Freisinger Musicalsommer:Alles gegeben

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Die "Freysing Larks" unter der Leitung von Norbert Huber begeistern das Publikum mit dem Musical "Hairspray". Ein starkes Plädoyer gegen Unterdrückung und Ausgrenzung.

Von Katharina Aurich, Freising

Sie haben alles gegeben: Bereits in der ersten Szene am Premierenabend haben die 150 Mitwirkenden des Musicals "Hairspray" mit ihrem energiegeladenen Spiel das Publikum in der ausverkauften Luitpoldhalle begeistern können. Schier atemlos verfolgten die Zuschauer das Feuerwerk an Spiel- und Tanzfreude, das ihnen die Laiendarsteller, allesamt keine Profis, boten. Norbert Huber, der die Gesamtleitung innehatte, und Regisseur und Choreograf Maximilian Widmann hatten - wie schon bei den Musicals "Feuerhex" und "Korbinian" - mit den "Freysing Larks" ein Jahr lang ganze Arbeit geleistet, so dass alle Mitwirkenden und das Orchesters unter der Leitung von Huber über sich hinauswuchsen.

Doch dem grell-bunten Musical geht es nicht nur um pure Unterhaltung. Zentrales Thema ist der Aufruf zu Toleranz, denn es spielen und tanzen weiße und farbige Darsteller, solche mit Idealfigur und solche mit weiblichen Rundungen sowie Ältere und Jüngere. Es war eine Freude, diese Vielfalt an wunderbaren, kraftvollen Menschen zu erleben, die sich selbstbewusst auf der Bühne bewegen.

Das Musical, das in den 1960er Jahren in Baltimore spielt, ist nicht nur mitreißend unterhaltend, sondern auch ein starkes Plädoyer gegen Ausgrenzung und Unterdrückung von Menschen, die nicht einem fragwürdigen Schönheitsideal entsprechen. In der scheinbar bunten, fröhlichen Welt, die das Bühnenbildteam unter der Leitung von Anna Rosenberger dazu passend in Bonbonfarben in Szene setzte, sind diejenigen erfolgreich, die sich der Oberflächlichkeit anpassten. Dem will sich Tracy (Anna-Lena Wissmiller, Jennifer Schegg) nicht beugen. Denn "auch pummelige und schwarze Mädchen kaufen Hairspray". Obwohl sie keine Idealmaße hat, ist ihr großer Traum die Teilnahme am "Miss Teenage Hairspray 1962" Wettbewerb. Ihre übergewichtige Mutter Edna Thurnblad (Christiane Rennig, Brigitte Weithenauer) - "ich bin breit und blondiert" - will Tracy vor einer Blamage bewahren. Aber ihr Vater, der warmherzige Scherzartikelverkäufer Wilbur Turnblad (Eberhard Müller-Ackermann, Stefan Hör), ist von seiner Tochter überzeugt. Auch ihre muntere Freundin Penny Pingleton (Daniela Poppe, Maria Joachimstaller) glaubt an Tracy.

Dann überschlagen sich die Ereignisse. Tracy lernt beim Nachsitzen in der Schule von ihrem Mitschüler Seaweed J. Stubbs (Raphael Makumba) ein paar groovige Tanzschritte, mit denen sie während einer Schulparty die Blicke auf sich zieht. Und sie weckt mit ihrem coolen, selbstbewussten Auftreten das Interesse des Teenie-Stars Link Larkin (Leopold Lachnit, Constantin Moll) und des Show-Moderators Corny Collins (Thomas Hiermeier, Sebastian Kreuzer). Aber die Konkurrenz schläft nicht. Die blondierte, toupierte Showmasterin Velma von Tussie (Susanne Fischer, Andrea Röder) will ihre Barbiepuppen-ähnliche Tochter Amber von Tussie (Nina Fischer, Julia Pfleger) zur Miss Hairspray küren. Perfekt unterstrichen die Kostüme, für die Roswitha Weiler und ihr Team verantwortlich waren, den 60er-Jahre-Look, den die grellen, farbenfrohe Masken von Vesna Babic und Lukas Budweiser vollkommen machten.

Die Geschichte eskaliert, als sich Tracy gemeinsam mit den farbigen Sängerinnen der Soulgang dafür einsetzt, dass auch Schwarze an der "Hairspray-Show" teilnehmen dürfen und eine Demonstration anführt, die in einem großen Tumult auf der Bühne gipfelt. Nach der Pause finden sich Tracy und ihre Mitstreiter im Gefängnis wieder. Entmutigen lassen sich die Helden nicht, zumal die große, in einen glitzernden Goldumhang gekleidete Motormouth Maybelle (Laura Fernandez) mit ihrem grandiosen Auftritt allen Mut macht. Schließlich gibt es doch noch ein Happy End und Tracy wird zur Miss Hairspray gekürt. Die künstlichen, rosa gekleideten Püppchen haben verloren. Toleranz und Vielfalt haben gewonnen.

Eine letzte Aufführung findet an diesem Montag, 25. Juni, um 19.30 Uhr in der Luitpoldhalle statt. Die Abendkasse öffnet 60 Minuten vor Vorstellungsbeginn.

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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