Freising:Ein Zeichen gegen Rechts

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Freisinger Politiker und Gastronomen zeigen nach den Vorkommnissen im Löwenwirt bei einem Runden Tisch Interesse an einer gemeinsamen Aktion gegen Rechtsradikale - die sollen künftig draußen bleiben

Von Alexandra Vettori, Freising

Es sind nicht alle Ungereimtheiten ausgeräumt, doch man blickt nach vorne und die Freisinger Gastronomie wird wohl ein Zeichen gegen Neonazis setzen. Das ist das Ergebnis eines Runden Tisches, der am Montagabend stattfand. Anlass waren die Vorkommnisse vorige Woche in der Gaststätte "Zum Löwen". Da verlegte das Bündnis gegen Rechtsradikalismus "Freising ist bunt" eine Veranstaltung in eine andere Gaststätte, weil sich im Löwen etwa 20 Neonazis aus München und Freising getroffen hatten.

Weil sich der Referent der Veranstaltung, ein Vertreter der Münchner Antifaschistischen Informations- und Dokumentationsstelle, bedroht fühlte und der Wirt Günter Wittmann um die Ruhe in seiner Gaststätte fürchtete, gab es nach dem Vorfall heftige Diskussionen. Dem Wirt wurden dabei zeitweilig sogar rechtslastige Sympathien unterstellt, was sich inzwischen aber geklärt hat, wie Albert Baumgartner-Murr vom Bündnis "Freising ist bunt" nach dem Runden Tisch betonte. "Der Wirt und seine Frau haben jetzt Angst, dass ihre Gaststätte zum Nazitreffpunkt wird und haben sich Hilfe erbeten", sagte er. Wittmann selbst wollte auf Nachfrage der SZ weder zum Runden Tisch noch ein weiteres Mal zu dem Vorfall selbst Stellung nehmen.

Mit dem Treffen am Montagabend jedenfalls waren offenkundig alle Teilnehmer zufrieden. Wie Baumgartner-Murr betonte, wird das Bündnis "Freising ist bunt" in Zukunft seine Veranstaltungen auch wieder im Löwen abhalten. Die Idee zu dem Runden Tisch stammte unter anderem vom SPD-Kreisvorsitzenden und Freisinger Stadtrat Peter Warlimont: "Auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und die Grünen hatten die Idee ebenso wie der Wirt Günter Wittmann", berichtete er. Die meisten politischen Gruppierungen seien sofort dabei gewesen, so schickten auch die FDP und die Grünen Vertreter, die Linke und CSU-Orts- und Fraktionsvorsitzender Peter Geiger hätten nicht kommen können, weil eine Ausschusssitzung des Stadtrates Überlänge hatte. "Es ist wichtig, dass alle politischen Gruppierungen des Freisinger Stadtrates dahinter stehen, wenn die Freisinger Gastronomie ein Zeichen gegen Rechtsradikale setzt", betonte Warlimont. Er lobte auch die Atmosphäre des Treffens: "Es ist nichts Unangenehmes ausgespart worden, aber in sehr konstruktiver Art und Weise."

Eines der Ergebnisse des Treffens war, dass im kommenden Januar eine Veranstaltung in Freising stattfinden soll, bei dem eine Referentin das sogenannte Regensburger Modell erläutert. Nach mehreren Vorfällen, bei denen Neonazis Gäste und Personal in Wirtschaften beleidigten und bedrohten, entschloss man sich dort 2010, die Aktion "Keine Bedienung für Rassisten" zu starten, an der auf Anhieb 130 Gaststätten teilnahmen und entsprechende Aufkleber an ihren Eingängen anbrachten. Ähnliches können sich die Teilnehmer des Runden Tisches auch für Freising vorstellen. Die Veranstaltung soll Ende Januar stattfinden - in den Räumen des Löwenwirts. Obwohl es bei dem Vorfall vor zwei Wochen nicht zu Gewalttätigkeiten gekommen ist, sitzt der Schrecken tief. Nicht nur nach Ansicht von Albert Baumgartner-Murr ist Vorsicht geboten. Vor zwei Wochen hat eine Münchner Rechtsradikalen-Organisation zum Beispiel Flugblätter im Freisinger Ortsteil Neustift in privaten Briefkästen verteilt, auf denen gegen Asylbewerber gehetzt wurde. Auch ein stadtbekannter Freisinger Rechtsradikaler wettert auf seiner Homepage gegen Flüchtlinge. Hier, sagte Baumgartner-Murr vom Bündnis "Freising ist bunt", "muss man einfach wachsam bleiben."

© SZ vom 04.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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