Freisinger Diskokönig:"Selber tanze ich nicht mehr auf der Theke"

Freisinger Diskokönig: Bestandskontrolle im Nachtcafé: Max Riemensperger legt immer noch selbst mit Hand an. Derzeit laufen Umbauarbeiten. Gefeiert wird dort trotzdem.

Bestandskontrolle im Nachtcafé: Max Riemensperger legt immer noch selbst mit Hand an. Derzeit laufen Umbauarbeiten. Gefeiert wird dort trotzdem.

(Foto: Einfeldt)

Freisings Diskokönig Max Riemensperger sieht sich selber immer noch als Feierbiest, auch wenn er das nächtliche Spektakel mit 52 Jahren nun eher aus der zweiten Reihe genießt. Seine Meinung: Von den "Ü30" können die Jungen das Feiern lernen

interview Von Christian Gschwendtner, Freising

Es ist nicht ganz leicht, Max Riemensperger in diesen Tagen zu treffen. Das Jahr 2015 biegt auf die Zielgerade ein und Freisings Diskokönig ist beschäftigt wie eh und je. Gerade kommt er von den Umbauarbeiten aus dem Nachtcafé. Der Nachtclub gehört Riemensperger. Er hat noch schnell die Arbeitsklamotten gegen Jeans und Strickpullover getauscht. Jetzt sitzt der 52-jährige Gastronom bestens gelaunt im Parkcafé. Und weil der Feierroutinier Riemensperger so einiges an Eskapaden gewöhnt ist, zeigt auch sein jugendliches Gesicht keinerlei Anzeichen von Stress.

SZ: Herr Riemensperger, hat man als Diskobetreiber ein zwiespältiges Verhältnis zur "stillen Jahreszeit"?

Max Riemensperger: Nein, eigentlich nicht. Schade ist nur, dass die Familie manchmal zu kurz kommt. An Weihnachten gibt es immer gesetzte Partys. Unsere Veranstaltung am 24. Dezember hat mittlerweile eine riesige Fangemeinde. Da kommen oft Leute, deren Familien weit weg sind. Wir haben das Glück, ihnen - wenn alles gut geht - einen schönen Heiligabend zu verschaffen. Für diese Leute sind die "stillen Tage" ja nicht immer das Beste.

Als Diskokönig von Freising sind Sie selbst ja auch nicht für Ruhe und Besinnlichkeit bekannt.

Das ist schon richtig. Diskotheken waren und sind meine Leidenschaft. Für mich war eine Diskothek immer mehr. Ein zweites Zuhause. Das Grundmotto bei mir ist immer: wie zu Hause, nur lauter. Wir geben uns große Mühe mit der Einrichtung und dem musikalischen Konzept. Zum Glück hat das immer vielen gefallen.

Aber ein Feierbiest waren Sie schon immer, oder?

Klar, überall wo wir früher hingekommen sind, da hat die Hütte gebrannt. Ich bin total tanzbegeistert. Wir waren so ein Clique, die nicht unbedingt nur trinken wollte. Ich selber trinke zum Beispiel keinen Tropfen Alkohol. Die schönsten Abende sind sowieso die, an denen man noch im Nachhinein weiß: Es war super lustig. Aber natürlich bin ich ein Feierbiest, da brauchen wir gar nicht drüber reden.

Sehen Sie in Freising momentan Konkurrenz, die Ihnen den Titel als Partykönig streitig machen könnte?

Natürlich. Das sieht man beim Klitschko: Titel sind da, damit man sie auch wieder verliert (lacht).

Was sind ihre Tipps, um noch mit 52 Jahren fit fürs brettharte Nachtleben zu sein?

Das Nachtleben selber hat mir noch nie viel ausgemacht. Ich bin immer noch viel unterwegs und schlafe relativ wenig. Ich arbeite aber nicht mehr wie früher jedes Wochenende, sondern habe gute Leute, die mir helfen. Ich genieße das ganze Spektakel mittlerweile aus der zweiten Reihe. Selber stehe ich nicht mehr auf der Theke und tanze.

Die beste Geschichte, die Sie auf einem Dancefloor im Landkreis erlebt haben?

Das war in meinem eigenen Laden. Damals im MGM in Freising. Da ist irgendwann mal eine Party so ausgeufert, dass ein paar Hundert Leute "oben ohne" drin waren, Frauen und Männer. Irgendjemand kam damals auf die Idee, dass es in Polen ja einen bestimmten Tag gibt, an dem alle mit Wasser begossen werden. Und wir haben uns gedacht: Was die können, das können wir auch.

Ist natürlich schon ewig lange her. Damals haben noch alle Leute gefeiert. Und genau dann macht es richtig Spaß. Unser Personal redet heute noch darüber, dass das eine Megasause war.

Gibt es da Erinnerungsfotos?

Nein, zu der Zeit gab es noch keine Smartphones. Darum ist es vielleicht auch so im Kopf geblieben. Heute zeichnet man alles auf. Und wenn man jemanden fragt: Wie wars denn? Dann kommt immer die Kopfhaltung nach unten und es wird erst mal gezoomt und gewischt. Früher war das alles live.

Für die Älteren organisieren Sie ja regelmäßig Ü30-Partys in Freising.

Ja, wir versuchen, das vier bis sechs Mal im Jahr zu organisieren, wenn wir die Stadthalle dafür bekommen. Für ein gewisses Alter ist in Freising fast nichts mehr da. Das Ziel ist, den Älteren eine Plattform zu geben, auf der sie Spaß haben können.

Kann man da auch die große Liebe finden?

Ja, da kenne ich schon ein paar, die sich auf der Ü30 gefunden haben. Aber das ist ja keine reine Single-Veranstaltung. Wir haben total viele Pärchen und Gruppen, die auf die Ü30 gehen. Die kommen aus Landshut, Erding, der Neufahrner Umgebung. Das ist ein breit gefächertes Publikum. Die verstehen es, richtig zu feiern. Die Ü30-Leute, die sind schon richtig gut. Seit Jahren im Training. Da müssen die Jungen noch aufholen. Wir haben auch schon mal um die 50 Leute an der Tür abweisen müssen, weil sie zu jung waren. Die sind wegen der Musik gekommen.

Schwächelt die Jugend etwa in Freising?

Das Nachtleben in Freising wird ja oft totgesagt, was nicht stimmt. Es fällt aber schon auf, dass die Jungen tendenziell nur noch einmal am Wochenende weggehen. Früher war man auch schon mal an drei Tagen in der Woche unterwegs. Die Diskotheken sind damals von Donnerstag bis Sonntag gelaufen. Die Älteren hatten da klar die Nase vorn.

Um noch kurz in der Vergangenheit zu bleiben. Hat Ihnen der Vorfall von 2011, als eine ihrer Diskotheken in Plattling ausbrannte, geschadet?

Nein, das hat mir nicht geschadet. Ich hab mir nichts zu Schulden kommen lassen. Ich bin da aber in eine Situation geraten, die ich keinem wünsche. Ich konnte da nichts dafür. Es war damals aber eine schöne Erfahrung zu sehen, wie viele Leute hinter mir stehen. Der Zuspruch war riesig. Ich habe über tausend E-Mails bekommen. Die kannten mich einfach. Ich musste da nicht viel erklären. Über die Jahre hinweg konnte ich die Unterstützung, die mir entgegengebracht wurde, zum Glück wieder zurückgeben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: