Freisinger Sicherheitswacht:Augen und Ohren der Polizei

Freisinger Sicherheitswacht: Monika Morawitz und Bülent Savci laufen als Sicherheitswacht durch die Stadt. Der Marienplatz liegt auf ihrer Route oder die Luitpoldanlage.

Monika Morawitz und Bülent Savci laufen als Sicherheitswacht durch die Stadt. Der Marienplatz liegt auf ihrer Route oder die Luitpoldanlage.

(Foto: Marco Einfeldt)

Um den Bürgern ein Gefühl von Sicherheit zu geben, patrouillieren in Freising die Freiwilligen der Sicherheitswacht. Sie erfüllen zwar keine polizeilichen Aufgaben, sind aber Ansprechpartner für die Bürger.

Von Clara Lipkowski, Freising

Gleich zu Beginn stellt Monika Morawitz klar: "Freising ist sicher." Ihre Arbeit als Sicherheitswacht diene der Prävention und der Idee, den Bürgern ein Gefühl von Sicherheit zu geben, nicht der Bekämpfung von Kriminalität. Denn sie wolle "ihrer" Stadt, in der sie sich mit den Kindern immer wohl gefühlt habe, etwas zurück geben. Einmal im Monat läuft die 55-Jährige daher mit einem Kollegen oder einer Kollegin als Sicherheitswacht durch die Straßen Freisings.

An diesem Donnerstagnachmittag, gegen 18 Uhr im späten August, beginnt die Flughafenmitarbeiterin den Rundgang zusammen mit Bülent Savci. "Ein paar Orte laufen wir immer ab", sagt Morawitz, "die Innenstadt, Lerchenfeld, das Gelände um die Luitpoldanlage." Den Bahnhof meiden sie bewusst: "Der fällt in den Aufgabenbereich der Bundespolizei", erklärt Kollege Savci. Der Rest der Strecke sei flexibel, je nachdem, wo gerade Bedarf sei, auch bei am Rande von Großveranstaltungen patrouilliere man.

Im Jahr 2000 wurde die Freisinger Sicherheitswacht von der Polizei gegründet, weil diese selbst zu wenig Personal hatte, das sie auf die Straße hätte schicken können, wie Michael Ertl, Vizechef der Polizeiinspektion, berichtet. Bayernweit gebe es derzeit 780 Freiwillige, laut Innenministerium wären sogar 1500 erwünscht, sagt Ertl. In Freising sind es vier "Sicherheitswächter" - obwohl die Polizeiinspektion sechs Stellen zur Verfügung stellt. Auch hier fehlt Personal, denn geopfert wird dafür ein Teil der Freizeit. Für jede Stunde, die die "Wächter" patrouillieren, erhalten sie acht Euro Aufwandsentschädigung.

Als Hilfspolizisten wollen sie nicht abgestempelt werden. Denn polizeiliche Aufgaben übernehmen sie nicht, sie laufen auch nicht "Streife", das dürfen nur Polizisten. "Dafür sind sie ja auch gar nicht ausgebildet", sagt Ertl. "Sie sind eher ein Ansprechpartner für Bürger." Uniformiert sind sie in dunkelblauen Poloshirts mit der Aufschrift "Sicherheitswacht". Immer dabei haben sie entweder Funkgerät oder Smartphone, Pfefferspray, Trillerpfeife und Notizblock, um Kennzeichen zu notieren.

Zunächst geht es vom Gebäude der Polizeiinspektion in Richtung Innenstadt. Langsam schlendern die beiden über den Marienplatz, sich umschauend, plaudernd, wie es so geht. Da fährt ein Autofahrer mit ortsfremden Kennzeichen entgegen der erlaubten Fahrtrichtung die Hauptstraße entlang. "Der hat wohl nicht verstanden, dass das hier eine Einbahnstraße ist", sagt Savci. Als der Autofahrer kurz darauf mühsam an der Baustelle wendet und zurückfährt, schlendern die beiden weiter. "Man muss immer wach durch die Straßen gehen", sagt Savci.

Weiter geht's, links von der Hauptstraße ab zur Stadtbibliothek. Im lauschigen Innenhof sitzen auf Bänken zwei Männer und trinken Bier. "Alles klar?", fragt Savci die beiden. "Ja, alles klar", antworten die. "Ihr nehmt's euer Zeug nachher scho mit, oder?" - "Aber sicher", antwortet einer der Männer.

Bülent Savci ist so etwas wie eine Autorität auf Freisings Straßen. Mittelgroß ist er, kräftig, seine Haare sind ergraut, die Augen dunkel, wenn er spricht, ist der bayerische Dialekt unüberhörbar. Unterwegs durch kleine Gassen, grüßt der 58-jährige hier und da Bekannte. Lässig knipst er beim Laufen Kürbiskerne mit den Zähnen aus der Schale und lässt die Hülsen in der rechten Hosentasche verschwinden. Die Stadt kennt der technische Angestellte von Kindheit an. "Ich bin ein Gastarbeiterkind", sagt der gebürtige Türke. Auch die eigenen Kinder wuchsen hier auf. "Sie sind auch ein Grund, warum ich möchte, dass die Stadt sicher bleibt."

Savci läuft seit Beginn mit bei der Patrouille, Morawitz seit 2010. Im Umgang mit potenziellen Krawallmachern bleibe er stets ruhig, sagt die Kollegin. "Wichtig ist die Eigensicherung", meint Savci, es helfe niemandem, sich selbst in Gefahr zu bringen." Zu den Bürgern sei er immer höflich, er wolle ja auch respektiert werden.

Für die Tätigkeit haben die Ehrenamtlichen in einem 40-stündigen Abendkurs ihre Aufgaben und Rechte kennengelernt. In kritischen Fällen dürfen sie Personalien aufnehmen und Platzverweise erteilen, etwa bei "ungebührlichem Verhalten, also wenn einer rumpöbelt", erklärt Michael Ertl. "Sie dürfen ausfällige Personen an Ort und Stelle festhalten, bis die Polizei eintrifft - wie jeder Bürger."

Morawitz und Savci wollen mit den Rundgängen zeigen, dass sie als Verstärkung der Beamten für die Stadtbewohner da sind. "Wir sind die Augen und Ohren der Polizei." Als solche steuern sie bei ihren Kontrollgängen gezielte Problemorte an, etwa den Skaterplatz an der Luitpoldhalle. "Hier treffen sich gerne Jugendliche", berichtet Savci, "wenn die zum ersten Mal richtig tanken, kann es schon vorkommen, dass sie es übertreiben", sagt er. An diesem Donnerstagabend ist es ruhig. Das sei aber nicht immer so, berichtet Morawitz. Unterwegs mit einer Kollegin, sah sie einmal in der Innenstadt eine Gruppe Bettler: "Da sind wir hinterher". Mit großem Abstand und nur beobachtend. Es seien zu viele gewesen, um die Personalien aufzunehmen, fand sie, deswegen fragten sie bei der Polizeiinspektion, was zu tun sei. An dem Abend war Bülent Savci zufällig in der Nähe und kam dazu. Gemeinsam baten sie die Gruppe, stehen zu bleiben. Per Telefon übergaben sie dann die Personalien den Polizisten auf der Wache und ließen sie ziehen. "Aufdringliches Betteln ist nicht erlaubt", sagt Monika Morawitz, beispielsweise wenn ein Bettler einem Fußgänger den Weg versperre. "Das Problem war, dass sie etwas ausfällig wurden", sagt Savci, "sie haben Flaschen rumgeschmissen".

Die Freisinger reagierten meist positiv auf sie, berichtet Morawitz, vor allem ältere Leute fänden, das trüge zum Sicherheitsgefühl bei. Bei Jugendlichen hingegen seien sie nicht so gerne gesehen. "Nicht schon wieder Bullen, hören wir dann öfter", sagt Savci und grinst.

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