Neuer Kontakt für Flüchtlingshelfer:Die Koordinatorin

Junge Flüchtlinge fassen Fuß

Ende 2015 lebten 166 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Landkreis. Sie wohnen in Pflegefamilien, Jugendhilfeeinrichtungen und Notunterkünften.

(Foto: Andreas Arnold/dpa)

Christine Borcherding koordiniert seit Anfang Dezember die ehrenamtlichen Helfer im Landkreis Freising, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterstützen. Ihr Ziel ist es, die Last auf viel Schultern zu verteilen

Von Gudrun Regelein, Freising

Ende 2015 wurden 166 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Landkreis vom Jugendamt Freising betreut. 20 von ihnen lebten in Pflegefamilien. 90 waren in Jugendhilfeeinrichtungen in und außerhalb des Landkreises untergebracht und 56 in der Notunterkunft in der Turnhalle der Wirtschaftsschule. Neben den hauptamtliche Fachkräften sind es viele ehrenamtliche Helfer, die sich um diese jungen Flüchtlinge kümmern. Die sie zu Ämtern oder den Arzt begleiten, sie in Deutsch unterrichten oder mit einem Sportangebote eine kleine Abwechslung in ihren tristen Alltag bringen.

Ganz unterschiedliche Menschen engagieren sich: Studenten, Lehrer, Ältere, Pfadfinder

Seit Anfang Dezember gibt es bei der Caritas mit Christine Borcherding nun auch eine Koordinatorin, die die ehrenamtlichen Helfer im Landkreis, die im Bereich der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge tätig sind, unterstützt. Finanziert wird diese Halbtagsstelle zunächst für ein Jahr durch das Erzbischöfliche Ordinariat, berichtet Caritas-Kreisgeschäftsführerin Carolin Dümer. Dieses stellte 2015 insgesamt fünf Millionen Euro für das Thema "Asyl" zur Verfügung.

Sie arbeite eng mit dem Jugendamt zusammen, erzählt Christine Borcherding. Stehe aber auch in Verbindung zu vielen anderen Organisationen und Vereinen, zu Helferkreisen, Pfarrgemeinden, Pflegefamilien und Einrichtungen, "eigentlich zu allen Beteiligten, die sich um die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge kümmern". In den vergangenen Wochen habe sie bereits alle der etwa 50 Ehrenamtlichen kontaktiert, kennengelernt habe sie bereits einige. Ganz verschiedene Menschen engagierten sich: Studenten, Lehrer, aber auch ältere Menschen und sogar Pfadfinder.

"Wie erkläre ich es meinem Schützling, dass er vielleicht zurückgeschickt wird?"

Und jeder bietet etwas anderes an: Der eine Sport, der andere die Begleitung zu Ämtern oder Ärzten, der dritte möchte durch Freising führen. Erst kürzlich sei eine ältere Dame bei ihr gewesen, die den jungen Flüchtlingen gerne die Krippenausstellung zeigen würde, erzählt Borcherding. Bei vielen Menschen sei gerade bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen eine große Bereitschaft da, sich zu engagieren, "vielleicht ja, weil diese noch so jung und deshalb schutzbedürftiger sind".

Bei den freiwilligen Helfern gebe es viele Ressourcen und Fähigkeiten, aber auch viele Wünsche und Unsicherheiten, sagt Borcherding. "Wie gehe ich mit den Jugendlichen in dieser besonderen Lebenssituation um?", oder "Wie erkläre ich es meinem Schützling, dass er vielleicht zurückgeschickt wird?" seien häufig gestellte Fragen. "Oft höre ich auch, dass es bei dem Schützling ja das eigene Kind sein könnte", berichtet Borcherding. Das erhöhe bei dem Ehrenamtlichen zwar die Bereitwilligkeit, sich einzubringen - gleichzeitig bestehe aber auch die Gefahr, sich zu sehr einzulassen. Nähe und Distanz, eine gewisse notwendige Abgrenzung, seien in den Gesprächen immer wieder ein Thema. "Empathie ist notwendig, aber gleichzeitig muss man auch loslassen können", erklärt Borcherding. Ihr Ziel ist es, die Begleitung der jungen Flüchtlinge auf möglichst viele Schultern zu verteilen, sagt sie. Das Interesse in Freising und im Landkreis zumindest sei groß.

Das Engagement der freiwilligen Helfer sei "wichtig und unverzichtbar", sagt Eichelmann

Irmgard Eichelmann vom Netzwerk Asyl sieht die neue Koordinationsstelle der Caritas als "wichtigen Baustein, die ehrenamtliche Betreuung und Versorgung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zu unterstützen". Sie wünsche sich eine gute Kooperation, sagt Eichelmann, die für alle Belange und Vernetzung der Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen im Bereich Asyl im Landkreis zuständig ist. Das Engagement der vielen freiwilligen Helfer - im Landkreis gibt es schätzungsweise 900 ehrenamtliche Asylbetreuer, davon alleine rund 200 in Freising - sei "wichtig und unverzichtbar", sagt Eichelmann.

Neuer Kontakt für Flüchtlingshelfer: Christine Borcherding koordiniert bei der Caritas die ehrenamtlichen Helfer im Landkreis im Bereich der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge.

Christine Borcherding koordiniert bei der Caritas die ehrenamtlichen Helfer im Landkreis im Bereich der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge.

(Foto: Marco Einfeldt)

Viele der derzeit etwa 2100 Asylbewerber hätten sonst beispielsweise keine Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Aber das Engagement müsse auch koordiniert und kanalisiert werden, "sonst entsteht leicht Frustration und die Helfer springen ab". Ein ständiger Austausch und eine Vernetzung zwischen allen Beteiligten, den Asylsozialberatern, den vielen Ehrenamtlichen und anderen Stellen, wie Schulen, Wohlfahrtsverbände und Behörden, seien notwendig. Bei der Absprache, wer für was zuständig ist, laufe derzeit noch nicht alles optimal, meint Eichelmann. "Ziel ist, eine gemeinsame Linie in die Betreuung hineinzubekommen, die für alle gültig ist."

Interessierte, die sich im Landkreis für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge engagieren wollen, können Christine Borcherding montags und dienstags von 9 bis 12 Uhr und mittwochs von 14 bis 18 Uhr telefonisch unter 01 51/40 74 37 25 erreichen, Erreichbar ist sie auch unter Borcherding@caritasmuenchen.de.

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