Freising:Strippenzieherin hinter den Kulissen

Freising: Carmen Brandmair (Mitte) studiert Wirtschaftspsychologie in Erding und macht ein Praktikum auf dem Uferlos. Den Infostand hat sie auch organisiert.

Carmen Brandmair (Mitte) studiert Wirtschaftspsychologie in Erding und macht ein Praktikum auf dem Uferlos. Den Infostand hat sie auch organisiert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Praktikantin Carmen Brandmair managt beim Uferlos Ausschank- und Servicekräfte

Von Christoph Dorner, Freising

Drei Freisinger Studentinnen wischen am Freitagnachmittag, kurz vor Festivalbeginn, noch eben die Biertischgarnituren vor dem Sparkassenzelt ab. Dabei unterhalten sie sich, wie viel Geld sie neben dem Studium denn eigentlich steuerfrei verdienen dürfen.

Eine, die darüber genau Bescheid weiß, sitzt etwa zur gleichen Zeit im Produktionsbüro des Uferlos an der Luitpoldhalle. Carmen Brandmair aus Freising ist von Anfang April bis Ende Mai Praktikantin bei dem zehntägigen Festival. Die 26-Jährige macht derzeit ihren Master in Wirtschafts-Psychologie an der Erdinger Hochschule für angewandtes Management. Beim Uferlos managt sie unter anderem das Personal für die etwa 100 Mitarbeiter in den Bereichen Ausschank und Service. Sie wacht über die Verträge der Mitarbeiter und hat sich für das Festival extra ins Arbeitsrecht eingelesen. Sogar das Putzzeug für die drei Studentinnen an den Biertischen hat sie letztlich besorgt. In der heißen Phase des Festivals ist Carmen Brandmair - wie alle Mitarbeiter aus dem Kernteam des Uferlos - sowieso für alles zuständig. Sie kümmert sich im Produktionsbüro um die Kassen, die Parkausweise für die Bands und hat die Schichtpläne für den Informationsstand geschrieben. "Ich mag es, so etwas wie die graue Eminenz im Hintergrund zu sein", sagt Brandmair, an deren T-Shirt ein Walkie Talkie geheftet ist, um jederzeit ansprechbar zu sein. Dass sie das Zeug zur Eventmanagerin hat, haben die Uferlos-Macher schnell erkannt: "Carmen ist eine große Hilfe. Sie räumt viele Themen für uns ab", sagt Veranstalter Michi Kasper.

Brandmair hat bereits reichlich Berufserfahrung gesammelt. Sie war Praktikantin und Werkstudentin bei drei international aufgestellten Großunternehmen in München und hat dabei meist Events für Führungskräfte organisiert. Gefallen habe ihr die Arbeit jedoch nur bedingt, sagt sie. Denn in den Unternehmen habe es festgefahrene Strukturen und zu viele Hierarchieebenen über ihr gegeben, um Probleme selbst beheben zu können. Letztlich sei es bei der Personalführung oft nur um Geld oder Einsparpotenziale gegangen, erzählt sie. In einem Großunternehmen will sie vorerst nicht mehr arbeiten.

Weil die gebürtige Münchnerin den alternativen Charakter des Tollwood-Festival so sehr mag, entschloss sie sich im Frühjahr, sich auf die ausgeschriebene Praktikumsstelle im Bereich Organisation und Planung beim Uferlos zu bewerben. Das Festival sei schließlich so etwas wie der kleine Bruder des Tollwood, sagt Brandmair. Innerhalb des Uferlos-Teams schätzt sie den fairen Umgang und den persönlichen Draht, und dass sich keiner ihrer Kollege für eine Aufgabe zu schade sei. Sie fühle sich frei bei der Arbeit auf dem Festival, auch wenn sie zuletzt von morgens bis abends auf dem Gelände gewesen ist. Ob das arbeitsrechtlich überhaupt in Ordnung ist, überlegt Carmen Brandmair einen Moment, wischt den Gedanken dann lächelnd beiseite - und macht sich auf dem Weg zurück ins Produktionsbüro. Irgendwo auf dem Uferlos ist sicher noch etwas zu tun.

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