Medizin:Schwerer Schlag für Krebspatienten

Chefarzt Christoph von Schilling darf seine ambulante Betreuung im Freisinger Krankenhaus nicht fortsetzen. Seine Arbeit soll das Onkologiezentrum von Dirk Hempel übernehmen

Von Katharina Aurich, Freising

Der engagierte und beliebte Chefarzt der Abteilung für Internistische Onkologie und Hämatologie im Freisinger Krankenhaus, Christoph von Schilling, darf im Krankenhaus keine Patienten mehr ambulant mit einer Chemotherapie behandeln. Das hat der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) entschieden. Die derzeit durch von Schilling versorgten Patienten könnten aber ausnahmsweise noch bis März auf die Station kommen, zitiert der Geschäftsführer des Krankenhauses, Andreas Holzner, ein Schreiben der KV.

Die ambulante Versorgung soll nun in einem neuen "Onkologiezentrum" sichergestellt werden. Dafür hat der Arzt Dirk Hempel im Krankenhaus Räume gemietet und den Onkologen Alexander Muth eingestellt. In einer Befragung durch die KV hatte Hempel angegeben, im Quartal 500 Patienten mit einer Chemotherapie versorgen zu können. Er betont, dass von Schilling Patienten, die dies wünschten, auch in Zukunft in den Räumen der Praxis im Krankenhaus behandeln könne. Von Schilling versorgt laut Holzner aktuell 400 Patienten pro Quartal ambulant.

Geschäftsführer Holzner hatte Hempel, Muth und von Schilling am Mittwoch zu einem klärenden Gespräch eingeladen, nachdem sich Patienten von Schillings an die Öffentlichkeit gewandt hatten. Sie wollen auch in Zukunft von ihm behandelt werden. Die drei beteiligten Ärzte müssten nun klären, wie sie ihre Zusammenarbeit unter dem Dach des Krankenhauses organisieren, so Holzner.

Für Patienten, die nach einer Krebsdiagnose extrem auf eine gute, vertrauensvolle und möglichst persönliche Beziehung zu Ärzten angewiesen sind, bedeuten diese neuen Bedingungen, dass sie beispielsweise nach einer Diagnose, die ihnen der Hausarzt mitteilt, in das Krankenhaus zu einer Operation überwiesen werden. Nach der Genesung werden sie dann zur ambulanten Chemotherapie in die jetzt neu eingerichtete Praxis zu Mediziner Alexander Muth geschickt. Treten während der Therapie Probleme auf, die eine stationäre Überwachung notwendig machen, wird der Patient auf die Station von Schillings überwiesen.

Medizin: Nur noch bis März kann der Onkologe Christoph von Schilling Krebspatienten im Krankenhaus ambulant behandeln.

Nur noch bis März kann der Onkologe Christoph von Schilling Krebspatienten im Krankenhaus ambulant behandeln.

(Foto: Marco Einfeldt)

Für den Betroffenen seien vier verschiedene Ansprechpartner natürlich nicht optimal, das ist Klinikchef Holzner klar. Dies erkläre auch, warum viele bei von Schilling bleiben wollten. Doch die Entscheidung der KV sei rechtlich wasserdicht. Der Zulassungsausschuss habe die zeitlich befristete, persönliche Ermächtigung des Chefarzt der Hämatologie und Onkologie zur ambulanten Behandlung von Krebspatienten schlicht nicht mehr verlängert, weil die Onkologen Muth und Hempel ihre Praxis-Kapazitäten angemeldet hätten, so Holzner. Gesetzlich sei ganz klar festgelegt, dass Patienten möglichst ambulant von niedergelassenen Ärzten versorgt werden müssten.

Krankenhausärzte dürften das nur, wenn keine ausreichende ambulante Versorgung in Praxen gewährleistet sei, erläutert Birgit Grain, Pressereferentin der KV in München. Für eine Bedarfsanalyse seien alle Internisten mit Schwerpunkt Hämatologie und Internistische Onkologie im Umkreis von 50 Kilometern in den Kreisen Freising, Erding und München schriftlich befragt und die Angaben anhand der Fallzahlen in den Praxen auf ihre Plausibilität hin geprüft worden, so Grain. Dabei habe die Praxis Hempel und Muth eine Kapazität von 500 Patienten im Quartal angegeben.

Derzeit werden die Räume des neuen Onkologiezentrums im Freisinger Krankenhaus umgebaut, eingerichtet und Geräte gekauft. Im Dezember gingen sie an den Start, informiert Hempel. Bisher hat das Zentrum seinen Sitz am Freisinger Marienplatz in der Praxis des Gynäkologen und Onkologen Christoph Neuhofer. Diese sei jedoch nur als erste Anlaufstelle für Patienten gedacht, solange die Räume im Krankenhaus nicht fertig seien, erläutert Hempel. Beide Praxen seien organisatorisch vollkommen getrennt, betont Neuhofer. Die Anschrift Marienplatz findet sich auf der Homepage des Zentrums, auf der auch von Schilling als beteiligter Arzt aufgeführt wird. Dies findet Klinikchef Holzner "unglücklich", da von Schilling Chefarzt im Krankenhaus und zeitlich ausgelastet sei. Auch von Schilling selbst möchte auf dieser Homepage nicht aufgeführt werden und hat Hempel gebeten, seinen Namen dort zu entfernen.

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