Verkehr:"Lieber ein Radweg im Süden, als gar keinen"

Radfahrer von Freising nach Sünzhausen müssen trotz Sicherheitsbedenken einiger Stadträte zwei Straßen an der Anbindung überqueren. Die Polizei findet das bei aktuell 2600 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden aber unproblematisch

Von Kerstin Vogel, Freising

Von dem ursprünglich geplanten Kreisverkehr an der Abzweigung nach Pulling hat man sich schon lange verabschiedet - und nun sind auch die Diskussionen um die Weiterführung der geplanten Radwegetrasse nach Sünzhausen beendet. Die Radler, die hier einmal unterwegs sein werden, werden von Freising kommend trotz aller Bedenken der Stadträte zunächst die Staatsstraße Richtung Giggenhausen und dann die Kreisstraße nach Sünzhausen queren müssen. Anders als die Kommunalpolitiker hält die Polizei diese Lösung nicht für über die Maßen gefährlich, wie sich am Dienstag im Planungsausschuss des Stadtrats herausgestellt hat.

Der geplante Bau des Geh- und Radwegs von Freising nach Giggenhausen ist an sich seit Jahren überfällig: Auf der Staatsstraße 2339 zwischen Vötting und Giggenhausen ist wenig Platz für Radfahrer und Autos, gleichwohl sind die Autofahrer dort meist schnell unterwegs. Nun gibt es die Chance, aus Mitteln des EU-Leader-Programms eine ansehnliche finanzielle Unterstützung für das Projekt zu erhalten. Bedingung wäre eine einigermaßen zeitnahe Fertigstellung der Planung. Die neue Verbindung für Fußgänger und Radler soll von der Stadt Freising und der Gemeinde Neufahrn auf dem jeweils eigenen Gebiet geplant werden. Die Freisinger wollen zudem zusätzlich die Abzweigung nach Sünzhausen bauen. Der Geh- und Radweg wird allein auf dem Gebiet der Stadt Freising 6,2 Kilometer lang, einschließlich der Anbindung von Sünzhausen.

Genau die aber war noch im Mai im Planungsausschuss höchst umstritten. Der 2,5o Meter breite neue Geh- und Radweg soll vom Fraunhofer-Institut an der Giggenhausener Straße auf der Südseite parallel zur Staatsstraße geführt werden. Die etwa einen Kilometer lange Anbindung von Sünzhausen verläuft auf der Westseite der Kreisstraße in den Ortsteil, um auch einen Fußballplatz auf dieser Seite anzubinden. An der Abzweigung selber bedeutet das jedoch, dass die Radler gleich zwei Querungshilfen brauchen: Eine für die Staatsstraße und eine für die Straße nach Sünzhausen.

Unzumutbar fanden das unter anderem Ulrich Vogl (ÖDP) und Rudi Schwaiger (CSU). Die Staatsstraße sei eine "Rennstrecke", die Führung des Radweges so daher viel zu gefährlich. Alternativ sollte der Radweg doch bitte auf der nördlichen Seite der Kreisstraße verlaufen, so dass lediglich die Staatsstraße überquert werden müsse. Diese Variante allerdings missfällt den Naturschützern, wie am Dienstag noch einmal deutlich gemacht wurde. Außerdem würden wegen der notwendigen Hangsicherung auf der Nordseite weitere Kosten "im sechsstelligen Bereich" anfallen, hieß es.

Das alles wäre möglicherweise zu rechtfertigen gewesen, dafür allerdings hätten die Sicherheitsbedenken wirklich schwer wiegen müssen. Verkehrszählungen haben eine Belastung von aktuell 2600 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden ergeben, in Spitzenstunden wurden 250 Fahrzeuge gezählt - ein eher geringes Verkehrsaufkommen, wie die Polizei findet. Das Urteil von dieser Seite: Die geplanten Querungen wären übersichtlich und für Radfahrer normal zu bewältigen. Mit dieser Aussage aber erhielten die Bedenken der Naturschützer wieder mehr Gewicht, eine Nordtrasse wäre ohne Sicherheitsbedenken möglicherweise gar nicht genehmigungsfähig, wie es hieß.

Mit Ausnahme von Robert Weller (FW) stimmten angesichts dieser Argumente auch die kritischen Stadträte dem ursprünglichen Verlauf der Trasse schließlich zu. Monika Hobmair (ÖDP): "Ich habe lieber einen Radweg im Süden, als gar keinen." Wann dieser allerdings tatsächlich gebaut wird und was er kostet, blieb erneut offen: der Grunderwerb und eine abschließende Feinplanung stehen aus.

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