Freising:Nahwärmenetz lässt Anwohner kalt

Hauseigentümer in der Innenstadt haben wenig Interesse, von Erdgas auf regenerative Energien umzusteigen

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Idee lag auf der Hand: Wenn die Stadt Freising in den kommenden Jahren schon ihre Innenstadt aufwendig umbaut und neu gestaltet, dann könnte sie die Gelegenheit gleich nutzen und ein umweltfreundliches Nahwärmenetz in der City aufbauen. Schließlich will der Stadtrat die Energiewende, und hier böte sich durchaus "die einmalige Chance", die Erdgasversorgung in der Innenstadt auf erneuerbare Energien umzustellen, wie Grünen-Stadtrat Manfred Drobny in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses des Stadtrats mahnte.

Das Problem ist allerdings, dass die Verbraucher dabei nicht so recht mitspielen wollen. Unter anderem wurden an der General-von-Nagel-Straße und an der Heiliggeistgasse die Besitzer von 38 Gebäuden zum Thema Energieversorgung befragt, wie Stadtwerksdirektor Andreas Voigt dem Ausschuss schilderte. Lediglich einer davon habe tatsächlich Interesse an einer Nahwärmeversorgung bekundet, weitere sieben hätten "vielleicht" Interesse signalisiert - zu wenig, um eine Leitung zu verlegen, so Voigt.

Im gesamten Areal rund um die Untere Hauptstraße würden aktuell 95 Prozent der Häuser über die Gasversorgung der Stadtwerke beliefert, so Voigt weiter. Ermittelt hat das unlängst das Pfaffenhofener Büro "Eta Energieberatung GbR" im Auftrag der Stadtwerke. Viele der bestehenden Heizungsanlagen seien erst in den vergangenen zehn Jahren erneuert worden - und auch hier hätten die Erhebungen unter den Hauseigentümern nur ein begrenztes Interesse an der Umstellung auf erneuerbare Energie ergeben. Ein Parallelbetrieb von Gasversorgung und Fernwärme im Bereich der Innenstadt sei wirtschaftlich jedoch nicht darstellbar, so Voigt weiter.

Unabhängig von diesen Überlegungen prüfe die Fernwärmeversorgung Freising GmbH nun allerdings noch, ob eine Versorgung des Dombergs technisch und wirtschaftlich möglich wäre, berichtete Voigt. Die geplante Trasse würde dann über die Amtsgerichtsgasse Richtung Marienplatz und durch die Brennergasse hinauf zum Domberg führen, schilderte der Stadtwerksdirektor. Wenn diese Leitung komme, "kann es möglich gemacht werden, einzelne Objekte in der Innenstadt an die Fernwärme anzuschließen".

Der mit diesem Bericht implizierte Verzicht auf ein Nahwärmenetz für die Innenstadt "begeistert mich nicht wirklich", kritisierte Manfred Drobny: "Wir müssen weg vom Erdgas und in der Innenstadt gibt es kaum andere Möglichkeiten, auf erneuerbare Energien umzustellen", gab er zu bedenken. Außerdem bleibe der Gaspreis sicher nicht dauerhaft so niedrig wie aktuell. In zehn Jahren könnte das Gas deutlich teurer sein, warnte Manfred Drobny: "Und dann haben wir eine andere Situation." Sein Vorschlag deshalb: Vor einer endgültigen Entscheidung sollte die geplante Einstellung des Klimaschutzmanagers abgewartet werden und der sollte dann noch einmal mit den betroffenen Eigentümern sprechen.

Man könne die Leute ja zu nichts zwingen, sagte FSM-Stadtrat Anton Frankl: "Aber ist denen bewusst, dass die Chance vorbei ist, wenn die Innenstadt neu gepflastert ist? Sind die wirklich alle intensiv beraten worden?" Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher versicherte den Skeptikern, dass man die Nahwärmeversorgung gerne umgesetzt hätte. "Aber wenn das ein wirtschaftliches Desaster wäre, können wir das nicht empfehlen." Eine Lösung für das Problem fand sich in der Ausschusssitzung allerdings nicht. Die Stadträte nahmen den Bericht zur Kenntnis - bei vier Gegenstimmen.

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