Freisings erster Eisklub:Wie die Liebe zum Schlittschuhlaufen entstand

Freisings erster Eisklub: So sahen Winterfreuden in längst vergangenen Tagen aus. Freisinger vergnügten sich beim Schlittschuhlaufen am Veitsmüllerweg.

So sahen Winterfreuden in längst vergangenen Tagen aus. Freisinger vergnügten sich beim Schlittschuhlaufen am Veitsmüllerweg.

(Foto: OH)

Als ein Angebot aus Frankreich kam, schlug die Stadt zu und kaufte Fotos aus den 1890er-Jahren: Eines erzählt davon, wie die Freisinger schon früh den Eissport für sich entdeckten.

Von Peter Becker, Freising

Die Freisinger waren offenkundig schon immer begeisterte Schlittschuhläufer. Das dokumentiert ein Foto, dessen Entstehung Stadtarchivleiter Florian Notter auf das Winterhalbjahr 1896/97 datiert. Es stellt das Archivstück des Stadtarchivs im Monat Januar dar.

Das Foto befindet sich noch gar nicht so lange in dessen Besitz: Das Stadtarchiv hatte im April des vergangenen Jahres ein interessantes Angebot von einem Antiquariat in Frankreich bekommen. Es umfasste eine Serie von knapp 30 Fotografien der 1890er Jahre. Sie zeigt verschiedene Motive aus der Stadt Freising. Notter stuft sie als "qualitativ sehr hochwertig" ein. Natürlich kaufte das Stadtarchiv die Bilder für seine Fotosammlung.

Der unbekannte Fotograf hatte eine Szene aus den Anfängen des Freisinger Wintersports festgehalten. Es zeigt Schlittschuhläufer auf dem damaligen Eissportplatz am Veitsmüllerweg. Die Sportler sind zeittypisch gekleidet. Von atmungsaktiver funktioneller Kleidung war damals natürlich nicht die Rede. Die Frauen bewegten sich in schweren Röcken übers Eis. Die Männer trugen normale Alltagskleidung und schützten sich mit Hüten gegen die Kälte. Im Hintergrund der Szenerie erhebt sich, von Südwesen aus betrachtet, der Domberg. Laut Notter ist auf der linken Seite das sogenannte Sengschmiede- oder Wuhrmeisteranwesen zu sehen. Im 18. und 19. Jahrhundert gehörte es einer Familie namens Heilmeier. Das Gebäude, später der Adresse Veitsmüllerweg 13 zugeordnet, wurde im Jahr 1996 abgebrochen.

Für die Schlittschuhläufer flutete Kastulus Heilmeiser einst die Wiesen hinter seinem Anwesen

Kastulus Heilmeier kam in den 1860er Jahren auf die Idee, den hinter dem Anwesen gelegenen Weiher für den Eislauf zu nutzen. Um die Eisfläche zu vergrößern, flutete er die angrenzenden Wiesen mit dem Wasser der nahe gelegenen Moosach. Ob Heilmeier die Eisproduktion auch wirtschaftlich genutzt hat, ist allerdings nicht bekannt.

Damals war es üblich, Eisblöcke zu schlagen und an Brauereien, Gaststätten oder Metzgereien zu verkaufen, die diese zur Kühlung verderblicher Waren benötigten. Notter vermutet, dass die Freisinger Bürger es Heilmeier gebührend gedankt haben, dass er ihnen das sportliche Wintervergnügen ermöglichte. Der Stadtarchivar verweist dabei auf das Gefahrenpotenzial, das von den damals üblichen Eislaufplätzen ausging - den zugefrorenen Altwassern der Isar. Spätestens seit dem Jahr 1888 gab es sogar einen "Eisklub", den Freisinger Bürger gegründet hatten. Der sah es als seine Hauptaufgabe an, in der Stadt für Wintersportmöglichkeiten zu sorgen. Ob damals schon Eishockey bekannt war, das heutzutage in der Freisinger Eishalle gespielt wird, ist nicht überliefert. Die Winterfreuden der Freisinger scheinen sich auf das Eislaufen und das Eisstockschießen beschränkt zu haben. Die Heilmeier-Wiese war Mittelpunkt des Vereinslebens. Bald erhielt diese den Namen "Freisinger Eissportplatz".

1903/1904 gab es für die Freisinger Eisläufer gar eine provisorische Ankleide- und Wärmehalle

Anfang des 20. Jahrhunderts kaufte der Freisinger Baumeister Alois Steinecker das weitläufige Grundstück. Entlang des Veitsmüllerwegs entstanden Stadtvillen, wie zum Teil heute noch zu sehen ist. Die Wiese blieb davon unberührt. Im Gegenteil: Steinecker ließ im Winter 1903/1904 für die Eisläufer in Freising sogar eine provisorische Ankleide- und Wärmehalle errichten.

Der Eislaufplatz blieb bis nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten. Heutzutage stehen dort größere Bauten wie der Kindergarten am Veitshof und ein Wohnheim der Lebenshilfe. Die Eisläufer mussten zunächst hoffen, dass die Weiher in der näheren Umgebung von Freising zufroren. Später fanden sie in der Luitpoldanlage ein neues Domizil. Zunächst auf einer provisorischen Eisfläche, später dann auf einem Eisplatz und jetzt in der neuen Halle, der Weihenstephan-Arena.

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