Flüchtlinge neben Camerloher:Containerdorf am Schulsportplatz

Flüchtlinge neben Camerloher: Private Wohnungen reichen nicht mehr aus: Auf dem Gelände des Camerloher-Gymnasiums soll ein Container- und Zeltdorf für Flüchtlinge entstehen.

Private Wohnungen reichen nicht mehr aus: Auf dem Gelände des Camerloher-Gymnasiums soll ein Container- und Zeltdorf für Flüchtlinge entstehen.

(Foto: marco einfeldt)

Der Landkreis Freising weiß nicht, wo er Asylbewerber unterbringen soll. Nun kommen Container auf das Areal neben dem Camerloher-Gymnasium. Bis alles fertig ist, müssen Neuankömmlinge noch in eine andere Schule.

Von Peter Becker, Freising

Auf dem Sportgelände des Camerloher-Gymnasiums an der Wippenhauser Straße in Freising sollen Container und winterfeste Zelte für etwa 300 Asylbewerber entstehen. Dies geht aus einem Elternbrief hervor, den die Schulleitung versendet hat und der der Freisinger SZ vorliegt. Die nötigen Bauarbeiten sollen in den Sommerferien beginnen und spätestens im September abgeschlossen sein. Bis alle nötigen Maßnahmen beendet sind, kommen etwa 120 Asylbewerber in der Sporthalle der Wirtschaftsschule unter.

Für beide Schulanlagen ist der Landkreis als Träger der Einrichtungen und Liegenschaften zuständig. Dieser gerät angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen zunehmend unter Druck. Die Regierung von Oberbayern verteilt die eintreffenden Flüchtlinge nach einer festgelegten Quote auf die Landkreise.

Ankömmlinge bisher stets dezentral untergebracht

Etwa 700 Asylbewerber sind derzeit in ungefähr 50 Unterkünften dezentral untergebracht. Doch diese reichen bei Weitem nicht mehr aus, um die steigenden Vorgaben der Regierung zu erfüllen. Demnach müsste der Landkreis aktuell etwa 850 Asylsuchende unterbringen. Er hinkt also den Vorgaben der Regierung weit hinterher. Bis zum Jahresende sollen überdies insgesamt 1500 Neuankömmlinge aus den Krisengebieten der Erde zumindest vorübergehend im Landkreis Freising eine Bleibe finden.

Bislang hat der Landkreis die Ankömmlinge stets dezentral untergebracht. Überdies hat er darauf verzichtet, anerkannte Asylbewerber, so genannte Fehlbeleger, aus ihren Quartieren auszuweisen. Dies ist auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Region zurückzuführen. Es sind zwar größere Wohnanlagen für Asylbewerber in Planung, doch bis diese umgesetzt werden können, vergeht eine Weile. Ins Auge gefasst sind unter anderem Standorte am Freisinger Bahnhof, in Moosburg und in Zolling.

Erstmals ein größeres Kontingent an Asylbewerbern

Doch die Zeit drängt. "Da im Landkreis alle in Frage kommenden Häuser für Asylbewerber belegt sind, sieht sich der Landkreis gezwungen, auf dem Sportplatz des Camerloher-Gymnasiums Container und winterfeste Zelte für etwa 300 Asylbewerber zu errichten", informiert Stellvertretender Schulleiter Peter Spanrad im Elternbrief. Gleichzeitig bittet er um das Verständnis seitens der Eltern. Es tritt jetzt also der Fall ein, der eigentlich vermieden werden sollte: dass für die Unterbringung von Flüchtlingen Turnhallen oder andere öffentliche Einrichtungen requiriert werden müssen.

Der Landkreis bekommt wohl erstmals ein größeres Kontingent an Asylbewerbern zugewiesen. Die Regierung hatte bereits im vergangenen Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass insbesondere mit Blick auf die kalte Jahreszeit die Landkreise für Notquartiere sorgen sollen. Auch der Landkreis musste sich dazu Gedanken machen, hat sich aber in der Vergangenheit nie konkret geäußert, wie ein solcher Notfallplan aussehen könnte. Landrat Josef Hauner hat für diesen Dienstag ein Pressegespräch angesetzt, in dem er ausführlich zur Lage bei der Unterbringung von Flüchtlingen informieren will.

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