Freising und der Flughafenausbau:Kirche enttäuscht die Startbahngegner

Erzdiözese wird nicht gegen Flughafenausbau klagen, bleibt aber beim Versprechen, keinen Grund dafür zu verkaufen.

Petra Schnirch

Große Enttäuschung bei den Startbahngegnern: Die Erzdiözese wird nicht gegen den Ausbau des Flughafens klagen, das bestätigte Sprecher Bernhard Kellner am Donnerstag. Zu den Gründen wollte er sich nicht äußern. Sowohl der Freisinger Stadtpfarrer Michael Schlosser als auch Hartmut Binner, einer der fünf Sprecher des Aktionsbündnisses "Aufgemuckt", hatten sich vor zwei Wochen noch mit der Bitte an das Erzbischöfliche Ordinariat gewandt, gegen den Genehmigungsbescheid juristisch vorzugehen.

Binner sagte, er sei "traurig und enttäuscht". Bevor er die Entscheidung bewerte, wolle er aber erst die Antwort des Ordinariats auf seinen Brief vom 2. Oktober abwarten. Eine Schwächung der Startbahngegner sieht er nicht. Schließlich habe die Kirche mehrmals versichert, dass sie ihre Grundstücke, die die Flughafen München GmbH für den Startbahnbau benötigt, weder verkaufen noch tauschen werde. Und das werde die Erzdiözese auch durchstehen.

Stadtpfarrer Schlosser sagte zu dem Beschluss: "Ich finde es schade." Er habe schon gehofft, dass sich das Ordinariat zu einer Klage durchringen werde, wenngleich ihm klar sei, dass dies vor allem ein symbolischer Akt gewesen wäre. Denn die Kirche hätte vor Gericht sicherlich geringere Erfolgschancen gehabt als eine Kommune oder Privatkläger. Dennoch nannte er in seinem Brief zwei juristische Gründe, die bei einer Klage hätten angeführt werden können: Zum einen würde der Lärm einer dritten Startbahn die Gottesdienste in einigen Kirchen im Flughafenumland behindern, zum anderen würde den Kirchenstiftungen die Möglichkeit genommen, die betroffenen Grundstücke sinnvoll zu nutzen. Trotzdem sollen in mehreren Kirchen der Umgebung, darunter auch in St. Georg, in diesem Monat noch Lärmmessungen stattfinden, kündigte Schlosser an.

Pfarrer Axel Windecker von der Lerchenfelder Pfarrei St. Lantpert, der seit wenigen Tagen auch Dekan ist, beurteilt das Vorgehen der Erzdiözese nüchterner: Bereits in den Einwendungen und Anhörungen habe die Kirche ihre Vorbehalte in die Waagschale geworfen. Doch alle Gründe - etwa dass man bei Beerdigungen sein eigenes Wort nicht mehr verstehen würde - seien von der Regierung von Oberbayern entkräftet worden. Auch der reine Besitz von Grundstücken habe vor Gericht keinerlei Bedeutung. Fest stehe aber, dass die Kirche nicht verkaufen oder tauschen werde.

Erst Ende Juli, als die Regierung von Oberbayern bekanntgab, dass sie den Startbahnbau genehmigt habe, hatte Kardinal Reinhard Marx versichert, dass die katholische Kirche diese Grundstücke nicht freiwillig hergeben werde. Sie müsste also enteignet werden - was nach Ansicht vieler Christen in der Region ein schier unvorstellbarer Schritt wäre. Pikanterweise handelt es sich bei den Flächen, die mehreren Kirchenstiftungen gehören, zum Teil um Tauschgrundstücke, welche die Kirche beim Flughafenbau als Ausgleich für Land im abgesiedelten Franzheim erhalten hatte.

Erst Ende September hatte sich auch die Katholische Landjugendbewegung bei der Herbst-Diözesanversammlung am Petersberg im Landkreis Dachau einstimmig gegen den Bau einer dritten Startbahn ausgesprochen. Als Begründung führte sie die Verantwortung für die Schöpfung an. Der Flughafenausbau wird auch Thema der Herbstvollversammlung des Diözesanrats - die Vertretung der katholischen Laien - am Wochenende auf dem Freisinger Domberg sein. (Thema des Tages)

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