Freising:Die Goldgräberstimmung ist vorbei

Freising: Maisernte: Martin Wolf aus Zolling benötigt ihn für die Rindermast, die Pflanzen spielen aber auch bei der Biogas-Erzeugung eine wichtige Rolle.

Maisernte: Martin Wolf aus Zolling benötigt ihn für die Rindermast, die Pflanzen spielen aber auch bei der Biogas-Erzeugung eine wichtige Rolle.

(Foto: Marco Einfeldt)

Seit die Einspeisevergütung für Strom aus Biomasse sinkt, stagniert der Maisanbau im Landkreis auf hohem Niveau. Da die Nutzpflanze die Böden auslaugt, suchen Forscher an der Landesanstalt in Freising nach Alternativen

Von Alexandra Vettori, Freising

Noch vor hundert Jahren spielte Mais so gut wie gar keine Rolle in der bayerischen Landwirtschaft, mittlerweile aber bedeckt die Nutzpflanze, die ursprünglich aus Mexiko kommt, im Freistaat über 500 000 Hektar Ackerland. Im Landkreis Freising zählt das zuständige Amt für Landwirtschaft heuer 10 047 Hektar Mais, das entspricht einem Viertel der Felder. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anbau leicht zurückgegangen, da waren es noch 10 335 Hektar. Zum Vergleich: Vor 15 Jahren wurde im Landkreis auf 7800 Hektar Mais angebaut. Der Grund für den steten Zuwachs ist die Energiewende: Mais verspricht die höchste Ausbeute bei der Wärme- und Stromgewinnung.

In früheren Jahrzehnten diente die Pflanze vor allem als Futtermittel für Nutztiere, nun wird Silomais bereits zu einem Drittel als Brennstoff für Wärmegewinnung und Strom genutzt. Bis zum Jahr 2012 herrschte geradezu Goldgräberstimmung, viele Landwirte bauten Biogasanlagen. Seit drei Jahren sinken die Einspeisevergütungen für Strom aus Biomasse stark, seither gibt es kaum noch neue Anlagen. Der Maisanbau stagniert auf hohem Niveau, denn in den bestehenden Anlagen ist die Energieausbeute und damit der Einsatz von Substrat deutlich gestiegen.

Doch der großflächige Anbau - Kritiker sprechen von einer "Vermaisung" der Landschaft - hat nicht nur in ästhetischer Hinsicht negative Folgen: Die mannshohen Stauden zehren die Böden aus, brauchen viel Dünger, der das Grundwasser belastet, verstärken die Bodenerosion, weil sie spät wachsen und die Böden lange brach liegen, und bieten Insekten und Wildtieren kaum Lebensraum.

Seit Jahren laufen deshalb verschiedene Projekte, um die Biogasproduktion auch ökologisch zu optimieren, eine Reihe davon unter dem Dach der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), die dem bayerischen Landwirtschaftsministerium untersteht und ihren Hauptsitz in Freising hat. In zwei Richtungen gehen die Forschungen: Zum einen soll die Effizienz durch technische Neuerungen verbessert werden. Für Fabian Lichti, Abteilungsleiter Biogastechnologie an der Landesanstalt, ist Biogas ein unverzichtbarer Bestandteil der Energiewende. "Es hat einfach den großen Vorteil, dass es auch auf längere Zeit hin gut speicherbar ist und dann eingesetzt werden kann, wenn Bedarf besteht", betont er. Dort, wo jetzt noch neue Anlagen entstehen, liegt der Schwerpunkt bei der Gasausbeute aus Rindergülle. Nach der energetischen Nutzung werden die Reste auf die Felder ausgebracht, "das ist dann ein noch besserer Dünger als das Ausgangsmaterial", sagt er. Das Problem ist, dass die Stromproduktion aus Gülle noch nicht die energetische Ausbeute von Mais bringt.

Gleichzeitig untersucht man pflanzliche Alternativen zum Mais. Seit 2013 bündeln drei Einrichtungen, darunter die Landesanstalt in Freising, ihre Ergebnisse und präsentieren sie regelmäßig. So ist auch das Projekt "Informations- und Demonstrationszentrum Energiepflanzenanbau" entstanden. In Grub im Landkreis Ebersberg testet man beispielsweise, ob sich die Durchwachsene Silphie, Sida, Riesenweizengras oder Wildpflanzenmischungen als Energiepflanzen eignen. Auch mit Fruchtfolgen wird experimentiert, wenn zum Beispiel auf Grün- und Winterroggen, Wintergerste oder Wintertriticale weitere Kulturen folgen, etwa Amarant. Beim Feldtag im Juni stieß in Grub erneut die "Durchwachsene Silphie", eine nordamerikanische Dauerkultur, auf Interesse, die an die Erträge von Mais herankommen kann. Bisher, so erfuhren die Besucher, seien es aber die hohen Pflanzkosten, welche die Bauern noch vom Anbau abhalten.

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