Freising:Flüchtlingsproblematik bleibt 2016 akut

Freising: Trotz der steigenden Flüchtlingszahlen will Landrat Hauner die Turnhallen so schnell wie möglich frei räumen.

Trotz der steigenden Flüchtlingszahlen will Landrat Hauner die Turnhallen so schnell wie möglich frei räumen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Landrat Hauner blickt auf ein denkwürdiges Jahr zurück. Gespannt ist er auf das Ergebnis des Tauziehens um die dritte Startbahn

Von Peter Becker, Freising

Es war ein denkwürdiges Jahr für Landrat Josef Hauner (CSU). Als es begann, da habe keiner eine Ahnung von der Herausforderung gehabt, die auf das Landratsamt zukommen würde. 740 Asylbewerber lebten vor Jahresfrist im Landkreis. Jetzt, 52 Wochen später, ist ihre Zahl fast bis auf das Dreifache gestiegen. Etwa 2070 Flüchtlinge hat der Landkreis in überwiegend dezentralen Unterkünften untergebracht, wozu auch die Sammelunterkunft und die Turnhallen in Eching und Freising zählen. Wer da glaubt, 2016 könnte sich die Lage etwas entspannen, der irrt. "Die Bundesregierung geht von einer Million Flüchtlinge aus, die zu uns kommen", teilte Hauner während seines Jahresabschlussgesprächs mit. Das bedeutet, dass der Landkreis wiederum etwa 2000 Asylbewerber aufnehmen muss.

Von den 2070 Personen sind 56 Fehlbeleger. Das heißt, sie müssten sich eigentlich eine Unterkunft auf dem freien Wohnungsmarkt suchen, weil sie als Asylbewerber anerkannt sind. Das ist aber in der Region schier ein Ding der Unmöglichkeit. Hauner sagte, dass es auch ohne diese spezielle Problematik, anerkannte Flüchtlinge unterbringen zu müssen, kaum bezahlbaren Wohnraum im Landkreis gebe. Sogar in der Stadt Freising, die auf diesem Sektor vorbildhaft sei, gebe es lange Wartezeiten für Sozialwohnungen. Es sei dies ein Thema, das den Landkreis noch lange begleiten werde. Zusätzlich zu den 2070 erwachsenen Asylsuchenden, leben im Landkreis noch 166 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Trotz dieser Zahlen ist Landrat Hauner bemüht, Turnhallen so schnell wie möglich zu räumen, damit dort wieder Sportunterricht stattfinden kann. Eine Voraussetzung dafür wäre, einen Gewerbebau zu finden, der als Ausweichquartier für die Moosburger Realschulturnhalle dienen könnte. Diese dient der Regierung von Oberbayern als Erstaufnahmeeinrichtung, wenn plötzlich eine größere Zahl von Flüchtlingen untergebracht werden muss.

Imponiert hat Landrat Hauner der Parforceritt, den Ministerpräsident Horst Seehofer in der Diskussion um die dritte Startbahn hingelegt hat. In kürzester Zeit habe dieser mit allen Beteiligten gesprochen, sich Pro und Contra angehört. Aus Sicht des Landkreises war natürlich der Besuch des Ministerpräsidenten bei den Startbahngegnern in Attaching herausragend. Die Äußerung Seehofers, die Zahl der Flugbewegungen überzeuge ihn nicht unbedingt von der Notwendigkeit des Flughafenausbaus, weckt natürlich auch in Hauner Erwartungen. Abgesehen davon "kann man nur hoffen, dass die Entscheidung 2016 fällt", meint er. "Das ist man den Hauptbetroffenen schuldig."

Hauner ist gespannt, wie das Tauziehen um die dritte Startbahn weitergeht. Die CSU-Landtagsfraktion stellt sich derzeit quer, was eine schnelle Entscheidung Seehofers angeht. Da fürchtet mancher Abgeordnete, dass diese aktuell zuungunsten des Flughafenbetreibers ausfallen würde. Die Landtagsfraktion möchte selber über den Flughafenausbau abstimmen. "Doch die kann entscheiden, was sie will", stellt Hauner fest. Solange die Stadt München nicht mitzieht, ist dies alles obsolet. Landrat Hauner betonte, dass alles getan werde, um auch die Landtagsabgeordneten außerhalb Oberbayerns davon zu überzeugen, dass eine dritte Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos nicht notwendig sei. An diese, kündigte Hauner an, ginge demnächst ein Schreiben heraus, "in dem wir unsere Argumente noch einmal darlegen werden".

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