Freising:Es muss auch billiger gehen

Stadtratsfraktionen halten am Bau des Eisstadions fest - allerdings nicht für 5,8 Millionen Euro

Kerstin Vogel

Allen Horrormeldungen über eine Kostenexplosion zum Trotz: Die vier großen Fraktionen im Freisinger Stadtrat wollen an den Plänen für eine Überdachung des Eisplatzes in der Luitpoldanlage festhalten. Die 5,8 Millionen Euro, die der Ausbau aktuellen Schätzungen zufolge kosten soll, will allerdings niemand dafür aufbringen.

Stattdessen sollen Einsparmöglichkeiten geprüft werden. Im Entwurf für den Haushalt 2012 finden sich laut OB Dieter Thalhammer derzeit auch nur 100 000 Euro für die weitere Planung, jedoch kein Geld für den Bau.

Ob das so bleibt, darüber wird der Hauptausschuss des Stadtrats erstmals am Montag, 7. November, beraten - und für Freisinger Mitte (FSM), Grüne, SPD und Freie Wähler ist die Marschrichtung klar: Das Dach muss gebaut werden, ebenso die Funktionsräume, die unter anderem die Eissportler dringend brauchen - aber nicht für fast sechs Millionen Euro.

Diese vom "Büro Weihenstephan" ausgerechnete enorme Summe hatte Ende vergangener Woche alle überrascht. Bislang war man von Kosten von rund drei Millionen Euro ausgegangen, vorsichtigere Naturen hatten wohl auch schon mit vier Millionen gerechnet - noch mehr aber ist angesichts des auch ansonsten schwer belasteten Stadtetats niemand bereit zu investieren.

Man müsse versuchen, diese Zahl zu relativieren, orakelte zu Beginn dieser Woche der Chef der Freisinger Eigenbetriebe, Franz Piller - und meint wohl dasselbe wie FSM-Fraktionssprecher Tobias Eschenbacher: "Ich kann nicht ganz glauben, dass es nur diese sehr teure Variante gibt", sagt der. Dann müsse man eben die Ansprüche zurückschrauben.

Die Entscheidung für den Bau des Eisdaches stehe gleichwohl, schließlich wäre ansonsten auch die bereits erfolgte Sanierung samt neuer Technik für die Eisbahn hinfällig, so Eschenbacher: "Die ist für einen Betrieb mit Dach ausgelegt." Mehr mag Eschenbacher zu dem Thema nicht sagen. Schließlich handele es sich eigentlich um nicht-öffentliche Materie.

Weniger zugeknöpft gibt sich Richard Grimm, Fraktionssprecher der Freien Wähler. Wie auch Piller führt er die Kostensteigerungen vor allem auf die nach dem Eishallen-Unglück von Bad Reichenhall verschärften Sicherheitsbestimmungen zurück, erklärt aber auch ganz klar: "Zu diesem Preis nicht, das muss billiger werden."

In Lindau beispielsweise sei eine Eishalle deutlich günstiger gebaut worden, die Stadtverwaltung solle auch dieses Modell prüfen. Es gelte, sich die Planung für Freising vernünftig anzuschauen und zu klären, wo Einsparungen möglich sind. Das allerdings sei "nicht unter dem Druck des Haushalts und des anstehenden OB-Wahlkampfs" möglich, warnt Grimm und mahnt, das Thema jetzt in Ruhe anzugehen.

Mitstreiter findet er bei den Grünen ebenso wie bei der SPD. "Wir brauchen ein vernünftiges Dach, keine Luxusausführung", bestätigt Grünen-Sprecher Jürgen Maguhn. Wie Grimm ist er der Meinung, dass das Problem im nächsten Jahr angegangen werden muss: "Sonst verliert auch die Initiative der Bürger ihre Wirkung."

Wie berichtet, sammelt ein "Förderverein Eisstadion" seit 2010 Spenden für den Bau der Eishalle. Das ehrgeizige Ziel, bis Mitte 2011 dafür 2,2 Millionen Euro bar zur Verfügung stellen zu können, hat man zwar verfehlt. Ein sechsstelliger Betrag aber ist schon zusammengekommen. Genutzt werden könnte dieses Geld beispielsweise für den Innenausbau der neuen Umkleiden.

Davor aber wird es noch vieles zu klären geben, zum Beispiel, ob das Eisstadion in Lindau wirklich ein gutes Beispiel für Freising ist. SPD-Stadtrat Helmut Weinzierl jedenfalls hat mit dem Vorsitzenden des dortigen Fördervereins gesprochen - und ist sich sicher, dass man "mit dieser Lösung nicht in ein besiedeltes Gebiet gehen kann".

In Lindau habe man eigentlich nur ein Dach auf Stützen gestellt und zur Wetterseite hin eine Wand gebaut, so Weinzierl: Von Lärmschutz könne da keine Rede sein. Damit aber wäre beispielsweise die zentrale Forderung Grimms nicht erfüllt, nämlich die Möglichkeit, das Stadion ganzjährig bis 24 Uhr nutzen zu können.

Nicht zuletzt wird in den Etatberatungen zu klären sein, wie selbst eine abgespeckte Planung finanziert werden kann. Die Tendenz geht offenbar dahin, vorerst nur die 100 000 Euro für die Planung aufzunehmen und einen Baubeginn 2012 über einen Nachtragshaushalt zu finanzieren. Zumindest Grimm schließt nicht aus, dass dafür am Ende auch ein Kredit aufgenommen wird.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: