Verkehr:Morgendliche Nervenprobe

Wer nach acht Uhr auf den P&R-Platz am Freisinger Bahnhof kommt, kann sein Auto dort meist nicht mehr legal abstellen. Über ein Parkhaus wird diskutiert, doch das lässt sich nicht von heute auf morgen bauen

Von Petra Schnirch, Freising

Wer täglich mit Zug oder S-Bahn in die Arbeit pendelt, weiß viele Geschichten zu erzählen - von Pannen, überfüllten Wagen und Verspätungen. Für alle, die mit dem Auto zum Freisinger Bahnhof fahren, beginnt die morgendliche Nervenprobe schon früher: auf der P & R-Anlage, bei der Suche nach einem freien Parkplatz. Etwa 1100 Stellplätze gibt es dort, doch wer nach 8 Uhr kommt, hat oft das Nachsehen. "Es kann doch nicht sein, dass es einfach viel zu wenig Parkplätze gibt", ärgert sich eine Userin auf der Facebook-Seite der Freisinger SZ.

In der Stadt ist das Problem bekannt. Mit einem Parkhaus oder Parkdeck soll die Kapazität erweitert werden, das steht so ausdrücklich im Stadtentwicklungsprogramm. "Schnell herbeizaubern lässt sich eine solche Lösung aber nicht", sagt Christl Steinhart, Sprecherin der Stadt. Wer Glück hat, findet noch einen freien Platz auf einem der Grünstreifen. Doch "wenn man Pech hat, setzt man dabei auf, da die Kante so hoch ist", schreibt die Facebook-Nutzerin weiter - und man riskiert einen Strafzettel, ebenso wer in der Not auf den neu geschaffenen Busparkplatz an der Korbiniansbrücke ausweicht.

Im Winter verschärft sich die Situation regelmäßig, weil mehr Pendler auf dem Weg zum Bahnhof das Auto nehmen. Nach Schneefällen stehen zudem noch weniger Parkplätze zur Verfügung.

Zumindest das oft unerfreuliche, weil vergebliche Herumkurven auf dem Großparkplatz könnte bald ein Ende haben. Als Teil eines Bundespilotprojekts testet der MVV in Freising per Videotechnik ein Informationssystem. Die Zahl der Fahrzeuge wird erfasst. Über das Internet, möglicherweise sogar per Navi, können die Fahrgäste künftig abfragen, ob Parkplätze frei sind und wie es voraussichtlich in einer halben Stunde aussehen wird. Das Gerät sei im August installiert worden, sagt Markus Haller, Bereichsleiter Konzeption beim MVV. Derzeit werde es kalibriert. Vermutlich im Laufe des kommenden Jahres soll es dann verlässliche und abrufbare Daten liefern. Er gehe davon aus, dass das System "praxistauglich ist", sagt Haller. Auch an der Einfahrt zum Parkplatz könnten die Fahrgäste informiert werden. Dann könnten sie gleich in die Luitpoldanlage ausweichen, ohne Zeit zu verlieren.

Verkehr: Selbst auf den Grünflächen stehen am P & R-Platz Autos.

Selbst auf den Grünflächen stehen am P & R-Platz Autos.

(Foto: Marco Einfeldt)

In anderen Gemeinden im Landkreis hat sich die Lage in den vergangenen Jahren dagegen entspannt. In Moosburg gab es früher ähnliche Probleme, doch seit das Parken rund um den Bahnhof kostenpflichtig ist, finde man morgens einen Stellplatz, sagt Aicke Morgenstern von der Stadtverwaltung - obwohl Moosburg auch viele Fahrgäste aus dem Raum Landshut anzieht, weil es im Tarifgebiet des MVV liegt. Auf Stellplätzen im Freien, etwa am SGM-Stadion, zahlen Pendler 50 Cent am Tag, im Parkhaus einen Euro. Nach anfänglichen Schwierigkeiten funktioniert nun auch die Schranke.

In Hallbergmoos gibt es laut Herbert Kestler, dem geschäftsleitenden Beamten, ebenfalls keine Beschwerden mehr, dass es an der S-Bahn-Station zu wenig Parkplätze gebe. Die Anlage dort ist mehrmals erweitert worden, mit 620 Plätzen zählt sie zu den größten in der Region. Seit Anfang 2009 werden Parker in Hallbergmoos zur Kasse gebeten, 50 Cent sind es am Tag. Erhebungen des MVV hatten damals ergeben, dass nur 35 Prozent der Nutzer aus der Gemeinde kamen. In Freising macht man sich ebenfalls Gedanken über eine Gebührenpflicht.

Um die P+R-Plätze für Pendler frei zu halten, hat sich die Beschränkung der Parkzeit, meist sind es 24 Stunden, bewährt. Neufahrn hat so das Problem gelöst, dass immer mehr Fluggäste ihre Autos dort abstellten. "Es wird täglich kontrolliert", sagt Nicole Dobner, Sprecherin der Gemeinde. 176 Stellplätze gibt es in Neufahrn, im hinteren Bereich sei immer etwas frei. Wer seinen Wagen in Hallbergmoos länger stehen lässt, muss laut Kestler ein "erhöhtes Nutzungsentgelt" von 30 Euro am Tag zahlen. Das habe sich unter Fluggästen herumgesprochen. Da sind sogar die Tarife am Flughafen attraktiver. In Freising stößt eine solche Überwachung nicht nur auf Zustimmung - denn zahlen müssen auch die Grünflächen-Parker. Zur Folge hat diese Regelung zudem, dass Urlauber, die mit der Bahn verreisen, ebenfalls nicht mehr an den Bahnhöfen parken können. Schwierig ist das gerade bei einer An- oder Abreise am Sonntag, weil da viele Stadtbusse nicht fahren.

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