Freising:Auf der Suche nach dem großen Wurf

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Die kreativen Köpfe in den Architekturbüros sind gefragt: Der Wettbewerb zur Innenstadtkonzeption hat begonnen.

Kerstin Vogel

Manch einem mag es vorkommen, als ginge mit der Innenstadtkonzeption nicht wirklich etwas voran. Doch hinter den Kulissen wird auf Hochtouren an der Umsetzung gearbeitet. Gefragt sind in den kommenden Wochen und Monaten vor allem die kreativen Köpfe in den Planungs- und Architekturbüros. Denn der Planungsausschuss des Stadtrats hat nun den Auslobungstext für den Realisierungswettbewerb fertiggestellt und damit den Startschuss für die Bewerber gegeben. Es geht um nicht weniger als die Neugestaltung von Oberer und Unterer Hauptstraße samt Nebenstraßen und Stadteingängen sowie die Öffnung der Moosach. Bis Ende des Jahres soll der Wettbewerb abgeschlossen sein - ein "sportliches Ziel", wie es im Ausschuss hieß.

Stadträte und Verwaltung haben gemeinsam mit den Freisinger Bürgern viele Ideen für die Umgestaltung der Innenstadt entwickelt. Eine eigens angefertigte Machbarkeitsstudie lieferte dann im Oktober vergangenen Jahres den Beweis, dass die großen Leitlinien dieser neuen Innenstadtkonzeption tatsächlich umsetzbar sind, darunter der höhengleiche Ausbau in der Altstadt, die Verkehrsberuhigung nach dem Vorbild der Schweizer Begegnungszonen, die Neugestaltung der Eingänge in die Stadt und natürlich die Moosachöffnung. Wie das konkret aussehen könnte, dazu soll der Wettbewerb, der nun für Kosten von 170 000 Euro durchgeführt wird, Ideen liefern. 30 Fachbüros sollen die Wettbewerbsaufgabe erhalten - und die Stadt legt Wert darauf, dass es erfahrene Unternehmen sind, die sich der Innenstadt annehmen.

Zwar plädierten Helmut Priller (ÖDP) und Norbert Gmeiner (SPD) dafür, ein paar jungen Büros eine Chance zu geben, auch wenn diese noch nicht über die nötigen Referenzen verfügen. Das aber lehnten die übrigen Ausschussmitglieder, allen voran Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, mit Nachdruck ab. Ein Projekt wie der Umbau der Freisinger Innenstadt bedürfe dann doch einer gewissen Erfahrung, so der Tenor.

Tatsächlich müssen insgesamt mehr als 33 500 Quadratmeter Fläche überplant werden - und die im Auslobungstext formulierten Anforderungen sind auch ansonsten durchaus anspruchsvoll (Kasten). Unter anderem erwarten sich die Stadträte für ihre "neue" Innenstadt eine deutliche Reduzierung der Verkehrsbelastung. Fußgänger und Radverkehr sollen dabei gestärkt werden, die Autos will man dagegen weitgehend aus der Altstadt verdrängen. Parkplätze wird es dort künftig deshalb nicht mehr geben.

Zur ebenfalls angestrebten Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs in Freising sollen die bestehenden Buslinien unverändert bleiben, geplant ist zudem eine Takterhöhung. Aktuell verkehren fünf Buslinien in der Oberen und drei in der Unteren Hauptstraße - Barbara Hummel vom Münchner Büro Schober, das die Auslobung des Wettbewerbs vorbereitet hat, lobte das als "eine Super-Sache: Busse in der Altstadt".

Wichtig ist der Stadt neben einem "gesamtheitlichen Gestaltungskonzept" beispielsweise auch die künftige Barrierefreiheit der Innenstadt - wobei die Topografie genau genommen lediglich einen "barrierearmen" Umbau ermöglicht. Der neue Bodenbelag soll gut begehbar sein. Außerdem sollen die Planer Raum für möglichst viele Fahrradabstellplätze schaffen und auch der Gastronomie unter freiem Himmel wird einige Bedeutung beigemessen. Als "wunderbares Element" aber soll die Moosachöffnung einen wichtigen Baustein der Stadtgestaltung bilden. Das hat Hummel bei der Präsentation des Auslobungstextes im Planungsausschuss noch einmal unterstrichen. Zur Art der Gestaltung eines offenen Wasserlaufs werden im Wettbewerb jedoch bewusst keine Vorgaben gemacht. Empfohlen wird den Büros allerdings die Zusammenarbeit mit einem Fachingenieur für Wasserbau - und auch ein Künstler darf hinzugezogen werden.

Einige Freiheiten werden den Planern auch im Umgang mit Skulpturen und Brunnen im Innenstadtgebiet zugestanden. Sie sind "entwurfsbedingt versetzbar", wie es im Auslobungstext heißt. Das gilt etwa für den Roider-Jackl-Brunnen und auch der Brunnen am Marienplatz - bekannt als "Mohrenkopfschachtel" - könnte theoretisch verlegt werden, auch wenn er in der Nähe des Marienplatzes bleiben soll. Das Kriegerdenkmal ist grundsätzlich an der Oberen Hauptstraße zu belassen, so die Forderung, die Lage dürfe aber geringfügig verändert werden. Vollkommen unverrückbar ist einzig und allein die Mariensäule in der Mitte des Marienplatzes.

© SZ vom 13.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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