Freising wird grau:Neue Wege durch die Stadt

Freising wird grau: Dass der Berbinger Granit leicht "schmutzt", zeigt sich auf der Musterfläche an der Unteren Hauptstraße.

Dass der Berbinger Granit leicht "schmutzt", zeigt sich auf der Musterfläche an der Unteren Hauptstraße.

(Foto: Marco Einfeldt)

In der Heiliggeistgasse wird derzeit höhengleich und barrierefrei das erste Pflaster aus Berbinger Granit verlegt. Fantasiebegabte Freisinger bekommen eine Ahnung, wie die Innenstadt am Ende aussehen könnte.

Von Kerstin Vogel, Freising

In ein paar Tagen schon werden sich fantasiebegabte Freisinger ein erstes Bild von ihrer "neuen" Innenstadt machen können. Seit Anfang September laufen in der Heiliggeistgasse die Arbeiten für den höhengleichen und barrierefreien Ausbau der Straße. Die ersten Steine des vom Stadtrat ausgewählten Berbinger Granits, der am Ende die gesamte Altstadt zieren soll, sind bereits verlegt und einzeln festgeklopft, vom Domberg her dürfte schon bald zu sehen sein, wie das Material in der Fläche wirkt.

Wenn das Wetter weiterhin so gut mitspielt, will man Ende November mit den Pflasterarbeiten fertig sein, bis dahin werden die Anwohner der Heiliggeistgasse allerdings noch ein bisschen Geduld aufbringen müssen. Die komplett aufgerissene Straße gleicht derzeit eher einem Feldweg in äußerst schlechtem Zustand, die Lärmbelastung durch die laufenden Baggerarbeiten ist enorm - und die Geschäfte in diesem Bereich dürften aktuell auch nicht mit all zu viel Kunden zu rechnen haben.

Die Grundrisse historischer Gebäude werden im Boden gekennzeichnet

Belohnt werden die Anlieger nach der Fertigstellung unter anderem mit einer barrierefreien Bushaltestelle mit Wetterschutz direkt "vor der Haustür" und einem neuen Eingangsbereich in die Innenstadt, der das einstige Isartor am Fuß des Dombergs im Pflaster abbildet. Dafür soll in dem hellen Berbinger Granit ein schwarzer Naturstein mit gebrochener Oberfläche zum Einsatz kommen. In den Belag wird dann der Schriftzug "Isartor" eingefräst und eine Tafel informiert über das ehemalige Tor. Geplant ist, alle Zugänge zur Innenstadt auf diese Art zu gestalten. Außerdem werden überall dort, wo sich früher Stadtmauern befanden, also etwa an der Amtsgerichtsgasse oder der Weizengasse, diese als historische Spur im Boden gekennzeichnet werden.

Freising wird grau: In der Heiliggeistgasse wird derzeit das neue Freisinger Pflaster verlegt.

In der Heiliggeistgasse wird derzeit das neue Freisinger Pflaster verlegt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Aufgangsbereich zum Domberg am Eingang zur Heiliggeistgasse soll später noch zu einem kleinen Platz umgestaltet werden. Die bisherigen Parkplätze sollen verschwinden, stattdessen will die Stadt hier drei Bäume pflanzen und plant eine "Möblierung" mit Sitzgelegenheiten und Fahrradständern - auch, um ein Befahren des neuen Platzes in Zukunft zu verhindern.

Insgesamt steckt die Stadt 1,53 Millionen Euro allein in den Ausbau der Heiliggeistgasse und der Unteren Domberggasse. Parallel zu den jetzt begonnenen Bauarbeiten läuft bereits die Planung für den anschließend vorgesehenen Ausbau von General-von-Nagel-Straße, Weizengasse und Teilen der Unteren Hauptstraße. Der Projektbeschluss dazu soll am Mittwoch, 14. September, vom Planungs- und Bauausschuss des Freisinger Stadtrats gefasst werden. Die Sitzung beginnt um 14 Uhr im Rathaus.

Die heiß diskutierte "Stolperkante" wird nicht eingebaut

Nach wie vor heiß diskutiert wird vor allem in den sozialen Netzwerken die Auswahl des Pflasters für die neue Innenstadtkonzeption. Die dazu ausgelegte Musterfläche mit großen und kleinen Pflasterplatten an der Unteren Hauptstraße war vor allem kritisiert worden, weil dort eine so genannte "taktile Kante" gezeigt wurde, die nach Einschätzung vieler eine Stolperfalle darstellen wird. Inzwischen schützt die Stadt diese drei Zentimeter hohe Kante auf der Musterfläche durch Pflanzkästen und versichert, dass diese so nicht umgesetzt werden solle.

Die Kante sei ursprünglich dafür gedacht gewesen, das Oberflächenwasser abzuleiten und Menschen mit Sehbehinderung zur sicheren Fortbewegung mit einem Taststock zu verhelfen, heißt es dazu in der Online-Information der Stadt Freising zur Innenstadtkonzeption. Diese "taktile" Bodenleitlinie stelle jedoch für gehbehinderte Personen eine gewisse Hürde dar, räumt die Stadt ein. Mittlerweile habe man deshalb gemeinsam mit Geh- und Sehbehinderten sowie Menschen im Rollstuhl Alternativen erarbeitet und sei "optimistisch, eine gute Lösung zu finden".

Für den motorisierten Verkehr bleibt die Heiliggeistgasse voraussichtlich noch bis Ende November gesperrt. Die Umleitung erfolgt für die Stadtbusse 621, 622 und 631 ab dem Freisinger Bahnhof rechts über die Ottostraße, weiter zur Kölblstraße und zur Landshuter Straße. Hier werden die Ersatzhaltestellen Ottostraße/Heiliggeistgasse, Sonnenstraße und Kölblstraße bedient. Fußgänger und Radfahrer können die Gasse aktuell auch nicht passieren und müssen den Weg über die Luckengasse nehmen.

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