Dombibliothek schließt:Leerstand auf dem "Mons doctus"

Dombibliothek schließt: Der historische Barocksaal der Freisinger Dombibliothek ist seit Jahren wegen gefährlicher Schimmelsporen geschlossen und wird darum saniert.

Der historische Barocksaal der Freisinger Dombibliothek ist seit Jahren wegen gefährlicher Schimmelsporen geschlossen und wird darum saniert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Auch die Freisinger Dombibliothek muss saniert werden, alle Bücher werden darum ausgelagert. Befürchtungen, die Einrichtung könnte endgültig geschlossen werden, tritt man im Ordinariat entschieden entgegen

Von Peter Becker, Freising

Keiner denkt daran, den Bücherbestand aus der Dombibliothek für immer abzuziehen. Dies stellt der Pressesprecher des Erzbischöflichen Ordinariats, Bernhard Kellner, klar. "Ein Mons doctus ohne Dombibliothek, das widerspricht jeder Tradition", versichert er. Kellner tritt damit entschieden Befürchtungen entgegen, die Bücherei mit ihrer historischen Sammlung von Bänden könne für immer aus Freising abgezogen werden. Das Gebäude, in dem sie sich derzeit befindet, will das Ordinariat sanieren lassen. Spätestens wenn die geplanten Arbeiten am Kardinal-Döpfner-Haus beginnen, kommt der Bestand wieder an seinen alten Standort zurück.

Wer sich noch einmal am Anblick der prall gefüllten Regale in der Dombibliothek ergötzen möchte, der hat nur noch an diesem Dienstag Gelegenheit dazu. Die Ausleihe in den Lesesaal oder nach Hause haben dann vorerst ein Ende. Von Mittwoch, 1. Juli, an ist die Bücherei geschlossen. Nur die Ausstellung über den Freisinger Komponisten Max Eham können Interessierte bis zu deren Ende am 10. Juli noch betrachten. Das Ordinariat lässt den Buchbestand auslagern. Wohin, das wusste Kellner auf Nachfrage nicht zu sagen.

In Freising sorgte unterdessen die Nachricht, dass die Dombibliothek fürs Erste geschlossen wird, für Verunsicherung. Von künftigem "Leer- statt Lehrbestand" war in einem Leserbrief die Rede. Ein weiterer Leser schreibt, dass das Ordinariat mit der "Kälte eines Verwaltungsakts" der 1300-jährigen Tradition einer geisteswissenschaftlichen Bibliothek auf dem Domberg "die Gurgel umgedreht" habe. Bernard Reiml, Gernot Anders, Nanni Feller und Elisabeth Reisch vom Freisinger Verein für Stadtheimatpflege bezeichnen den möglichen Verlust der Dombibliothek als "kulturelles Fiasko" für den Domberg und für Freising. Der immense Verlust sei der Stadt Freising und dem Ordinariat in seinem Umfang wahrscheinlich noch gar nicht bewusst.

Pressesprecher Kellner reagiert auf diese apokalyptischen Vorstellungen, was das Schicksal der Dombibliothek betrifft, mit großer Verwunderung. "Die Phantasie geht mit den Leuten durch", vermutet er. All diesen Behauptungen, die da kursieren, "trete ich entschieden entgegen", bekräftigt Kellner.

Der Pressesprecher des Ordinariats verspricht, dass die Dombibliothek in neuem Glanz erstrahlen werde. Die Arbeiten, die in Zukunft dort stattfinden, stehen im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Dombergs, die das Ordinariat in naher Zukunft angehen will. Die Bücher in der Bibliothek sollen einem breiteren Publikum zur Verfügung stehen, als dies jetzt der Fall zu sein scheint. Es gebe derzeit nicht allzu viele Nutzer, findet Kellner. Nach der Wiedereröffnung solle jeder für seine Zwecke, sei es für die Erwachsenenbildung oder auch als Schüler des Domgymnasiums, das Material finden, das er benötige. Den Zeitpunkt, wann die Dombibliothek wieder in Betrieb geht, kann Kellner nicht exakt benennen. Nur eins ist seinen Worten nach sicher: Wenn die Sanierung des Kardinal-Döpfner-Hauses beginnt, kehrt der Bücherbestand wieder an seinen alten Standort zurück. Bis dahin müssen sich Nutzer des Bestandes der Dombibliothek mit deren digitalisiertem Katalog zufrieden geben. Dieser ist über deren Homepage und über den Bibliotheksverbund Bayern recherchierbar. Dort sind etwa 35 000 Ausgaben mit digitalisierten Volltexten verbunden, so dass ein Werk online eingesehen werden kann.

Was die Mitarbeiter der Dombibliothek betrifft, ändert sich laut Kellner nichts. Deren Arbeitsplätze bleiben erhalten.

Eine weitere Bibliothek blieb der Öffentlichkeit während der vergangenen Jahre versperrt: der Barocksaal. Auch dort waren Bücher gelagert. Das Betreten des Barocksaals war aber in den vergangenen Jahren nicht möglich gewesen, weil dieser ebenso wie die dort gelagerten Bücher mit gesundheitsschädlichen Schimmelsporen belastet waren. Der Barocksaal, versicherte Kellner, soll der Öffentlichkeit so rasch wie möglich wieder zugänglich gemacht werden. Einen genauen Zeitpunkt, wann dies der Fall sein wird, konnte der Pressesprecher des Erzbischöflichen Ordinariats jedoch nicht nennen.

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