Freising:Wohnungsnot lindern

Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft appelliert an die Bürgermeister

Von Peter Becker, Freising

Die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) fordert die Bürgermeister auf, Maßnahmen zu treffen, welche die Wohnungsnot in Stadt und Landkreis lindern. Dazu sollte ein nachhaltiges Konzept zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums entwickelt werden. Dies ist nach Ansicht der PSAG nur mit neuen Kooperationspartnern und "neuen Verbündeten" möglich. Bezahlbarer Wohnraum sollte ebenso den öffentlichen Institutionen zur Verfügung stehen, damit diese ihre Versorgungsaufträge erfüllen können. Der Bau günstiger Wohnungen sollte Thema einer der nächsten Bürgermeisterkonferenzen sein. Mit ihren Forderungen stützt sich die PSAG auf den Freisinger Appell vom 17. Juni, Wohnraum für alle in der Region zu ermöglichen. Bis zu ihrer nächsten Sitzung im Mai erhofft sie sich Antworten auf ihre Fragen.

Abgesehen davon, dass Wohnen für viele sozial benachteiligte Menschen im Landkreis kaum erschwinglich ist, hat die PSAG natürlich auch ihr eigenes Klientel im Blickfeld: Sie sieht die Aufgabenerfüllung der Wohlfahrtsverbände durch fehlenden Wohnraum in Freising gefährdet. Soziale Unterstützungsangebote brauchten einen Ort, an dem sie stattfinden können. Bärbel Würdinger von der Suchtberatungsstelle Prop verdeutlichte dies während der Vollversammlung am Mittwoch. Insbesondere der Arbeitskreis Sucht innerhalb der PSAG empfinde es als frustrierend, dass es für Suchtkranke keine erschwinglichen Wohnungen in Freising gebe. Dabei sei es für deren weitere persönliche Entwicklung wichtig, alleine zu wohnen.

Kristina Kluge von der Freisinger Caritas ist maßgeblich an dem schriftlichen Appell an die Bürgermeister beteiligt. Sie hat dem Schreiben Fallvignetten beigefügt, um Schicksale zu verdeutlichen. Etwa wie das einer 32-jährigen Frau, die an einer akuten Belastungsstörung leidet. Nach der Trennung von ihrem Ehemann lebt sie bei ihrer Schwester, wo sie auf einer Matratze im Zimmer der ältesten Nichte schläft. Ihre Depression verstärkt sich, es entstehen Konflikte mit der Familie der Schwester. Nach einem Aufenthalt in einer Klinik findet sie keine eigene Wohnung. Sie muss wieder in die belastende Wohnsituation zurückkehren. Ähnlich geht es einer Familie, die bei Großeltern in einer Dachgeschosswohnung lebt. Der Sohn leidet am Asperger-Syndrom, einer milden Form des Autismus. An den Wochenenden kommt stets der geistig behinderte Bruder der Ehefrau zu Besuch. Die Konflikte nehmen zu. Der Mann versucht, sich mit Alkohol über das Wochenende zu retten. Eine eigene Wohnung kann sich das Paar aber nicht leisten.

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