Phoenix aus Vötting:Bürgerforum meldet sich zu Wort

Phoenix aus Vötting: Die Pumpversuche für den Bau der Westtangente sind abgeschlossen. Die Bürger fürchten durch die notwendige Absenkung des Grundwassers Schäden an ihren Häusern .

Die Pumpversuche für den Bau der Westtangente sind abgeschlossen. Die Bürger fürchten durch die notwendige Absenkung des Grundwassers Schäden an ihren Häusern .

(Foto: Marco Einfeldt)

Bei einer Veranstaltung in dem Freisinger Stadtteil wird der am 7. Mai geplante Spatenstich für die Westtangente als verfrüht kritisiert. Bürger klagen über Risse in ihren Hauswänden.

Von Regina Bluhme, Freising

Am 7. Mai ist es soweit: Nach über 40 Jahren Planungszeit lädt die Stadt zum Spatenstich für die Westtangente. Für das Vöttinger Bürgerforum kommt der Termin zu früh. Noch habe die Kreisstadt keine schriftliche Förderzusage der Regierung und sie sei auch nicht im Besitz aller erforderlichen Grundstücke, wurde bei einer Infoveranstaltung am Donnerstag bemängelt. Und dann treibt die Vöttinger nach den Pumpversuchen die Angst um. Hausbesitzer klagten über Risse in den Wänden, ein Gebäude hat sich um drei Millimeter gesenkt.

"Als sie von dem Spatenstich hörten, haben bei mir viele besorgte Bürger angerufen", berichtete Wolfgang Reinhardt, Vorsitzender des Bürgerforums, im Gasthof Lerner. Gut 50 Zuhörer waren gekommen, darunter die Stadträte Jürgen Maguhn und Manfred Drobny von den Grünen sowie Ulrich Vogl und Monika Hobmair von der ÖDP. Ihre Parteien hatten sich beim Bürgerentscheid 2013 gegen den Bau ausgesprochen. Weil die Mehrheit der Freisinger aber dafür gestimmt hat, wird durch Vötting künftig die Westtangente inklusive Tunnel führen.

Die Unsicherheit sei groß, betonte Reinhardt. Die Kommunikation zwischen ihm und der Stadtverwaltung beschrieb er mit "gleich Null". Er finde es "nicht gerade bürgernah", dass am Donnerstag weder der Oberbürgermeister noch ein Vertreter der Verwaltung erschienen seien. Dass die Stadt auch Vöttinger zum Spatenstich eingeladen habe, sei "Zynismus pur", grollte er, "angesichts der kommenden drei Jahre voller Staub und Dreck".

Weil für die Baumaßnahme das Grundwasser abgesenkt werden muss, haben Pumpversuche in Vötting stattgefunden. Die Auswirkungen schilderte am Donnerstag Andreas Wittmann: "Wir haben mehrere kleine Risse im Haus." Davon erzählten auch weitere Besucher. Eine Zuhörerin berichtete, sie habe einen Bescheid bekommen, dass sich ihr Haus um drei Millimeter gesenkt habe. Wittmann hält den Zeitraum für die Beweissicherungsverfahren für zu kurz. Die Pumpversuche seien sechs Wochen gelaufen, Schäden könne man "erst in ein bis zwei Jahren" abschätzen, betonte er. "Warum kommt jetzt schon der Spatenstich?"

"Auch ich bin überrascht über den Zeitpunkt", gestand Stadtrat Jürgen Maguhn. Schließlich befänden sich noch immer nicht alle notwendigen Grundstücke im Besitz der Stadt. Karl Mair, dem in Erbengemeinschaft ein betroffenes Grundstück gehört, will das Areal auf keinen Fall freiwillig hergeben. "Die Westtangente wird solche Schäden im Vöttinger Moos anrichten, das kann kein Geld der Welt wieder gut machen", betonte er.

"Ein Restrisiko bleibt"

"Sehr erstaunlich" nannte auch Vogl, Finanzreferent im Stadtrat, den Zeitpunkt für den Spatenstich. "Normalerweise wartet man, bis man einen rechtsverbindlichen Förderbescheid hat." Zwar habe die Staatsregierung zugesagt, 70 Prozent der förderfähigen Kosten zu übernehmen. "Aber eine schriftliche Bestätigung fehlt", betonte Vogl. Es bleibe "ein Restrisiko". Maguhn berichtete, dass für den ersten der vier Bauabschnitte das Vergabeverfahren noch nicht abgeschlossen sei. Ob das alles rechtens sei, "da wollen wir noch mal nachfragen", so Maguhn.

Vogl verwies auf den "Hilferuf" von Bürgermeister Rupert Popp aus Allershausen. Dieser befürchtet ein Verkehrschaos in seiner Gemeinde. Noch vor der Westtangente müsste Allershausen eine Umgehungsstraße erhalten, so Vogl. Nach Ansicht von Maguhn soll der Spatenstich vor allem ein Symbol sein: "Man möchte Fakten schaffen und zeigen, es gibt keinen Weg zurück".

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