Frauenhaus braucht mehr Plätze:Wenigstens ein zweites Gebäude

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SPD-Politikerin Isabell Zacharias fordert bei einem Besuch den Ausbau der mehr als ausgelasteten Freisinger Einrichtung

Von Petra Schnirch, Freising

Anfang Januar hat die Diakonie Freising die Trägerschaft des Frauenhauses übernommen. Dass dies keine einfache Aufgabe ist, zeigte sich am Donnerstagnachmittag bei einem Besuch der SPD-Politikerin Isabell Zacharias. Frauenhäuser seien extrem unterfinanziert, kritisierte die Landtagsabgeordnete. Der Antrag der Landtags-SPD, die staatliche Unterstützung für die 40 Häuser in Bayern auf fünf Millionen Euro zu verdoppeln, sei im Dezember 2016 abgelehnt worden. Die 367 Plätze im Freistaat reichten bei weitem nicht aus, jede zweite Frau müsse abgewiesen werden. Auch die Zahlen in Freising sprechen für sich: 2015 konnten hier 39 Hilfe suchende Frauen mit ihren Kindern aufgenommen werden, es gab jedoch 267 Anfragen.

Fünf Frauen-Plätze stehen in Freising zur Verfügung. Doch man "bräuchte 600 Prozent mehr", meinte Zacharias, wenigstens aber ein zweites Haus. Im vergangenen Jahr manifestierte sich ein weiteres Problem: 2016 bot die Einrichtung nach Angaben der neuen Leiterin Christina Mayer insgesamt 19 Frauen und 19 Kindern Schutz. Ihre Verweildauer im Haus steigt, weil sie auf dem angespannten Wohnungsmarkt nur sehr schwer eine eigene Bleibe finden. Auch eine Nachsorge der traumatisierten Frauen und Kinder wäre wünschenswert, sei aus Personalgründen aber nur "rudimentär" möglich, sagte Diakonie-Leiterin Beate Drobniak. Doch gerade die Kinder benötigten Hilfe, weil sie Gewalt an ihrer Mutter miterlebt hätten. "Das Rollenbild, das vor allem Mädchen erfahren haben, nehmen sie sonst in die nächste Generation mit." Vier Halbtagsstellen, inklusive Leiterin, finanziert der Freistaat, außerdem eine Verwaltungskraft. Die Kosten für eine Erzieherin trägt die Diakonie. Acht ehrenamtliche Helferinnen, die regelmäßig geschult werden, leisten die 24-Stunden-Rufbereitschaft, dafür sucht die Diakonie zur Entlastung weitere Unterstützung. Auch Aufgaben im Frauenhaus übernehmen Ehrenamtliche und spielen beispielsweise mit den Kindern. "Der Staat hat sich hier ein Stück weit rausmanövriert", sagte Zacharias.

Das Freisinger Frauenhaus feierte 2016 sein 25-jähriges Bestehen. 828 Frauen mit 953 Kindern fanden in dieser Zeit dort Zuflucht. Anlässlich dieses Jubiläums und des Wechsels der Trägerschaft vom Verein für Fraueninteressen, der sich auflöst, zur Diakonie, fand am Mittwoch ein Festakt statt. Unter Leitung der Diakonie kann auch das Freisinger Interventions-Modell (FIM) weitergeführt werden: Opfer häuslicher Gewalt weist die Polizei auf das Angebot einer Beratung hin. Wenn die betroffene Frau einverstanden ist, wird die FIM-Mitarbeiterin gleich eingeschaltet. Der Landkreis habe es sich auf die Fahne geschrieben, das Thema Gewalt präsenter zu machen, lobte Drobniak.

Zacharias besuchte am Donnerstag auch die Freisinger Tafel. Dort engagieren sich 60 Frauen und Männer ehrenamtlich. Da es in den Ausgabestellen zu wenig Babywindeln gibt, will die Abgeordnete Drogeriemärkte anschreiben und um Spenden bitten.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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