Ismet Ünal, 53, ist ein typisches Gastarbeiterkind. Die Eltern waren aus der Türkei nach Garching ausgewandert. Das war in den frühen Siebzigerjahren, Ünal lebte mit den Eltern in einem Zimmer, Küche und WC waren auf dem Gang. 1978 zog die Familie nach Freising in eine größere Wohnung um. Zu der Zeit entschieden viele Gastarbeiter, in die Heimat zurückzukehren und auch Ünals Eltern packte dieser Gedanke, also schickten sie Ünal in eine türkische Klasse. "Rückblickend war das nicht so gut", sagt Ünal heute, denn die Familie blieb: "Ich war in zwei verschiedenen Welten. Und deswegen waren meine Deutschkenntnisse nicht so gut und ich konnte keine höhere Ausbildung machen."
Er machte eine Lehre zum Kfz-Mechaniker, eine Zeit, die er aber keineswegs missen will. Nun arbeitet er seit 33 Jahren als Zerspanungsmechaniker, lebt mit seiner Familie in Freising und pendelt täglich nach München. Von den vier Kindern sind die beiden Töchter schon aus dem Haus, um Jura und Theologie zu studieren.
Ünal wurde in Freising seit 1997 als Gesicht der Islamischen Gemeinde bekannt, er war im Vorstand der Gemeinde, seit 2003 deren Vorsitzender und blieb es zehn Jahre lang. Mittlerweile ist noch als Sprecher der Gemeinde tätig oder, wie man auch sagen könnte, als "Außenminister".
Die Islamische Gemeinde mit etwa 150 Mitgliedern hat bewegte Zeiten hinter sich: Im Jahr 2000 war das Gebäude, in dem die Gläubigen ihre Gebetsstätte hatten, eingestürzt. Auf dem alten Grundstück sollte aber keine neue Moschee errichtet werden. Es fand sich ein Ort an der Wippenhauser Straße 3. 2006 eröffnete dort die neue Moschee "Damals haben wir gemeinsam geweißelt, den Teppich verlegt, mit fünf, zehn Leuten, das hat wirklich Freude gemacht. Das war ein Gemeinschaftsgefühl und das war unbeschreiblich." Ünal betritt das Haus als guter alter Freund, ihn kennt man hier.