Freising:"Die Promotion ist wie ein Führerschein"

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16 Doktorhüte flogen im Hörsaal 15 des Wissenschaftszentrums Weihenstephan in die Luft. Es hätten auch 200 sein können - so Viele promovierten. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Wissenschaftszentrum Weihenstephan verabschiedet 200 Doktoren. Die sollen nun weltweit in den Laboren, Firmen oder Forschungseinrichtungen Verantwortung übernehmen

Von Gerhard Wilhelm, Freising

"Es ist Zeit für Sie, Verantwortung zu übernehmen. Es ist sogar Ihre verdammte Pflicht, daraus jetzt etwas zu machen", gab Professor Bernhard Küster vom Lehrstuhl für Proteomik und Bioanalytik an der Technischen Universität (TU) München den frisch promovierten Doktoren des Wissenschaftszentrums Weihenstephan (WZW) auf den Weg mit. 16 der 200 Doktoren waren zum WZW-Tag 2015 gekommen, der Rest ist schon in der weiten Welt unterwegs, in Laboren, Firmen oder Forschungseinrichtungen, um ihren Weg zu machen. Sie standen im Mittelpunkt, "die Professoren spielen heute mal keine Rolle", sagte Dekanin Angelika Schnieke.

Aber nicht nur die ehemaligen Studenten erhielten für ihre Promotion viel Lob, auch die Stadt Freising, mit der es viele Wege der Zusammenarbeit gebe, wie Angelika Schnieke sagte. Zum Beispiel den Wissenschaftspreis der Stadt Freising, der mit 20 000 Euro dotiert ist. "Es ist erstaunlich, dass eine Kleinstadt wie Freising so einen großen Preis vergibt." Dies zeige, "dass Forschung überall passiert. "Und manchmal gibt es sogar einen Preis dafür", sagte die Dekanin. Auch beim Zamma-Festival ist die Universität mit einem "Treibhaus-Kunst-Projekt" vertreten.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, der dann die sechs Auszeichnungen für herausragende Masterarbeiten (alle mit Abschluss 1,0) überreichen durfte, sagte, der Preis der Stadt setze ein Zeichen für die Wichtigkeit des Wissenschaftsstandortes der TU München für Freising. "Wir sind stolz darauf, Sie hier haben zu dürfen", sagte Eschenbacher. Und fügte an: "In Freising werden Fragen der Zukunft beantwortet." Die Vorstellung der wissenschaftlichen Arbeitsgebiete von Cecilia Mittelberger, Wolfgang Küfer, Christoph Hundschell, Florian Rahm, Eva-Maria Ritter und Katharina Strobl erledigte Eschenbacher so souverän, dass die Dekanin nicht umhin kam zu sagen: "Aus Ihnen machen wir noch einen Wissenschaftler."

Den Festvortrag hielt Privatdozent Peter Eisner vom Fraunhofer Institut zum Thema "Lebensmittelzutaten aus Lupinen - der lange Weg von der Idee bis zur Umsetzung", wofür das Team um Eisner 2014 den Deutschen Zukunftspreis erhalten hat. Er schilderte den langen Weg von der Idee 1989 bis zur Herstellung von ersten Produkten. Mit Lupinen-Eis sei man gestartet, jetzt habe Edeka-Südbayern eine ganze Produktpalette aufgenommen, vom Eis, Pudding, über Drinks bin hin zum Joghurt. Nach dem offiziellen Teil durften alle im Foyer im TUM-Campus Lupinen-Softeis probieren. Peter Eisner gab zu: "Am Preis müssen wir noch besser werden." Das Eis schmeckte aber allen. Je stärker die Produktion anlaufe, und mittlerweile würden sich auch internationale große Lebensmittelhersteller interessieren, umso günstiger werde die Produktion, sagte Peter Eisner.

Nachdem drei ehemalige Doktoranden über ihre Zeit als Studenten und den Weg in den Beruf unter dem Motto "Mein Berufsstart mit Doktorhut" referiert hatten, gab Küster allen Doktoranden noch ein paar Ratschläge mit auf dem Weg: "Seien Sie stolz auf sich, Sie haben einen langen Weg hinter sich." Zudem sei es Zeit, dankbar gegenüber den Leuten zu sein, die sie so weit gebracht haben. "Seien Sie weiter kritisch." Im Sinne von Lösungen suchen, sagt Küster. "Und seien Sie mutig in allem was sie tun, trauen Sie sich was." Sie gehörten "faktisch" zu einer Bildungselite, wodurch auch "auf mehreren Ebenen Verantwortung" erwachse, auch gesellschaftliche im sozialen Bereich. "Grenzen dürfen für Sie keine Rollen spielen. Seien Sie offen im Kopf. Die Promotion ist wie ein Führerschein. Jetzt dürfen Sie fahren. Jetzt müssen Sie uns auch zeigen, dass Sie es können", sagte Küster anschließend.

Beim anschließenden WZW-Sommerfest gab es jedenfalls dann keine Grenzen zwischen Studierenden, Ex-Doktoranden und Professoren. Grenzen geben musste es hingegen beim "Human-Table-Soccer-Turnier" mit Teams der verschiedenen Lehrstühle, bei dem die Spieler wie in einem übergroßen Kicker sich nur entlang von Stangen bewegen können. Mit dabei war eine Mannschaft der Rathausverwaltung mit Oberbürgermeister Eschenbacher als Mittelfeldspieler. Gewonnen hat allerdings dann ein anderes Team: das der Lebensmittelverpackungstechnik, gefolgt vom Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik. Auf Platz drei: die Stadt Freising.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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