Freising:Unter Fachmännern

Startbahngegner und Innenminister Herrmann tauschen sich zur Flughafenerweiterung aus. Erhellendes kommt dabei nicht heraus

Von Kerstin Vogel, Freising

"Der Minister hat sich informiert, aber nicht bewegt." Dieses Resumee hat Plane-Stupid-Aktivist Florian Sperk am Montag nach einem Besuch von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in Attaching gezogen - und aus seiner Enttäuschung keinen Hehl gemacht. Man habe wenig bis keine neuen Aussagen gehört, sagte Sperk. Die Staatsregierung halte demnach an ihrem grundsätzlichen Ja zur Erweiterung des Münchner Flughafens fest.

Zu einem "Fachgespräch" hatten die Startbahngegner Herrmann in den Freisinger Ortsteil gebeten, der von den Ausbauplänen für den Flughafen im Erdinger Moos am stärksten betroffen wäre. Eine Stunde lang unterhielt man sich in der örtlichen Sportgaststätte hinter geschlossenen Türen, bewacht von zwei Ordnern, einigen Polizisten und diversen Attachinger Bürgern, welche die Ankündigung der Veranstaltung irgendwie falsch verstanden hatten und dem hochrangigen Politiker gerne auch ihre Sicht der Dinge geschildert hätten.

Das tat stattdessen ausführlich Reinhard Kendlbacher, der dem Minister in kleiner Runde darlegen durfte, wieso eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen nicht wirtschaftlich betrieben werden könne. Das habe Herrmann weder angezweifelt, noch sei er in irgendeiner Form auf die genannten Argumente eingegangen, bedauerte Sperk: "Das einzig Positive ist, dass er nun später nicht mehr sagen kann, er habe davon nichts gewusst."

Als einen weiteren kleinen Erfolg wertete Sperk, dass der Minister aus Zeitnot anschließend zwar keine große Rundfahrt durch die betroffenen Gebiete mehr machen konnte. Er wollte sich von Ludwig Grüll jedoch zumindest das Attachinger Grundstück zeigen lassen, bei dem es, wenn die Startbahn gebaut wird, zwar eine Entschädigung für die Garage geben würde, nicht aber für das Wohnhaus. Sperk: "Es ist gut, dass er diese kafkaeske Absurdität mal sieht. Wir hoffen, dass er in ferner Zukunft vielleicht darauf reagiert."

Freising: Enttäuschter Plane-Stupid-Aktivist: Florian Sperk hatte vom Besuch des Innenministers mehr erwartet.

Enttäuschter Plane-Stupid-Aktivist: Florian Sperk hatte vom Besuch des Innenministers mehr erwartet.

(Foto: Robert Haas)

Innenminister Herrmann selber erklärte nach dem Gespräch mit den Plane-Stupid-Aktivisten nur kurz, dass er sich "die Argumente angehört habe", sich das nun draußen anschauen werde - und dann "werden wir in München drüber reden". Der Freisinger Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer und sein CSU-Kollege aus dem Landtag, Florian Herrmann, werteten das nach dem Gespräch durchaus als eine Art Botschaft - für Sperk allerdings stellte sich eher die Frage, "ob der Einsatz der Freisinger CSU auf Landesebene gegen die Startbahn nun wirkt oder nicht". Irlstorfer und Florian Herrmann hätten in dem Gespräch jedenfalls vergeblich auf eine baldige Entscheidung gedrängt. Mehr als die Versicherung, dass über die Startbahn "noch in dieser Legislaturperiode entschieden wird", hätten auch die beiden Abgeordneten dem Innenminister nicht entlocken können.

Sperks Fazit: "Nach über einem Jahrzehnt des Widerstands war es gut, dass mal ein Minister hier in Attaching vorbeigekommen ist, wir hätten aber deutlich mehr erwartet." Und eine Botschaft an die Adresse der Staatsregierung formulierte der Plane-Stupid-Aktivist dann auch noch: "Wir halten auch weitere zehn Jahre durch."

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