Altkleider-Gauner:Alles in die eigene Tasche

Altkleider-Container in München, 2012

Wer sicher gehen will, sollte seine Sachen lieber den gemeinnützigen Sammlern im Landkreis spenden. Dazu gehört das Rote Kreuz.

(Foto: Catherina Hess)

"Eine Frechheit, dass Gutmütigkeit dermaßen in den Dreck gezogen wird." Dubiose Firmen stellen in Freising immer wieder Körbe für illegale Altkleider-Sammelaktionen auf und verunsichern und verärgern die Bürger.

Von Peter Becker, Freising

Beschwert hat sich eine Lerchenfelderin via Facebook bei der Freisinger SZ. Geärgert hat sie sich über einen Verein, der am 30. Januar rund um die Savoyer Au Körbe und Flyer mit der Aufschrift "Schuhe- und Kleidersammlung" verteilt hat. "Wir hatten gerade einige gebrauchte, aber noch gute Sachen, die wir nicht mehr benötigen und haben ohne mit der Wimper zu zucken die Körbe damit gefüllt", berichtet die Frau. Sie habe aber vergessen, die vollen Behälter am Abholtag auf die Straße zu stellen.

Die Frau wollte dann die angegebenen Telefonnummern anrufen und auf ihr Versäumnis hinweisen. Es stellte sich heraus, dass diese nicht vergeben waren. Ein Blick ins Internet blieb nicht ganz erfolglos. "Als ich die angegebene Firma gesucht hab, kamen mir nur Berichte über illegale Sammelaktionen entgegen!", bekundet die Frau entrüstet. "Ich finde es eine Frechheit, dass sie Gutmütigkeit dermaßen in den Dreck gezogen wird. Wem kann man denn noch trauen?", fragt sich die Frau. Sie würde wirklich gerne bedürftigen Menschen helfen, beteuert sie. Geld spende sie nur ungern, weil sie nicht wisse, bei wem das ankomme.

Im Landkreis sind Firmen wie "Quo Vadis" oder "Mehartix" aktiv

Dubiose Firmen wie "Quo Vadis" oder "Mehartix" haben in der Vergangenheit immer wieder solche Sammelaktionen in verschiedenen Kommunen des Landkreises veranstaltet. Sie geben vor, Kleidung und andere Dinge für einen guten Zweck zu sammeln. Vermutlich wirtschaften sie aber eher in die eigene Kasse. Bürgermeister und Bürger erbosten sich immer wieder über die dreiste Art der Sammler, ihre Körbe zu platzieren. Meist auf Privatgrund, was die Besitzer ärgert. Stellen sie ihre Behälter auf der Straße auf, gefährden die angeblich gemeinnützigen Sammler mitunter Fußgänger oder andere Verkehrsteilnehmer.

Rechtliche Handhabe gibt es gegen die gewerbsmäßigen Sammler kaum. Daran sind die Bundesländer selber schuld. Nur in Rheinland-Pfalz gibt es noch ein Sammlungsgesetz, mit dessen Hilfe die Behörden gegen entsprechende Aktionen vorgehen können. Bayern gehört zu den Bundesländern, die es zu Beginn des Jahres 2008 abgeschafft haben.

Mit alter Kleidung und Papiermüll lässt sich viel Geld verdienen

Nach einer Auskunft aus dem Landratsamt regelt das Kreiswirtschaftsgesetz diese Sammlungen. Weil sich mit dem Sammeln von Kleidung oder Papier mittlerweile viel Geld verdienen lässt, gab es im Landkreis Freising bereits im Jahr 2013 etwa 25 gewerbliche Sammler. Deren Absichten sind nicht immer durchschaubar oder seriös. Wer da sicher gehen will, sollte deshalb seine Sachen lieber den gemeinnützigen Sammlern im Landkreis spenden. Grundsätzlich verboten sind solche Aktionen, die sich an die Haushalte wenden, allerdings nicht.

Doch wo kein Kläger, da ist bekanntlich auch kein Richter: Die Polizei müsste eine entsprechende Anzeige eines verärgerten Bürgers aufnehmen, dann könnte ein Bußgeldbescheid erlassen und so eine Firma zur Rechenschaft gezogen werden. Vielleicht überlegen es sich die "wilden Sammler" dann das nächste Mal etwas besser, an welchen Plätzen sie ihre Behältnisse aufstellen.

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