Freising:Gefährliche Kräutermischung

Die sogenannten "Legal Highs" machen den Suchtberatern Sorge. Ihre toxische Wirkung ist nur schwer einschätzbar

Von Peter Becker, Freising

Die Gruppe der Alkoholkranken bildet laut Jahresbericht mit einem Anteil von 56,6 Prozent weiterhin die größte Klientel der Suchtberatungsstelle Prop. Vor allem Jugendliche legen ein riskantes Trinkverhalten an den Tag. 41,9 Prozent der Betroffenen waren bereits abhängig oder waren aufgrund des Alkoholmissbrauchs etwa an einer Leberentzündung erkrankt. Um dieser Zielgruppe zu helfen, hat die Beratungsstelle eine Informations- und Motivationsgruppe gegründet. Diese haben im vergangenen Jahr 51 Personen besucht. Dort vermittelten ihnen Suchtberater die Folgen von Alkoholmissbrauch. Viele Teilnehmer entschieden sich für weiterführende Maßnahmen.

Birgit Tischner von der Prop-Suchtberatungsstelle berichtet, dass 2014 in der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle 14 Substituierte beraten und betreut wurden. Einer der Patienten nahm das Angebot des betreuten Einzelwohnens wahr, das eine intensive Betreuung im Alltag ermöglicht. Zehn Klienten nahmen sporadische Beratungsgespräche in Anspruch. Die Lage von substituierten Opiat-Süchtigen - Menschen, die unter ärztlicher Aufsicht Ersatzstoffe erhalten - ist im Landkreis nach wie vor dramatisch. Es gibt nur einen Arzt im Landkreis, der auf Selbstzahlerbasis diese medizinische Betreuung anbietet - und dieser plant, seine Praxis aufzugeben. Die meisten Patienten sind daher gezwungen, zur Substituierung nach München zu fahren.

358 Personen suchten die Prop-Beratungsstelle im vergangenen Jahr wegen Drogenprobleme auf. 24 davon an, neben einer Substanz noch andere zu konsumieren. Prop-Geschäftsstellenleiterin Bärbel Würdinger schätzt diese Zahl jedoch deutlich höher ein. Viele Patienten konsumieren neben illegalen Drogen sogenannte "Legal Highs". Den Suchtberatern bereitet dies besondere Sorgen, denn diese als Raumduft oder Badesalz deklarierten Produkte sind hochriskant. Ihre toxische Wirkung ist schwer einschätzbar. Die Kräutermischungen enthalten Stoffe, deren Wirkung denen von Cannabis ähnelt. Die psychoaktiven Substanzen können bei den Konsumenten zu Angst- und Verwirrungszuständen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Dagmar Fischer berichtet, dass im vergangenen Jahr 223 Angehörige die Beratungsstelle aufgesucht haben. 119 davon waren Eltern, 70 Partner von Suchtkranken. In der Angehörigen-Gruppe geht es vor allem um das Problem der Co-Abhängigkeit. Dieser Begriff bezeichnet das Paradoxon, dass Angehörige oft ein Suchtproblem unbewusst stützen, während sie gleichzeitig darunter leiden.

Im Bereich der Suchtprävention war die Beratungsstelle ebenfalls rege tätig. Simone Groher berichtet in der Jahresbilanz, dass vor allem mit dem Freisinger Dom-Gymnasium die Zusammenarbeit intensiviert wurde. Prop habe das Angebot für Eltern umgestaltet und zwei Elternabende zum Thema Sucht angeboten. Dabei ging es neben der Frage, ob ihre jugendlichen Kinder Partys besuchen dürften, auf denen Alkohol angeboten werde, auch um Medienkonsum mit Computer oder Smartphone. Simone Groher fiel auf, dass das Interesse von einzelnen Jugend- oder Schülergruppen an der Arbeit der Suchtberatungsstelle sehr groß gewesen sei. Die Arbeit mit dem Berufsförderzentrum (nfz), die im Jahr 2013 begann, verfestigte sich. Insgesamt hat die Beratungsstelle mit ihren Informationsveranstaltungen im vergangenen Jahr 649 Personen erreicht.

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