Als Breakdancer auf Tour mit Florian Silbereisen: "Am meisten hat mich die Musik verschreckt"

Als Breakdancer auf Tour mit Florian Silbereisen: Der Freisinger Breakdancer Benedikt Mordstein tourt mit Florian Silbereisen durch die Lande.

Der Freisinger Breakdancer Benedikt Mordstein tourt mit Florian Silbereisen durch die Lande.

(Foto: Marco Einfeldt)
  • Benedikt Mordstein ist Breakdancer und Tanzlehrer aus Freising. Seit dem vergangenem Jahr ist er Tänzer bei der Show "Fest der Feste" von Florian Silbereisen.
  • Im Interview mit der SZ erklärt der 21-Jährige, was Breakdance mit Volksmusik zu tun hat, ob Florian Silbereisen wirklich keine Starallüren hat und weshalb er selbst jeden Abend 100 bis 150 Autogramme schreiben muss.

Interview von Ronja Schamberger, Freising

Benedikt Mordstein, alias Bboy Bench, ist Breakdancer und Tanzlehrer aus Freising, der seit einiger Zeit auch auf Pfaden jenseits von Hip Hop wandelt. Er ist Tänzer in Florian Silbereisens Show "Fest der Feste" und tourt schon seit vergangenem Jahr zusammen mit weiteren Schlagergrößen durch Deutschland. Der SZ erzählt er, wie Florian Silbereisen das angestaubt wirkende Genre der Volksmusik revolutioniert, was Breakdance damit zu tun hat, und warum "Hardcore-Fans" den Künstlern um Silbereisen zu fast jedem Konzert hinterher reisen.

SZ: Volksmusik und Breakdance? Das passt ja auf den ersten Blick nicht direkt zusammen. Was hat Dich bewogen, da mitzumachen?

Mordstein: Das hat mich erst einmal ein wenig Überwindung gekostet. Am meisten hat mich zunächst die Musik verschreckt, das ist doch eine ganz andere Richtung als Hip Hop. Aber letztendlich bietet die Show eine große Plattform, durch die ich das Genre Breakdance Menschen näher bringen kann, die ansonsten vielleicht nie mit dieser Kunstform in Kontakt kommen würden. Viele Künstler aus der Szene waren auch erst einmal erstaunt über die Kooperation.

Nicht ganz zu Unrecht, oder?

Man kann es auch so sehen: Ein Rockstar singt auch mal eine Ballade, der Schlager wird heute immer poplastiger, und auch wenn Volksmusik nicht unbedingt mein Ding ist, kann ich mich bei der Show austoben und mein Ding machen. Generell bin ich der Meinung, dass Ausprobieren immer die beste Methode ist und jeder Musikrichtung Respekt entgegen gebracht werden sollte. Danach kann man immer noch entscheiden, ob man dabei bleiben will. Klar würde ich auch gerne bei einer Hip-Hop-Show mitmachen, weil das eher meine Musik ist, aber letztendlich gibt es auch den ganz praktischen Grund, dass ich als Tänzer auch Geld verdienen muss.

Wie kam es dann dazu, dass Du in den vergangenen Monaten auf Tour mit Florian Silbereisen warst?

Vor circa vier Jahren kam ich durch meinen Manager in eine Show von Florian Silbereisen und performte einen "Headspin Strip", also einen Trick, bei dem man sich auf dem Kopf dreht und dabei bis auf die Unterhose auszieht. Im Vorfeld war ich erst einmal ein wenig überrascht. Florian Silbereisen, Volksmusik - und dann soll ich mich da auf dem Kopf drehend ausziehen? Aber der Produzent der Show fand das ziemlich gut und hat mich dann eingeladen, als einer der TV-Startänzer bei der neuen Show "Fest der Feste" mitzumachen.

Ist Florian Silbereisen wirklich der lockere und moderne Schlagerstar, den er in der Öffentlichkeit gibt?

Ja, das ist er eigentlich wirklich. Mittlerweile ist er nicht mehr nur der Schlagerstar mit den bunten Anzügen. Es ist wirklich bewundernswert, wie er drei Stunden am Stück durch die Show führt und durchgehend auf der Bühne steht. Außerdem moderiert er, singt, tanzt und spielt jede Menge Instrumente. Was mich an ihm beeindruckt, ist, dass er zu keiner Idee von Anfang an nein sagt, sondern offen für Neues ist. Vor allem zeigt er auch hinter der Bühne keinerlei Starallüren.

Ist denn die deutsche Volksmusik, so wie sie Silbereisen präsentiert, authentisch?

Die Künstler, die bei der Show mitmachen, sind alle sehr freundlich und auf dem Boden geblieben. Wir verstehen uns alle sehr gut. Das ist wirklich schön an der Szene. Bei den Fernsehshows sind neben den üblichen Sängern und Tänzern dann auch noch Größen wie Heino oder Helene Fischer dabei. Man kann sich hinter der Kulisse ohne Probleme wirklich persönlich kennen lernen. Keiner ist abgehoben oder sperrt sich in seine Kabine ein. Und alle nehmen uns Tänzer ernst und sind sehr offen. Ich würde also schon sagen, dass die deutsche Volksmusik noch sehr authentisch ist.

