Freisinger Köpfe:Man muss sich die Tage gut einteilen

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Martin Reiter möchte die Qualität des Handwerks erhalten

Von Rebecca Seeberg, Freising

Martin Reiter sitzt in seinem Büro in der Bauinnung Erding-Freising am Clemensängerring und arbeitet konzentriert an seinem Computer. Gerade ist er von einer seiner Baustellen seiner Trockenbaufirma in Nandlstadt gekommen und hat noch einen etwas staubigen dunkelblauen Pullover an. Noch schnell ein Interview mit der Freisinger SZ und dann geht es gleich weiter auf die nächste Baustelle oder die nächste Sitzung oder vielleicht sogar ins nächste Büro - je nach Anlass wechselt er zwischen Pulli und dem Anzug in seinem Schrank.

Von Beruf ist Martin Reiter Trockenbaumeister und Stuckateur, täglich packt er auf dem Bau mit an. Außerdem ist er noch Obermeister der Bauinnung Erding-Freising, Kreishandwerksmeister Freisings, Mitglied im Vorstand der Handwerkskammer für München und Oberbayern, sitzt schon - er überlegt kurz - vier Perioden im Kreistag, ist Mitglied im Flughafen-Forum, sowie im Nachbarschaftsbeirat des Flughafens, unterstützt verschiedene Projekte und - ach ja - er war noch zwei Amtsperioden Zweiter Bürgermeister von Nandlstadt. "Man muss sich seinen Tag einfach gut einteilen und ein gutes Team haben, dann ist das alles kein Problem", erklärt der Kreishandwerksmeister mit einem Schmunzeln. Trotzdem sitzt er jeden Samstag und sogar teilweise am Sonntag im Büro.

Aktuell sind in Handwerkskreisen vor allem Themen wie der Fachkräftemangel und die Anwerbung von Asylbewerbern als Auszubildende, doch auch die Verhandlungen über das Transatlantisches Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA, auch TTIP genannt, gehen nicht unbemerkt an den Handwerkern vorüber. "In der Handwerkskammer für München und Oberbayern reden wir ständig darüber", bekräftigt Martin Reiter. Angst habe das Handwerk vor allem vor der Abschaffung des Meistervorbehalts, was der Kreishandwerksmeister selber schon am eigenen Leib erfahren musste. "Vor einigen Jahren fiel unserer Regierung ein, dass man aus wirtschaftlichen Gründen einige Meistervorbehalte wegrationalisieren könnte. Darunter war auch mein Beruf des Trockenbaumeisters", erzählt er mit bitterem Unterton. Bald habe sich herausgestellt, dass dieser vermeintliche wirtschaftliche Profit sich eher ins Gegenteil verkehrte, da nun jeder, auch ohne Meisterbrief, eine Firma anmelden konnte. Da oft aber einfach die Qualifikationen eines Meisters fehlten, seien viele Unternehmen nach kurzer Zeit insolvent gegangen, schildert Reiter. "Unser Ausbildungssystem hat so kein Land auf der Welt. Die deutsche Qualität ist nicht umsonst ein Markenzeichen", betont er und fügt hinzu, "wir Handwerker müssen aufpassen, dass wir dieses hohe Niveau durch das Freihandelsabkommen nicht verlieren."

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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