Freising:Gegen das Vergessen

Freising: Peter Floßmann, Vorstandsmitglied der Vereinigten der Verfolgten des Naziregimes, mit dem neuen Stolperstein.

Peter Floßmann, Vorstandsmitglied der Vereinigten der Verfolgten des Naziregimes, mit dem neuen Stolperstein.

(Foto: Marco Einfeldt)

Vier weitere Stolpersteine erinnern an jüdische Bürger, die während des Nazi-Regimes in Freising verfolgt wurden

Von Simon Bauer, Freising

Der Name Emma Reißermeyer ist in die Oberfläche eines goldfarbenen Steins eingraviert, den Peter Floßmann, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), ehrfurchtsvoll in den Händen hält. Mitglieder des Vereins halten ihre blau-weiß-roten-Fahnen in die Höhe und Arbeiter des Bauhofs der Stadt Freising schlagen das Pflaster des Gehweges an der Wippenhauserstraße 18 auf. Der Stein, der an diesem Dienstag an der Wippenhauserstraße 18 in Freising verlegt wurde, ist ein Stolperstein und soll an die jüdischen Opfer des NS-Regimes in Freising erinnern. "Wir wollen so den NS-Opfern gedenken, die durch die Gräueltaten des NS-Regimes ihr Leben und ihren Namen verloren haben", betont VVN-Landesgeschäftsführer Guido Hoyer. Die Verlegung von insgesamt vier Stolpersteinen war im September vom Finanzausschuss beschlossen worden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Steine in Freising verlegt würden, sagte Hoyer.

Die Stolpersteine sind ein Projekt des deutschen Künstlers Gunter Demnig, der durch diese Möglichkeit, den Opfern und ihren Familien zu gedenken, bekannt wurde. Die Idee der Verlegung der Steine in Freising wurde von der Abiturientin Carla Schwering und weiteren Schülern des Lycée-Jean-Renoir-Gymnasiums in München ausgesprochen. Carla Schwerings Abiturjahrgang wollte den Lehrern ein besonderes Abschiedsgeschenk bereiten und hatte ihnen dieses Projekt vorgeschlagen. Ursprünglich hätten die Steine in München verlegt werden sollen, doch dort sei dies ausschließlich auf Privatgrund erlaubt, so Carla Schwering. In Freising darf der VVN die Steine hingegen auch in öffentliche Wege einsetzen. Laut VVN-Vorstandsmitglied Floßmann gibt es mit den neuesten Verlegungen jetzt 17 Stolpersteine in Freising.

Vier neue Steine wurden am Dienstag verlegt. Der erste fand seinen Platz eben an der Wippenhauserstraße 18, direkt vor dem früheren Wohnhaus der verstorbenen Emma Reißermeyer. Sie überlebte 1942 die Deportation in das KZ Theresienstadt und starb 16 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1961. An sie und ihre Familie, die während des Dritten Reichs verfolgt wurden, soll das Mahnmal erinnern, erläuterte Guido Hoyer. "Für die Würde des Menschen", betont er. Der zweite Stein für Dr. Martin Holzer wurde in der Oberen Hauptstraße verlegt. Der Stolperstein für Hildegard Lewin ist vor dem Markushaus eingesetzt. An Georg Ziegltrum erinnert ein Stein an der Haydstraße 23.

Während der jeweiligen Einsetzung der Steine wurde die Lebensgeschichte des Betreffenden erzählt und die Fahnen des VVN blieben erhoben. "Die Stolpersteine sollen uns daran erinnern, was war und dass es nie wieder sein darf", betonte Oberbürgermeister Eschenbacher mit Nachdruck. "Gerade in der heutigen Zeit mit ihren vielen Konflikten und Krisen ist es umso wichtiger, dass man sich an diese Zeit zurückerinnert."

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