Volksmusiker oder Schlagerstars haben ja oftmals auch einen extrem guten Draht zu ihren Fans. Kann man damit vielleicht auch ihre Popularität erklären?

Das Publikum von Volksmusikkünstlern unterscheidet sich ja stark von anderen Veranstaltungen. Viele ältere Menschen oder auch Menschen mit Behinderung besuchen die Konzerte. Sie brauchen vielleicht auch einen anderen Bezug zu den Künstlern. Für Jugendliche reicht es oft aus, wenn sie ihren Star im Fernsehen sehen, aber für diese ältere Zielgruppe ist es besonders wichtig, dass sie die Künstler am Autogrammstand nach der Show auch wirklich sehen und Fotos schießen können. Das ist schön, weil die Sänger dann auch nah an ihren Fans dran sind und eine spezielle Verbindung zwischen Publikum und Star entsteht. Ein paar, sagen wir mal "Hardcore-Fans", reisen uns sogar zu jeder Show hinterher. Da liegen manchmal 600 Kilometer zwischen den Auftrittsorten. Das ist schon beeindruckend.

Was war bisher das Beeindruckendste, das Du während der Show erlebt hast?

Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal nach der Show auch Autogramme geschrieben. Und als erstes dachte ich, das wird neben den großen Schlagerstars keinen so großen Anklang finden. Aber ich verteile mittlerweile am Abend zwischen 100 und 150 Autogramme. Das finde ich schon cool und das freut mich wirklich sehr.

Die Tour trägt ja den Titel "Volksmusik macht Spaß, auch wenn es nicht jeder zugibt" - stimmt das?

Ja, teilweise. Diese Hardcore-Volksmusik ist so gar nicht mein Fall. Aber man versucht schon, vom altbackenen Bild der Volksmusik wegzukommen und moderne Elemente einzuarbeiten. Und mittlerweile herrscht auf solchen Veranstaltungen eher Volksfest- und Partystimmung. Die Musik regt einfach wirklich zum Feiern und Spaß haben an und das Publikum hat sichtlich Spaß. Sechzig- oder Siebzigjährige, die sonst vielleicht nicht mehr so agil sind, feiern da richtig mit. Das tut ihnen gut und mir auf der Bühne dann natürlich auch.

"Ich bin viel offener geworden"

Wie ist es für Dich, so extrem in der Öffentlichkeit zu stehen?

Ich war als Kind sehr schüchtern, aber dadurch, dass ich dann öfter Auftritte hatte, habe ich das abgelegt und bin viel offener geworden. Mittlerweile gibt es für mich nichts Schöneres als auf der Bühne zu stehen. Diese Freiheit und das Künstlerische, das macht mir Spaß und da fühle ich mich wohl.

Welche Projekte möchtest Du nach der Show realisieren?

Ich möchte auf jeden Fall noch einige Weltrekorde aufstellen. Mein Ziel ist erst einmal, zehn Weltrekorde zu schaffen. Außerdem möchte ich weiterhin versuchen, bei neuen Projekten verschiedene Genres miteinander zu kombinieren. Zum Beispiel plane ich gerade ein Duo mit meiner Freundin. Ich möchte mich aber auch wieder mehr auf meine Tanzkurse hier zu Hause konzentrieren.

Engagierst Du dich, neben deiner Arbeit als Tanzlehrer, noch in anderer Art und Weise für Sport und Bewegung?

Ja, ich bin Botschafter für mehr Bewegung für eine Krankenversicherung und setze mich dafür ein, dass Jugendliche Sport und Bewegung wieder mehr in ihren Alltag integrieren. Schaut man heute in eine Grundschulklasse, kann kaum noch ein Kind eine richtige Vorwärtsrolle turnen. Es ist wichtig, dass man früh lernt, sich mit dem eigenen Körper zu beschäftigen und Spaß an der Bewegung finden. Ich folge da dem Motto: Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper. Ich engagiere mich auch bei der Lebenshilfe Freising und komme alle ein bis zwei Monate zu einer Kindertanzgruppe und gebe Unterricht, was mir auch richtig viel Spaß macht. Aber auch als Tanzlehrer habe ich eine große Verantwortung. Ich bin fast wie ein großer Bruder für die Kids. Sie kommen auch mit Problemen zu mir.

Welche Anlaufstellen kannst Du Jugendlichen in Freising empfehlen, die sich für Breakdance interessieren?

Sie können sich jederzeit bei mir oder den verschiedenen Tanzschulen in und um Freising melden. Meine Kurse sind für Kinder ab acht Jahren geeignet. Wenn Jugendliche vorab Fragen haben, können sie mich gerne bei Facebook anschreiben. Viele Tanzschulen bieten auch sicher erst einmal eine kostenlose Schnupperstunde an. Also keine falsche Scheu. Wenn Jugendliche Breakdance ausprobieren wollen, dann los!

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