Freising wie es früher war....:Fotografische Schätze

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Der Blick in die Untere Stadt stammt aus der Zeit um 1870. Links sind die Häuser zu sehen, an deren Stelle heute der Sperrer-Block steht.

(Foto: Stadtarchiv)

Das Stadtarchiv plant Ausstellungen mit bisher unveröffentlichten Bildern aus seinem Bestand. Den Auftakt machen im Juli Aufnahmen aus der Zeit von 1860 und 1895 - kurz vor der Industrialisierung.

Von Peter Becker, Freising

Das Freisinger Stadtarchiv hortet in seinem Bestand eine opulente Sammlung von Fotografien. Die ältesten stammen nach Angaben von Stadtarchivar Florian Notter aus der Zeit um 1860, die jüngsten aus dem 21. Jahrhundert. Einige Bilder aus der Stadtgeschichte waren in den vergangenen Jahren immer wieder mal veröffentlicht worden. "Doch der Großteil insbesondere der älteren Stücke dürfte unbekannt sein", vermutet Notter. Das Stadtarchiv plant deshalb für die folgenden Jahre Ausstellungen, in denen es jeweils einen bestimmten Teil seiner fotografischen Schätze veröffentlicht. Der Auftakt zur Präsentation der Freisinger Stadtgeschichte in Bildern findet im Zeitraum zwischen 1. Juli und 9. August statt. Das Thema lautet: "Freising in der Frühzeit der Fotografie". Damit einher geht ein Appell Notters an die Bürger, dem Stadtarchiv bisher unveröffentlichte Fotos zur Verfügung zu stellen.

Ausstellungsort ist das Alte Gefängnis. Dort werden 60 Fotografien aus der Zeit zwischen 1860 und 1895 zu sehen sein. Laut Notter sind die Bilder kurz vor der Industrialisierung entstanden. Sie zeigen "ein Bild vom vorindustriellen Leben und Arbeiten". Die Stadttore stehen noch zum größten Teil, ein Bach läuft offen durch die Stadt. Neue Wohnungen und Arbeitsviertel außerhalb des historischen Zentrums sind nur ansatzweise zu sehen. Laut Notter gehen die meisten Aufnahmen aus jener Zeit auf "lokale Fotopioniere" zurück.

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So hat der "Laubenbräu" am Marienplatz vor seinem Umbau und der Aufstockung im Jahr 1894 ausgesehen.

(Foto: Stadtarchiv)

Die Fotografien stehen für eine Gegenwart, in der die Hektik in den Alltag noch nicht eingezogen war. Die oft beschworene "gute, alte Zeit" scheint auf ihnen unversehrt festgehalten. Notter nennt als Beispiel ein Bild der "Weichselbaum-Wirtschaft", das um 1870 in der Oberen Stadt entstand. Dynamik der Industrialisierung und Technisierung machten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch vor einer ländlichen Stadt wie Freising nicht halt. Die ersten Industriebetriebe siedelten sich an, der Stadt wird es in ihren engen Grenzen zu eng. Das Stadtbild wandelt sich. Aus dem Mittelalter stammende Häuser müssen in der Bahnhofstraße weichen und geben einem unbebauten Straßenplatz Raum. Auf einer weiteren Aufnahme ist der Abbruch des Veitstores im Jahr 1875 zu sehen. Ein Bild zeigt den Bau der neuen und erstmals steinernen Isarbrücke, die 1893/94 entstand.

Notter hofft, dass auf seinen Appell hin Freisinger ihre Fotobestände durchforsten, in denen sich möglicherweise bislang unveröffentlichte Aufnahmen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befinden. Diese könnten sie dem Stadtarchiv als Ergänzung seiner Ausstellung zur Verfügung stellen. Eine kurze Ausleihe zur Digitalisierung würde Notter genügen, denn im Alten Gefängnis werden keine Originale, sondern auf größere Formate gezogene Scans der Fotos gezeigt. Die Mitarbeiter des Stadtarchivs sind den Eigentümern der Bilder bei einer genauen Datierung der Aufnahmen behilflich, falls dies erwünscht ist. Die Eigentümer der Fotografien, die während der Ausstellung zu sehen sind, erhalten außerdem ein Buch als Dankeschön. Interessenten können sich an das Stadtarchiv (0 81 61/5 44 47 10 oder stadtarchiv@freising.de) wenden.

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