraufnagl.

"Diejenigen, die sich dennoch dafür entscheiden, sind dann aber alle sehr motiviert." Viele sähen das Jahr als eine Art Test. Sie wollen herausfinden, ob ein Studium der Sozialen Arbeit für sie das Richtige wäre, berichtet der Einrichtungsleiter. Die FSJler werden aber nur dann in der Pflege eingesetzt, wenn sie es wollen. Die meisten helfen bei der Betreuung der alten Menschen, gehen mit ihnen in den Garten, begleiten sie beim Einkaufen oder unterhalten sich mit ihnen. "Schön, wenn sich jemand die Zeit dafür nimmt. Gerade bei unseren Damen sind die Freiwilligen total beliebt", lobt Schraufnagl.

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