Platz 13 reicht für Johannes Huber:Er fährt nach Berlin

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Johannes Huber sitzt künftig für die AfD im Bundestag. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landkreis Freising schickt zwei Abgeordnete in den Bundestag. Neben Erich Irlstorfer (CSU) zieht Johannes Huber aus Nandlstadt für die AfD in das Parlament ein. Dort wird er umstrittene Sitznachbarn haben.

Von Clara Lipkowski und Benjamin Reibert, Freising

Im Bundestag werden künftig zwei Abgeordnete aus dem Landkreis Freising sitzen (*korrigiert am 26.09.2017): Erich Irlstorfer (CSU) wird trotz deutlicher Verluste bei den Erststimmen weiter in den Reihen der Union Platz nehmen. Erstmals hinzu kommt Johannes Huber von der Alternative für Deutschland (AfD). Der 30-Jährige stand auf Platz 13 der Landesliste Bayern und hat es mit dem guten Abschneiden seiner Partei in Bayern (12,5 Prozent) und Überhangmandaten knapp ins Parlament geschafft. Am Montag war Huber nach einer, wie er sagte, "feucht und fröhlichen" Wahlparty in Ingolstadt bereits mit dem Auto auf dem Weg nach Berlin, denn: Die 14 künftigen bayerischen AfD-Abgeordneten trafen sich am Nachmittag erstmals, um sich auf die anstehenden Aufgaben vorzubereiten.

Obwohl er nun viele Termine in Berlin haben wird, sei für ihn klar, dass er im Wahlkreis wohnen bleibe, sagte Huber am Telefon. Allerdings wolle er in den Sitzungswochen in Berlin sein: "Es kann nicht sein, dass bei wichtigen Abstimmungen wie beim Netzdurchsetzungsgesetz nur 45 Leute vor Ort sind." Er will sich in der Familienpolitik für ein Familiensplitting engagieren. "Ich sehe mich als Stimme des Bürgers", deswegen wolle er sich außerdem im Petitionsausschuss für Volksabstimmungen einsetzen. "Wir müssen die Altparteien so lange vor uns hertreiben, bis sie den Willen der Bürger umsetzen."

"Wir akzeptieren und respektieren alle Partnerschaftsformen"

Ganz klar werde er den "Ausschuss Merkel" unterstützen, den Alice Weidel ins Spiel gebracht hat. "Frau Merkel hat in der Elefantenrunde gesagt, dass in der Flüchtlingspolitik alles mit rechten Dingen zuging. Wenn sie sich da so sicher ist, wird sie ja nichts dagegen haben." Auf Weidels Homosexualität angesprochen, sagte er: "Wir akzeptieren und respektieren alle Partnerschaftsformen. Aber stünden wir vor der Frage, welche wir staatlich fördern würden, dann die klassische Familie - bestehend aus Mann und Frau." Ob die AfD die "Ehe für alle" anfechten will, müsse man abwarten: "Verfassungsrichter prüfen das Gesetz aktuell. Wenn ein Gutachten vorliegt, werden wir es prüfen und entscheiden, was wir tun."

Am Dienstag und Mittwoch soll laut Huber die gesamte AfD-Fraktion zusammen kommen. Dieses Treffen dürften die Politiker mit Spannung erwarten, da am Montag Frauke Petry öffentlich bekannt gab, nicht Teil der Fraktion werden zu wollen. Dafür erhielt sie Unterstützung von Teilen der AfD Sachsen und der AfD Mecklenburg-Vorpommern, woraufhin spekuliert wurde, ob sie eine eigene Fraktion gründen wolle. "Es ist die persönliche Entscheidung der Frau Petry, die sich in den letzten Monaten abgezeichnet hat", kommentierte Huber. "Sie steht momentan alleine damit." Es bestehe in der künftigen AfD-Bundestagsfraktion kein Fraktionszwang, jeder Abgeordnete könne nach freiem Gewissen entscheiden. "Ich kann ausschließen, dass ich mich Frau Petry anschließe und glaube, dass keiner meiner Parteikollegen aus Bayern es tun wird."

Huber wird neben Holocaustleugnern und Islamhassern im Bundestag sitzen

Künftig wird Huber aller Voraussicht nach neben Holocaustleugnern und Islamhassern im Bundestag Platz nehmen. Zu ihnen gehört Wilhelm von Gottberg aus Niedersachsen, der den Holocaust als Mythos bezeichnet hatte. Er habe sich für eine entsprechende Aussage entschuldigt, sagte von Gottberg, wo gab er allerdings nicht an, wie Die Zeit berichtete. Ein anderer Sitznachbar wird Petr Bystron sein. Dieser lobte die Identitäre Bewegung bei einer Veranstaltung in Oberbayern als "tolle Organisation" und "Vorfeld-Organisation der AfD" und wird deswegen vom Verfassungsschutz beobachtet. "Da haben sie einiges ausgegraben", gestand Huber, "doch was ich nur sagen kann: Wir sind eine Fraktion, die ein gemeinsames Programm vertritt, das wir demokratisch beschlossen und an dem alle Mitglieder mitgewirkt haben."

(*Korrigiert am 26.09.2017: Zunächst hatte die SZ gemeldet, dass "zum ersten Mal überhaupt zwei Abgeordnete aus dem Landkreis Freising im Bundestag sitzen" werden. Korrekt ist, dass zwischen 1972 bis 1989 schon zwei Abgeordnete aus dem Landkreis im Bundestag saßen - Albert Probst für die CSU und Anke Martiny für die SPD.)

© SZ vom 26.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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