Freisinger Schafhof:Spuren der Erinnerung

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Der Nährberg, der Künstlerberg und der Lehrberg: So stellt sich Martin Schmidt das neue Freisinger Ortsschild vor. (Foto: Marco Einfeld)

Martin Schmidt schafft zwei neue Kunstobjekte für den Außenbereich des Freisinger Schafhofs

Von Katharina Aurich, Freising

Die Objektsammlung "Kunstinterventionen" im Außenbereich des Schafhofs ist um zwei Arbeiten reicher. Martin Schmidt setzt im Garten sein Land-Art Projekt "Kreishalbierende", das aus einer Reihe von "Grabungen" besteht, fort. Der Künstler schafft ein Objekt menschlichen Wirkens in der Landschaft. Schon immer haben Menschen gegraben, zum Anbau von Nahrungsmitteln, zum Bauen oder auf der Suche nach Schätzen im Boden. Im Garten des Schafhofs hat Schmidt nun in einen leicht abfallenden Hang einen Kreis angelegt. Im oberen Teil wird Erde abgegraben und im unteren Teil wieder aufgefüllt, die Erde wird lediglich umgeschichtet. Diese abstrakte Struktur überlässt der Künstler der Natur und der Witterung, so dass sich das Kunstwerk in eine "Spur der Erinnerung" verwandle, so der Leiter des Schafhofs, Eike Berg.

Mit seinen Werken fügt sich der Künstler in das Jahresthema "Struktur" des Schafhofs ein. Schmidt hat in seiner Serie "Grabungen" bereits ein "Kraterfeld" auf dem Marienhof in München und die "Urkirche" bei der Rummelsberger Diakonie im mittelfränkischen Schwarzenbruck geschaffen. Land-Art Künstler wollen der Bilderflut der Konsumwelt etwas entgegen setzen. Die Pioniere entdeckten nicht nur das Material "Erde", sondern lassen sich auch von der Ästhetik und oftmals rätselhaften Mythologie früher Erdbauwerke in Afrika sowie in Zentral-und Südamerika inspirieren. Sein zweites Objekt setzte Schmidt mit Pinsel und Farbe um. Entstanden ist eine großformatige Hinweistafel mit dem Titel "Freising - Schafhof", die genauso aussieht, wie die Hinweistafeln, die neben der Autobahn stehen und für Sehenswürdigkeiten werben. Aber auf Schmidts Tafel ist neben dem Domberg und Weihenstephan ein dritter Berg in die Stadtsilhouette integriert, auf dem der Schafhof erkennbar ist. Er könnte aufgrund seiner Lage auf dem Hügel am Rand der Stadt die Funktion des dritten Bergs, dem "Wehrberg", der jedoch nicht mehr identifizierbar sei, zum Beispiel als "Künstlerberg" übernehmen, erläuterte Berg. Er wünsche sich, dass die Stadt Freising langfristig nicht nur mit dem Domberg und der langen Tradition Weihenstephans für sich wirbt, sondern dass auch das Europäische Künstlerhaus mit seinen Möglichkeiten der Begegnung als dritter bemerkenswerter Ort für die Stadt steht. Martin Schmidt (Jahrgang 1963) absolvierte zunächst eine Lehre als Holzbildhauer und Schnitzer in Oberammergau. Anschließend studierte er Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München, war dort Meisterschüler und arbeitete sechs Jahre an der Akademie. In seinen Werken thematisiert er immer wieder den Öffentlichen Raum, nimmt ortsübliche Anregungen auf. Für sein Schaffen wurde er mit dem Villa-Romana-Preis und einem Villa-Massimo-Stipendium geehrt.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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