Schutz der Religionsfreiheit:Keine Trennung von Flüchtlingen

Die Geschichte einer überregionalen Wochenzeitung, nach der ein syrischer Islamist in Freising eine christliche Familie bedroht hat, scheint sich in Luft aufzulösen. Auch zukünftig will das Landratsamt christliche und muslimische Flüchtlinge nicht getrennt unterbringen.

Von Peter Becker, Freising

Die Polizeigewerkschaft wünscht, christliche und muslimische Flüchtlinge in den Unterkünften in Zukunft voneinander zu trennen. Dadurch soll Konfliktpotenzial entschärft werden. Dies fordert Jörg Radek, Vize-Chef der Polizeigewerkschaft, der die Beamten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen sieht. Das Freisinger Landratsamt hält indes nichts von der Idee, Flüchtlinge nach ihren Ethnien oder ihrer Religion zu trennen. Schließlich seien sie nach Deutschland gekommen, um hier zu leben, sagt Eva Dörpinghaus, Pressesprecherin des Freisinger Landratsamts. Die Asylbewerber müssten die hier geltenden Regeln akzeptieren. Dazu gehöre etwa auch, Religionsfreiheit und die Gleichstellung von Mann und Frau zu akzeptieren. "Von daher haben wir nicht vor zu segregieren", sagt Eva Dörpinghaus.

Im Freisinger Aufnahmelager soll ein Islamist Christen bedroht haben

Was etwa die Religionsfreiheit betrifft, ist es am vergangenen Wochenende zu Irritationen gekommen. Der Leser einer überregional erscheinenden Wochenzeitung hat der SZ Freising einen Beitrag zukommen lassen, in dem die Autorin behauptet, ein syrischer Islamist habe in einem Aufnahmelager in Freising eine christliche Familie aus dem Irak derart bedroht, dass diese trotz der dort herrschenden Gefahr für Leib und Leben wieder in ihre Heimat zurückkehrte. Die Autorin greift dabei einen Fall auf, über den offenbar im Sommer des vergangenen Jahres in der Sendung "Report München" berichtet worden war. In dem Beitrag fällt allerdings nie der Name der Stadt oder des Landkreises Freising.

Nachfragen bei der Polizei und ehrenamtlichen Helfern ergeben, dass keiner je von so einem Fall gehört habe. "Da haben wir keine Erkenntnisse", sagt Ernst Neuner, Leiter der Freisinger Polizei-Dienststelle. Es gebe zwar Fälle von Körperverletzung oder Bedrohung, sagt Neuner. Aber denen lägen keine ethnischen oder religiösen Ursachen zugrunde, sondern der Umstand, dass so viele Menschen auf engsten Raum zusammenleben müssten. Wie etwa in einer Turnhalle.

Beim Landratsamt wundert man sich über den vorangegangen Fernsehbeitrag

"Wir haben da nie etwas gehört", sagen unisono Reinhard Kastorff, Elisabeth Stroh, Heiner Barth und Albert Baumgartner-Murr. Sie sind in verschiedenen Helferkreisen im Landkreis engagiert. Wieso Freising in Zusammenhang mit der Vertreibung einer christlichen Familie durch einen Islamisten gerät, bleibt mysteriös. Personen, die in dem Beitrag als Gesprächspartner erwähnt sind, sind nicht erreichbar oder beantworten keine Anfragen. Wie zum Beispiel der Münchner Anwalt, der sich offenbar des Schicksals der Familie angenommen hat.

In dem Fernsehbeitrag heißt es, das Reporterteam habe bewusst nicht das zuständige Landratsamt informiert, in dem sich der Fall zugetragen hat. Sie wollten das Leben der Familie nicht gefährden. Eva Dörpinghaus wundert diese Verhaltensweise. Würde die Behörde von der Bedrohungslage einer Familie durch einen Islamisten erfahren, hätte sie in jedem Fall die Polizei eingeschaltet. Die Pressesprecherin des Landratsamts bestätigt die Aussage der Polizei, dass Drohungen aus religiösen Motiven der Behörde nicht bekannt seien. Allenfalls habe es einmal einen Zwischenfall in einer Unterkunft gegeben, in dem sich ein Asylbewerber durch das permanente Abspielen sunnitischer Trauergesänge eines Mitbewohners belästigt fühlte. Das habe dieser schließlich handgreiflich zu spüren bekommen.

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