Freising:Die Identität Freisings steht auf dem Spiel

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Kulturreferent Hubert Hierl sorgt sich wegen der Sanierungsarbeiten in der Stadt und auf dem Domberg um das kulturelle Leben

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Man kann in diesen Tagen wirklich nicht behaupten, dass in Freising kulturell nichts geboten wäre, die Stadt feiert "Zamma", ihr Zamma, denn das Programm wurde von den Bürgern selbst gestaltet. Am Sonntag ist alles vorbei. Der Alltag beginnt und man muss abwarten, wie nachhaltig sich das Spektakel für Freising entwickelt. In diesem Kontext sind die mahnenden Worte und die leise Kritik des Freisinger Kulturreferenten Hubert Hierl zu sehen, die er am Donnerstag bei einem CSU-Pressegespräch von sich gab.

"Zamma ist gut, Zamma ist toll, es ist erstaunlich, was die Freisinger da auf die Beine gestellt haben", sagte er. Dennoch: "Wir müssen darüber nachdenken, wie die Stadt auch in den nächsten Jahren lebendig bliebt", sagte Hierl. Sorgen bereiten ihm die vielen anstehenden Sanierungsobjekte in Freising. Die Stadt mit ihren jahrhundertealten Gebäuden bröckelt sozusagen vor sich hin. Werde jetzt nichts getan, gehe viel verloren, was zur Identität Freisings gehört. Schon beim Kulturempfang am vergangenen Freitag hatte Hierl das Thema angesprochen. Auf dem Domberg werde wegen der umfassenden Sanierungsarbeiten aber lange keine große Veranstaltung stattfinden können, sagte er. "Und hier fragt man sich schon, warum die Dombibliothek geschlossen wird, das ist doch ein intaktes Gebäude, das könnte man doch nutzen."

Der Asamtrakt wird für die Renovierung geschlossen, die Innenstadt selbst steht vor einer großen Umgestaltung. "Dann blicke ich mit Sorge nach Hallbergmoos und sehe, dass die Gemeinde dort 160 000 Euro für ihren Kultursommer investiert." Freising brauche auch in den nächsten Jahren Kulturprojekte mit Strahlkraft. Eines davon sei das große Korbinian-Musical, das 2016 auf dem Marienplatz stattfinden soll. "Das wird ein Leuchtturmprojekt, da muss man sich als Stadt finanziell engagieren", fordert Hierl. Unglücklich sei dessen Förderung über den Kulturfonds. 20 000 Euro sind für 2016 schon verplant, zusätzlich zu den bereits ausbezahlten 10 000 Euro für den Kompositionswettbewerb. Das bedeute aber, dass für andere, kleinere Kulturprojekte 2016 nicht mehr allzu viel bleibe. "Außerdem entspricht das nicht der Satzung des Kulturfonds, da sind wir mehrfach angemahnt worden."

Ein Arbeitskreis hat nun die Vergaberichtlinien überarbeitet und beschlossen, die Höchstgrenze der Förderung von 5000 Euro auf 3000 zu begrenzen. "Also brauchen wir für Projekte wie das Korbinian-Musical entweder einen eigenen Haushaltsposten, für Zamma ging das ja auch, oder der Kulturetat muss aufgestockt werden", so Hierl.

Nicht ganz glücklich ist Hierl mit dem Kulturprogramm der Stadt. Die Broschüre für den Herbst ist gerade veröffentlicht worden, Kabarettist Helmut Schleich lächelt einen da auf dem Titelblatt an. Sicher ein Zugpferd, meint dazu Hierl. "Aber man muss Kultur auch als Bildungsauftrag sehen, nicht nur als Unterhaltung, ein Klassiker im Asamtheater täte gut", sagte er. Gleichwohl müsse man Kulturamtsleiter Adolf Gumberger dafür loben, dass die Aboreihe im Asamtheater so beliebt sei. "Die Auslastung stimmt, das Defizit ist gesunken, das ist im Sinne der Stadt." Ein Kulturprogramm dürfe aber nicht zu populistisch sein. Die Stadt müsse dem Kulturamt die Möglichkeit bieten, mal ein bisschen schwere Kost anzubieten.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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